Programmieren

DATAx-Projektkoordinator Johannes van Deest im Interview: „Wenn wir zehn Prozent der Studierenden erreichen, dann sind wir glücklich“

Seit dem Wintersemester 2021/22 lernen alle Erstsemester-Studierende der Leuphana Programmieren, davor war das Angebot freiwillig. Dahinter steckt das DATA DRIVEN x (DATAx)-Projekt des Instituts für Wirtschaftsinformatik, welches eine flächendeckende digitale Literarität (Data Literacy) unter den Studierenden etablieren will. Doch neben Begeisterung erntete das Programm in diesem Semester auch einiges an Kritik. Ein Gespräch mit Projektkoordinator Johannes van Deest, der sich schon während seiner Masterarbeit mit der Frage beschäftigte, wie alle Programmierkompetenzen erlangen können.

Das Format DATAx zielt darauf ab, Studierende zu befähigen, Zusammenhänge aus Daten zu bestimmen. Was bedeutet das konkret? Wie ist das Projekt aufgebaut und was macht das Projekt?

Das Projekt wurde anfangs durch eine externe Förderung finanziert. Dabei hat die Leuphana als eine von drei Universitäten in Deutschland in der ersten Förderrunde im Bereich Digital Literacy Education abgeräumt. Fördergeber sind der Stifterverband und die Heinz-Nixdorf-Stiftung, die aus Wirtschaftsvertreter:innen bestehen und über das Hochschulforum Digitalisierung mit ihren Förderungen Impulse für Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der deutschen Hochschullandschaft setzen. Bei dieser Ausschreibung ging es darum, ein Konzept zu Data Literacy zu entwickeln. Data Literacy bezeichnet die Kompetenz, Daten zu sammeln, zu managen, zu bewerten und anzuwenden sowie die Fähigkeit, dies kritisch zu hinterfragen. Diese sollte von den antragsstellenden Universitäten in die Curricula der Universität und der Studierenden integriert werden. Mit dem Antrag hat das DATAx-Projekt schon einen Ansatz entwickelt, der auf das Studienmodell der Leuphana zugeschnitten ist. Ein Vorteil, den wir alle anderen Hochschulen Deutschlands gegenüber haben, ist das Studienmodell. Dieses macht es uns einfach, allen Programmieren beizubringen, denn wir haben eben das Leuphana Semester und das Komplementärstudium. Genau hier setzten wir an und entwickelten ein Lehrangebot, das einerseits auf eine fachübergreifende Grundlagenvermittlung im Leuphana Semester abzielt und andererseits im Wahlpflichtmodul des Komplementärstudiums ein vertiefendes Angebot platziert, welche jeweils auf verschiedene Ebenen der Data-Literacy-Kompetenz abzielen.

Was ist dann das ultimative Ziel des Projektes?

Die These, mit der wir das Ganze angetreten sind, ist letztlich, dass alle Leuphana-Studierende Kompetenzen im Bereich Data Literacy erwerben. Es ist aber auch vollkommen klar, dass wir nicht alle Studierenden zu Software-Entwickler:innen heranbilden wollen. Vielmehr geht es uns darum, Sensibilität für Daten aufzubauen und Hemmschwellen abzubauen. Programmieren ist oftmals ein sehr vorurteilsbehaftetes Gebiet, an das sich die meisten Menschen auch nicht ohne, dass sie reingeschubst werden, herantrauen. Das gilt gerade für die Leuphana, an der wir wenige technische Studiengänge haben.

Intern haben wir das erklärte Ziel, um die zehn Prozent der Studierenden im Leuphana Semester für die fortführenden Angebote zu begeistern. Wenn wir das schaffen, sind wir sehr glücklich. Das bedeutet, wir wären sehr zufrieden, wenn wir von den 1.300 Erstsemesterstudierenden im letzten Wintersemester etwa 130 wiedersehen würden.

Grundsätzlich haben wir aber noch einen anderen, viel wichtigeren Ansporn: den Anspruch, bestimmte Denkweisen zu vermitteln.

Was für Denkweisen sind das?

