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So verändert Corona den Campus – Ökonomische Auswirkungen Teil 1

Vario Paper wurde bereits dauerhaft geschlossen, aber auch andere Institutionen am Campus leiden – und der reguläre Vorlesungsbetrieb soll voraussichtlich erst wieder zum April 2021 starten. Wir haben nachgefragt, welche Auswirkungen das auf das Studentenwerk, Hochschulsport, Campus e.V. und die Studierendenschaft hat.

Nachdem dieses Sommersemester komplett online stattfand, wird auch das Wintersemester 2020/21 bekanntlich zu großen Teilen Digital stattfinden. Es soll aber Ausnahmen geben und einige Veranstaltungen in Präsenz stattfinden. Die Klausuren sollen nach derzeitiger Planung ebenfalls in Präsenz stattfinden.

Im Oktober beginnt dann das neue, größtenteils wieder digitale Semester und rund 1.500 Erst-Semester werden den Campus bevölkern – oder eben nicht. Viele Studierende sind derzeit nicht in Lüneburg, haben ihre Wohnungen gekündigt und neue Erst-Semester planen erst später nach Lüneburg zu ziehen. Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie insgesamt hat, haben wir bei einigen Institutionen nachgefragt.

Studentenwerk OstNiedersachsen

Die finanziellen Auswirkungen sind erheblich, aber nicht bedrohlich, es stehen ausreichende Rücklagen zur Verfügung und man ist derzeit liquide, so das Studentenwerk. Die Mensen sind seit Ende März geschlossen und man rechnet mit fehlenden Umsatzerlösen von rund 3,7 Mio. Euro im Bereich der Hochschulgastronomie. Aufgrund der fehlenden Nachfrage, gibt es nur ein sehr eingeschränktes Essensangebot im To-Go-Bereich. Die geringeren Einnahmen werden durch die geringeren Ausgaben gut kompensiert; aufgrund des Kurzarbeitergeldes für das Mensa-Personal wird man unter dem Strich keine nennenswerten Verluste in der Hochschulgastronomie haben. Aber betriebswirtschaftlich gesehen lohnen sich die To-Go-Angebote derzeit nicht: Während man in der Vergangenheit rund 15.000 Essen verkaufte, sind es jetzt nur rund 500 Mahlzeiten. Die Nachfrage fehlt, weil kaum jemand auf dem Campus ist, dennoch hat man den Anspruch, für die Studierenden und Mitarbeitenden da zu sein.

Besonders prekär ist der Bereich Wohnen. Die internationalen Studierenden fehlen, weil sie nicht ins Land einreisen können. Von den rund 4.500 Zimmern, die das Studentenwerk in verschiedenen Städten betreibt, standen im Mai knapp 500 leer. Derzeit wird ein Leerstand von rund 180 Zimmern unmittelbar auf die Corona-Pandemie zurückgeführt. Derzeit gibt es Miet-Mindereinnahmen von 55.000 Euro im Mai. Insgesamt wird mit einem Mietausfall für das Sommersemester von rund 400.000 Euro gerechnet. Das Studentenwerk rechnet jedoch damit, dass sich die Situation noch weiter zuspitzen wird, da Kurzvermietungen wegfallen und die erneute Umstellung auf das G9-Abitur zu weniger Studienanfänger*innen führen wird. Derzeit wird geprüft, ob der Leerstand für neue Ideen und Konzepte genutzt werden kann oder ob man die Zeit für Renovierungen nutzen möchte.

Semesterbeitrag wird nicht sinken

Beim Studentenwerk OstNiedersachsen waren während des harten Lockdowns mehr als die Hälfte der 600 Mitarbeiter*innen in Kurzarbeit. Nach und nach wurden und werden jetzt die einzelnen Bereiche wieder hochgefahren.

Auch wenn es noch einige Angebote gibt, die nicht im vollen Umfang genutzt werden können, so müssen Infrastruktur und Personal weiterhin finanziert werden. Auf den Studentenwerksbeitrag von 104 Euro pro Semester hat die Corona-Pandemie daher keine Auswirkungen. Der Beitrag steigt, wie vereinbart, um zwei Euro jedes Jahr. Das hat den Grund, dass das Studentenwerk viele unentgeltliche Leistungen anbietet, für die der Semesterbeitrag die einzige Gegenfinanzierung ist. Um die Kostensteigerungen aus Tariferhöhungen etc. aufzufangen, muss der Beitrag jedes Jahr steigen. Insgesamt wird das Studentenwerk zu fast 80 % durch die Studierenden finanziert. Die Finanzhilfe des Landes hat 2019 nur noch weniger als 9 % ausgemacht.

