Liebeskind-Bau Zentralgebäude Leuphana Universität - (c) Pixabay

Landesrechnungshof kritisiert Kosten des Zentralgebäudes

Der Landesrechnungshof Niedersachsen stellt in seinem jährlichen Bericht fest, dass das Zentralgebäude der Leuphana fast genauso teuer ist wie ein Universitätsklinikum. 114,7 Mio. Euro für das Zentralgebäude bisher, nach Landesrechnungshof wäre es auch für rund 42 Mio. Euro realisierbar gewesen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Leuphana Universität Lüneburg in den Berichten und Sonderberichten vom Landesrechnungshof (LRH) vorkommt. Anfang Juni stellte der LHR den Bericht für das Jahr 2019 vor. In dem eigenen Kapitel mit zehn Seiten „Leuphana Stiftungsuniversität Lüneburg; Anspruch und Wirklichkeit des Großprojekts Zentralgebäude“ widmet sich der LRH kritisch dem Zentralgebäude nach Entwürfen des Architekten Daniel Libeskind.

So schreibt der LHR:

„Während sich die Stiftungshochschule in der niedersächsischen Hochschullandschaft zwischenzeitlich etablierte, konnte das Zentralgebäude die Erwartungen nicht erfüllen, mit denen die Hochschulleitung und das Wissenschaftsministerium für das Projekt geworben hatten. Insbesondere verdoppelten sich die angekündigten Baukosten. Heute zählt das Gebäude zu den teuersten niedersächsischen Landesbauten der letzten Jahre.“

Geplant wurde das Gebäude 2011 mit 57,7 Mio. Euro. Die Schlussrechnung 2017 umfasst 109,354 Mio. Euro. Nach Erhebungen des LHR kommen noch zusätzliche Projektkosten von 5,4 Mio. Euro dazu – somit Gesamtkosten von rund 114,7 Mio. Euro.

Vergleich mit Hochschulbau in Hildesheim

In dem Bericht vergleicht der LHR das Zentralgebäude mit dem zu einem ähnlichen Zeitraum im Bau befindenden neuen Forum der Uni Hildesheim. Ein Vergleich der beiden Gebäude zeigt die Kostenunterschiede.

Tabelle 18 - Bericht Landesrechnungshof Jahr 2021 - (c) LHR NDS
Tabelle 18 – Bericht Landesrechnungshof Jahr 2021 – (c) LHR NDS

So fasst der LHR zusammen:

„Die Leuphana hatte den CO2-freien Campus als ausdrückliches Nachhaltigkeitsziel der Hochschule erklärt und dabei dem Zentralgebäude eine herausragende Rolle zugewiesen. Tatsächlich kann das Zentralgebäude den zulässigen Höchstwert für den Primärenergiebedarf deutlich unterschreiten und hiermit einen Beitrag leisten. Dies allerdings bei sehr viel höheren Kosten gegenüber dem Forumgsgebäude Hildesheim, welches ebenfalls den zulässigen Höchstwert für den Primärenergiebedarf erkennbar unterschreitet.“

Er kommt zu dem Ergebnis, dass das Zentralgebäude mit Kosten von 8.404 Euro pro qm2/Nutzfläche über dem Richtwert von Institutsgebäuden der Medizin von 7.950 Euro liegt. Das Forum in Hildesheim konnte diesen Wert für den Zweck unterschreiten. Schließlich bleibt das Zentralgebäude hinter der Nutzen-Kosten-Bewertung zurück.

Hätte man das Zentralgebäude zweckmäßig wie in Hildesheim gebaut, welches ebenfalls einen Architekturwettbewerb und Ausschreibung vorgesehen hätte, wären lediglich Gesamtkosten rund 42 Mio. Euro angefallen.

Doch die Leuphana entschied sich für den Entwurf des Star-Architekten Daniel Libeskind, der nebenberuflich Professor an der Leuphana ist bzw. war – in der aktuellen Auflistung der an der Leuphana tätigen Personen ist sein Name jedenfalls nicht mehr zu finden.

Schließlich lautet das Fazit:

„Der LRH erkennt die positiven Aspekte durchaus an, die nach der Fusion der beiden Lüneburger Hochschulen erkennbar wurden. Diese Aspekte können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Universität mit ihrem vom Ministerium unterstützten Weg bei der Entwicklung und Umsetzung des Zentralgebäudes bewährte und zielführende Verfahrensschritte ignorierte. Im Ergebnis errichtete die Leuphana ein Gebäude, das Kostenkennwerte einer hochinstallierten Universitätsmedizin aufweist.“

Vergangene Berichte des Landesrechnungshof

In den letzten Berichten vom LRH waren die Leuphana und andere Stiftungshochschulen mehrmals Thema. Beispiele:

  • 2020: Landesrechnungshof kritisiert Stiftungshochschulen – Verwendungsnachweise fehlen
  • 2019: Verlagerung der Drittmittelforschung in die Beteiligungen von Hochschulen; Risiken für die Hochschulhaushalte aufgrund fehlenden Beteiligungscontrollings
  • 2018: Einsatz hauptamtlich tätiger Professorinnen und Professoren in berufsbegleitenden weiterbildenden Studiengängen
  • 2017: Erfüllung der professoralen Lehrdeputate an Universitäten
  • 2016: Stiftungshochschulen – ein Irrweg?
  • 2015: Verbesserungsbedarf bei der regionalen Lehrkräftefortbildung
  • 2014: Neubau des Zentralgebäudes der Leuphana Universität Lüneburg – viel Beratung, wenig Transparenz
  • 2013: Rücklagen der Hochschulen
  • 2012: Risiken bei der Finanzierung einer Hochschulbaumaßnahme
  • 2011: Bedenkliche Besoldungsentwicklung bei den hauptamtlichen Mitgliedern von Hochschulpräsidien

Foto: Liebeskind-Bau Zentralgebäude Leuphana Universität – (c) Pixabay

Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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