Darunter fällt einerseits dieser kritische Umgang mit Daten; zu verstehen, was sind Daten; wie repräsentiert der Computer Daten; welche Facetten hat das Ganze; was passiert und wie läuft ein Sammelprozess ab und diese ganzen Prozesse auch kritisch zu hinterfragen. Das Problem mit Computertechnologie ist, wenn man es nicht versteht, kann man es auch nicht hinterfragen. Gerade in unserer heutigen Zeit und ganz besonders an der Leuphana suchen wir nach zukünftigen Lösungen und da müssen wir Technologien mit einbeziehen. Doch wenn wir diese nicht verstehen, dann können wir sie nicht kritisch in die Lösung implementieren. Wenn wir Programmierfähigkeiten haben, öffnet sich der Lösungsraum und wird größer. Es ist wichtig, dass die zukünftige heranwachsende Generation sensibilisiert ist und diskursfähig wird – für die Gesellschaft als Ganzes und die Lösung unserer Probleme. Die Leuphana ist bei Gründungen immer vorne mit dabei, denkt zukunftsorientiert und bietet Angebote wie die Utopie-Konferenz an. Da ist auch ein starker Fokus auf Nachhaltigkeit, und diesen gilt es noch stärker mit Technologien zu verbinden. Das Entwickeln von Lösungen oder auch das Hinterfragen von vorgeschlagenen Lösungen erfordert das Verständnis von Daten, zumindest auf einem grundlegenden Niveau. Das ist unsere Motivation hinter den verpflichtenden Programmierkursen, auch wenn die Erfahrung für doch so viele Studierende schmerzhaft ist.

Wieso dieser starke Fokus auf das Programmieren im Projekt, wenn es doch für viele Studierende nicht ganz einfach ist?

Data Literacy und Data Education ist ein junges und sich entwickelndes Feld und umfasst verschiedenste Kompetenzgebiete. Der Fokus auf das Programmieren ermöglicht dabei einen praxisorientierten Ansatz, um grundlegende Skills und Wissen zu vermitteln. Es existieren eigentlich nur einige wenige grundlegende Konzepte, wie Daten im Computer verarbeitet werden, aber diese sollte man verstehen. Und, diese erlernt man am besten (oder nur), wenn man sie praktisch erprobt.

Es ist notwendig, einmal unter die Motorhaube zu schauen und seine Finger dreckig zu machen, um zu verstehen. Ist das einmal passiert, erzeugt das Verständnis einen Zugang zur Logik des Computers. Eine Logik, die man ins eigene Denken übernimmt, und, die man nicht vergisst – wie Fahrrad fahren.

Selbst Studierende, die viel abgeschrieben haben, werden implizit die grundlegende Funktionsweise dieser wenigen Konzepte in ihr Denken übernommen haben. Wenn Studierende also vergessen, wie Schleifen, Bedingungen, Variablen, etc. angewandt werden, ist das nicht schlimm, denn die grundlegenden Prinzipien bleiben hängen und das ist so unglaublich wichtig, um zu verstehen, was im Computer eigentlich passiert und kritisch dessen Anwendungen zu hinterfragen bzw. Anwendungsmöglichkeiten zu erkennen.

Dieses Befähigen zum Verstehen und kritisch Reflektieren ist für uns das oberste inhaltliche Ziel. Gleichzeitig bemühen wir uns auch zu begeistern. Das wäre die Kirsche auf der Torte. Letzteres ist jedoch schwierig, wenn wir uns im Pflichtbereich bewegen. Wir haben einen eklatanten Unterschied gemerkt zwischen den beiden Vorjahren und diesem Winter. Dieses Jahr war das grundlegende Programm für alle Erstsemesterstudierenden verpflichtend, davor waren wir im Wahlpflichtbereich verortet. In der Annahme dessen, dass dies einen eklatanten Unterschied ausmachen würde, hatten wir in der Vorbereitung auf dieses Jahr die Inhalte bereits reduziert – in den letzten beiden Jahren haben wir teils deutlich mehr gefordert – und haben den Unterschied in der Motivation dennoch unterschätzt. Es besteht einfach ein riesiger Unterschied im Lernwillen und folglich auch -erfolg, wenn man etwas lernen will, oder eben lernen muss, weil man eine Prüfung ablegen muss. Die Vorkenntnisse spielen dabei gar keine Rolle, die waren in den letzten Jahren nicht besser. Der Lernzwang macht es dementsprechend schwierig unser zweites Ziel zu erreichen: Begeisterung. Dabei wäre diese so wichtig.