Letztes Jahr gab es gemeinsam mit den Studierenden eine Kampagne zur Erhöhung, die aber leider fruchtlos geblieben ist. Das bedeutet auch, dass Verluste des Studentenwerks am Ende von den Studierenden aufgefangen werden müssen. Das würde vermutlich auch im Fall einer drohenden Zahlungsunfähigkeit gelten. Es müssten dann die Semesterbeiträge und Preise angehoben werden. Das Studentenwerk OstNiedersachsen erklärt: „Wir tun aber alles dafür, dass die Verluste nicht zu groß werden und bemühen uns gleichzeitig, mit so vielen Angeboten wie möglich weiter für die Studierenden da zu sein.“

Hochschulsport

Aktuell fallen mehr Einnahmen als Ausgaben weg, sodass derzeit monatlich im Vergleich zu der Vor-Corona-Zeit ein erhöhtes Defizit in einem großen vierstelligen Bereich zu nennen ist. Dieses Defizit würde sich jedoch mit der Wiedereröffnung des Studios senken, so der Hochschulsport. Die Personalkosten sinken leicht, da einige SHK-Verträge nicht verlängert, ausgesetzt oder gar nicht erst geschlossen worden sind. Ebenfalls sinken die Kosten für übungsleitende Personen stark. Die Leidtragenden sind die Studierenden, die oftmals auf die SHK-Verträge als Einnahmequelle angewiesen sind. Kurzarbeit war im Hochschulsport kein Thema.

Insgesamt gehen jedoch dem Hochschulsport mehr Einnahmen weg als Kosten gespart werden, hinzukommt der Mehraufwand für die corona-bedingten Maßnahmen (Hygiene-Konzepte). Derzeit gibt keine Kündigungswelle zu beobachten, aber die normalen Kündigungen können nicht durch Neu-Eintritte kompensiert werden.

Der Hochschulsport ist bestrebt, die Kostenstruktur nicht groß zu verändern. Ob dies gelingt, hängt aber von einer großzügigen Finanzplanung der Hochschule ab. Da der Hochschulsport Teil der Hochschule ist, haftet die Leuphana für die Finanzen.

Campus e.V. – Campus Management GmbH – Wohnheime, Café Valinta, Vamos

Die Campus Management GmbH ist stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Die gesamte Campus Gruppe hat es sich in der Auswahl ihrer Tätigkeitsbereiche zum Ziel gemacht, einen Mehrwert für Lüneburg zu schaffen. So stützt sich das Geschäft zum Großteil auf die Schaffung eines Kulturangebots für die Lüneburger und das Umland: Partys und Veranstaltungen sowie gastronomische Betriebe (Theatergastro und Café Valinta auf dem Campus). In all diesen Bereichen liegen massivste Umsatzeinbußen von bis zu 100 % vor. Aber auch in anderen Bereichen wie z.B. dem Carsharingbereich ging die Nutzung stark zurück, so Campus.

Die Campus Gruppe hat einen nicht unerheblichen Fixkostenblock für Personal, Mieten, Fahrzeuge etc. Die Personalkosten wurden durch die Beantragung von Kurzarbeit vorübergehend etwas gesenkt, alle anderen Kosten fallen aber weiter in voller Höhe an. Die Pandemie sorgt also nicht unbedingt für steigende oder fallende Kosten, sondern nur für ein Ausbleiben von Einnahmen.

Seit April 2020 wurden – im Vergleich zu den gleichen Monaten im Vorjahr – im Schnitt etwa 50 % mehr Zimmer gekündigt. Das ist nicht schön, aber derzeit noch vertretbar, so Campus. Eine gewisse Fluktuation über das gesamte Jahr ist normal, es ist aber deutlich erkennbar, dass es einen Anstieg der Kündigungen gibt. Die Nachfrage nach Wohnheimplätzen ist in der Zeit von April bis Juli ohnehin meist recht eingeschränkt. So ist man gespannt auf die Zeit nach Versand der Zulassungsangebote der Leuphana. Normalerweise wird ab dem Stichtag alles sehr schnell vermietet. Die Campus Gruppe hofft, dass auch in diesem Jahr die Nachfrage zumindest so hoch ist, dass es keine oder nur wenig Leerstände geben wird.

Auf Grund der fehlenden Umsätze musste Vario Paper (ehem. Campus Copy) am Standort der Leuphana leider bereits dauerhaft geschlossen werden, der Standort wird nicht wieder geöffnet. Das Café Valinta ist derzeit durchgehend geschlossen, die Umsatzeinbuchen betragen hier somit 100 %. Über die ganze Firma lagen die Rückgänge bei über 60 % in den ersten drei Monaten.

Um das Kulturleben in Lüneburg aufrecht zu erhalten und die Kulturschaffenden zu unterstützen, hat Campus gemeinsam mit den Protones den „Lüneburger Kultursommer“ ins Leben gerufen. Unter freiem Himmel und unter Berücksichtigung aller Sicherheitsaspekte wurde auf den Sülzwiesen kurzfristig ein abwechslungsreiches Programm aus etwa Konzerten und Filmvorführungen auf die Beine gestellt. Mehr Infos unter https://lueneburger-kultursommer.de/

Studierendenschaft – AStA und StuPa – u.A. AStA-Servicebetriebe (KonRad, Ton & Licht, EliStu usw.)

Trotz Nachfragen gab es keine Antworten vom StuPa-Vorsitz oder den AStA-Sprecher*innen, lediglich das AStA-Finanzreferat antwortete kurz mit „30. September“. Nach Recherchen der Univativ, ist dies das Datum vom Ende des Haushaltsjahr welches am 1. Oktober des Vorjahres begann.

Die Studierenden der Leuphana leisten mit 20,75 Euro pro Semester einen der höchsten Beiträge Deutschlands. Die Studierendenschaft verwaltet ein Volumen von knapp 500.000 Euro ohne Semesterticket.


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Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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