Proteste gegen die Finanzpolitik der Leuphana gehen weiter

Zehn Tage nach der Farbaktion am Zentralgebäude folgt die zweite Aktion der Kampagne #LeuphanaDivest. Mit einer Performance vor dem Gebäude 10 fordern die Aktivist*innen erneut den Abzug der Universitätsgelder von der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB).

Montag, 11:30 Uhr: Die ersten Aktivist*innen der Kampagne #LeuphanaDivest versammeln sich in weißen Kitteln im Biotopgarten neben dem Zentralgebäude. Letzte Absprachen werden getroffen, Aufgaben verteilt und Redebeiträge koordiniert. Alles soll reibungslos über die Bühne gehen, denn nachdem die letzte Aktion viel Aufsehen erregt hatte, ist auch mit Polizeipräsenz zu rechnen. Die klimaschädliche Finanzpolitik der Universität hatte dadurch erneut breite Öffentlichkeit erfahren. Der mediale Druck solle daher aufrechterhalten werden, so die Aktivist*innen.

Die Performance-Aktion ist dramaturgisch klar strukturiert. Angekommen am Gebäude 10 fallen alle Personen nacheinander auf den Boden. Die weißen Kittel, als Symbol der Wissenschaft, werden mit Kunstblut beschmiert. Die als ‚Die-In‘ bekannte Performance soll die tödlichen Folgen der Klimakatastrophe darstellen. Ellie, Klimaaktivistin und Studentin an der Leuphana, untermalt die düstere Szenerie mit einer Rede, in der sie an die eigenen Werte der Universität appelliert:

„Als Studierende habe ich gelernt, dass Wissenschaft Verantwortung zu tragen hat – dass sie angesichts der bevorstehenden Krise selbst der Veränderung den Weg bereiten muss. Doch welche Hoffnung bleibt, wenn nicht einmal die Universität, die all das lehrt, ihrer Verantwortung gerecht wird?“

Doch die Hoffnungslosigkeit schlägt schon bald in Tatendrang um – nach und nach erheben sich die Aktivist*innen. In einem weiteren Redebeitrag werden die Studierenden dazu aufgefordert, sich der Kampagne anzuschließen und die Beitragszahlungen für das kommende Wintersemester zu boykottieren. So würde zumindest ein Teil des Geldes nicht mehr auf der Nord/LB liegen, welche in die fossile Energie- und Rüstungsindustrie investiert.
Mehrfach bitten die Redner*innen um ein direktes Gespräch mit der Universitätsverwaltung. Diese jedoch zeigt, selbst nachdem erneut die Fassade mit schwarzer Farbe bemalt wurde – außer vereinzelter Blicke aus den Fenstern – keine Reaktion. Als wenig später die Polizei eintrifft, ist ein Großteil der Aktivist*innen bereits verschwunden.

Konsequenzen der vergangenen Aktion

Ähnlich lief es auch zehn Tage zuvor bei der ersten Aktion ab. Weder ein Gespräch mit den Aktivist*innen noch eine öffentliche Stellungnahme der Leuphana hat es bisher gegeben. Konsequenzen wurden dennoch gezogen – nicht finanzpolitisch, sondern juristisch. Aus Kreisen des Hochschulsenats hat die UNIVATIV erfahren, dass Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt und ein Hausverbot für Gebäude 10 erteilt worden sei. Außerdem habe die Universität die vierstelligen Reinigungskosten für die erste Farbaktion in Rechnung gestellt. Vergleichbare Reaktionen sind nun wieder zu erwarten.


Bilder: (c) Hanno Hinrichs

Hanno Hinrichs

Schreibt über Politik, Gesellschaft und Protestkultur

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