Wir haben dieses eine halbe Jahr, während dem wir alle erreichen können und wenn wir es da schaffen Hemmschwellen abzubauen, ein Interesse zu wecken und die Motivation zu triggern, dann haben die Studierenden noch ihr ganzes Leben vor sich, in dem diese vielleicht offener durch die Welt gehen.

Durch ihre erworbenen Kompetenzen schauen die Studierenden vielleicht einmal in einen Zeitungsartikel oder in ein YouTube-Video rein, welches Technik oder Daten oder Programmieren mit ihrer Fachdisziplin vereint. Denn Algorithmen sind clever und schlagen solche Videos vor. Die Studierenden werden es kaum vermeiden können, dass entsprechende Wissensbrocken ihnen irgendwann vor die Füße fallen. Jetzt schauen sie vielleicht rein. Ich glaube, diese trickle-down-Effekte (Anm. Red.: „Durchsickerungseffekte“) über die Zeit macht wirklich den Vorteil aus und bewirkt Veränderung – nicht das halbe Jahr an der Universität, welches leider oftmals Bulimielernen ist. Letzteres zu vermeiden und praxisorientiert an die Sache heranzugehen, ist übrigens noch einer der Gründe für unseren Fokus aufs Programmieren.

Ist es einfach schwieriger geworden, weil sich die Leute davor nun mal freiwillig entscheiden konnten diese Programmierkurse zu machen und jetzt muss jede:r Erstsemesterstudierende:r diese belegen?

Es gibt Theorien aus der Motivationspsychologie, die davon ausgehen, dass der Mensch drei psychologische Grundbedürfnisse hat, die erfüllt sein müssen, während man eine Tätigkeit ausführt. Dann macht man die Tätigkeit gerne, selbstmotiviert und entwickelt auch intrinsische Motivation. Wenn diese drei Bedürfnisse nicht erfüllt sind, dann neigt man zu Passivität und demotiviertem Verhalten. Das geht auch in Richtung Unwohlsein und Depressionen. Diese drei Bedürfnisse sind erstens Autonomie, zweitens Kompetenzbedürfnisse und drittens soziale Eingebundenheit. Was man auf jeden Fall nicht hat, wenn man im Pflichtbereich ist, sind autonome Entscheidungen der Studierenden. Noch dazu haben wir es beim Programmieren mit einer Aktivität zu tun, bei der positive Kompetenzerlebnisse selten und negative Erfahrungen häufig auftreten. Zur sozialen Eingebundenheit muss gesagt werden, dass wir leider noch immer an das Online-Remote-Setting gebunden sind, so dass wirkliche Bindungen kaum entstehen können. Summiert man die Erfahrungen in diesen drei Teilbereichen, kann man quasi theoretisch belegen, warum das so ein unglaublich schwieriges Semester für viele war. Bei den meisten Studierenden waren wir bei keinem der drei Bedürfnisse in der Lage dieses in einem ausreichenden Maße zu stimulieren, was dann konsequenterweise auch als unbefriedigend wahrgenommen wird. Es gab welche, die haben unsere Tutorien genutzt oder sich selbst Lerngruppen gesucht, es gab welche, die kamen mit unseren Handreichungen gut zurecht und haben genügend Kompetenzerfahrungen gemacht und es gab welche, die wollten ohnehin immer schon mal Programmieren und für die war es willkommen. Diese sind es dann gewesen, die dann geglänzt haben. Für den Großteil war das Setting aber wahrscheinlich nicht ideal und da müssen wir ganz selbstkritisch genau hinsehen, unsere Lektionen draus ziehen und es im kommenden Wintersemester besser machen.

Wenn es so schwierig ist, wieso dann trotzdem der Schritt Programmieren im für alle verpflichtenden Leuphana Semester zu implementieren?

Weil wir, wie schon erwähnt, trotzdem davon ausgehen, dass es für alle unglaublich wichtig ist den Vorhang einmal zu lichten und unter die Motorhaube zu schauen. Und, weil wir daran glauben, das Programm mit der Zeit so weiterentwickeln zu können, dass die Studierenden tatsächlich auch Spaß daran haben werden.

Die gerade angesprochene Theorie aus der Motivationspsychologie geht davon aus, dass beispielsweise die besonders frustrierende Natur des Programmierens und die damit einhergehenden negativen Momente durch zum Beispiel die Eingebundenheit in eine coole Lerngruppe aufgefangen werden kann. Das nicht erfüllte Bedürfnis nach Kompetenzerfahrungen kann durch eine hohe soziale Eingebundenheit ausgeglichen werden. Die Bedürfnisse interagieren sozusagen. Diesem Ansatz folgend haben wir in der Vergangenheit und werden auch in der Zukunft das DATAx Projekt und insbesondere die Übungen weiterentwickeln. Wenn wir dann nicht mehr nur im Online Modus sein müssen, haben wir auch mehr Handlungsspielraum, um eine positive Erfahrung zu schaffen, trotz des Zwanges.

Hat das Projekt als unter den pandemiebedingten Wechseln von Präsenz zu Hybrid zu online gelitten?

Vermutlich ja. Insbesondere der Spaß der Studierenden hat wahrscheinlich gelitten. Wir sind mittlerweile im dritten Jahr. Im Pilotprojektjahr 2019 waren wir noch in Präsenz und viele unserer Tutor:innen von heute kommen aus diesem Pilotprojekt. Es ist eine andere Stimmung, wenn man im Computerraum zusammensitzt. Ich kann eine Runde gehen. Ich kann über die Schulter schauen. Ich sehe, wenn jemand feststeckt und kann sofort mit Händen und Füßen, mit Analogien nachsteuern und Aha-Momente erzeugen. Man sitzt nebeneinander. Man kann viel besser Fragen stellen. Man kann sich gegenseitig helfen. Es ist einfach befriedigenderes Lernen und funktioniert besser. Und, dann kam Corona. Bei uns haben die Studis zwar schon im Computerraum an Online-Materialien gearbeitet, also war die operative Umstellung vergleichsweise einfach.

Aber gut funktionierende Lerngemeinschaften, die unausweichliche Negativerfahrungen beim Programmieren lernen auffangen in ein online oder hybrides Setting zu übertragen ist sehr schwer.

Daher hoffen wir sehr zumindest Gruppen- und offene Sprechstunden im nächsten Winter in Präsenz umsetzen zu können. Nichtsdestotrotz haben sich der Online-Modus an einigen Stellen auch als vorteilhaft herauskristallisiert. Wir können nun international Dozierende gewinnen, zum Beispiel unterstützt uns im letzten Winter ein Doktorand von der Universität in Paris. Mit Präsenzlehre hätten wir den nie kriegen können. Und gleichzeitig ist klar, es braucht ein Präsenzelement, denn alleine Programmieren ist frustrierend und gemeinsam online Programmieren funktioniert nicht gut.

Wenn die jetzigen Erstsemesterstudierenden nun fertig sind, in ihr zweites Semester kommen und sich im Idealfall total darüber gefreut haben, was sie lernen durften und jetzt weitermachen möchten: Welche Möglichkeiten haben sie in den kommenden Semestern?

Im grundständigen Kurs wird Programmieren und auch die Datenanalyse nur sehr oberflächlich gelehrt. Was wir jetzt im Sommersemester anbieten, ist ein Kurs der all diese Tools, die ein:e Softwareentwickler:in in einem ganzen Studium kennenlernt, als groben Überblick in einem Semester vermittelt. Dieser Kurs kann im Komplementärstudium des Bachelors als Wahlpflichtfach belegt werden. Dieser weiterführende Kurs ist herausfordernd, designt für die, die wirklich wollen. Auf diesem Kurs wiederrum baut ein weiterer Kurs auf, der das Thema Datenanalyse vertieft und Machine Learning in den Fokus setzt. Außerdem wird es auch im Winter wieder einen Kurs geben, in dem wir gemeinsam mit Studierenden einen Rollenwechsel vornehmen und die Studierenden dann selbst in die  Rolle der Lehrenden schlüpfen, um die Grundlagen des Programmierens an Schulkinder der Region weiterzugeben. Es ist also ein Train-the-Trainer-Format. Offiziell ist das kein Teil des DATAx-Projektes, aber trotzdem eine Möglichkeit für Studierende, die weitermachen wollen. Darüber hinaus gibt es noch einige Angebote von anderen Lehrenden der Leuphana, die in eine ähnliche Einflugschneise fallen.

Und im Wintersemester 2022/23 geht es dann für die neuen Erstsemesterstudierenden mit dem Projekt ganz normal weiter? Bleibt das Projekt weiterhin im Leuphana Semester integriert?

Ganz genau. Wir ziehen unsere Lehren aus dem jetzigen Jahr, das heißt, wir werden schauen, wie wir diese drei angesprochenen Bedürfnisse besser auffangen können. Andererseits überarbeiten wir die Inhalte noch einmal. Wir sitzen am Institut für Wirtschaftsinformatik und haben dadurch sicherlich manchmal eine gewisse Voreingenommenheit, mit der wir aufs Programmieren schauen. Hier müssen wir uns selbstkritisch eingestehen, dass wir uns vielleicht auch ein bisschen davon lösen müssen. Wir sind zurzeit in der Verarbeitung des gesamten gesammelten Feedbacks und entwickeln verschiedene Ideen, beispielsweise den Umgang mit Daten stärker in den Vordergrund zu rücken und das Programmieren nur nebenbei und stärker fallzentriert zu vermitteln. Wir stellen viele Überlegungen an und beziehen explizit auch das Feedback der Studierenden ein – was dabei rauskommt wird man spätestens im Wintersemester sehen. Und gegebenenfalls hält auch dieses wieder eine neue Lektion für uns bereit.

Die Finanzierung, so hast du zu Beginn erklärt, lief über eine Stiftung. Doch diese läuft nun aus. Wie wird das Projekt weiter finanziert?

Die Universität wird das Projekt weiter betreiben. DATAx ist gleichermaßen am College, welches für das Leuphana Semester verantwortlich ist, sowie am Institut für Wirtschaftsinformatik verankert. Am Institut für Wirtschaftsinformatik haben wir mehrere Doktoranden, die gemeinsam mit dem hauptverantwortlichen Professor, Prof. Dr. Burkhardt Funk, ihre Ideen und Arbeitszeit in das Projekt stecken. Zudem hat die Universitätsführung aus Haushaltsmitteln am College eine Koordinationsstelle für das DATAx-Projekt geschaffen. Ein ganz klares Bekenntnis der Uni, das Projekt fortzuführen.

Gibt es etwas, was du dir für die Zukunft des Projektes wünschen würdest?

Digitalisierung ist ein großes Schlagwort, unter dem jede:r etwas Unterschiedliches versteht und auch ein Themengebiet, das so groß ist, dass kein Individuum es jemals ganz durchdringen kann. Basierend auf diesen beiden Prämissen ist die Digitalisierung etwas, was man nur gemeinschaftlich angehen kann. Jede:r in seinem:ihrem Interessensgebiet, und dann tauschen wir uns aus und arbeiten disziplinübergreifend zusammen.

Um zu diesem Zustand zu kommen, der es uns erlaubt, als Gesellschaft mit dem technischen Fortschritt mitzuhalten und ihn zu formen und nicht andersherum durch den Wandel als Gesellschaft geformt zu werden, braucht es meiner Meinung nach eine Graswurzelbewegung. Erst wenn der Austausch rund um Technologie kulturprägend ist, dann wird etwas richtig Großes daraus.

Aus meiner Sicht ist ein entscheidendes Element zur Ermöglichung dieses Austausches und der Entwicklung dieser Kultur ein Ort, an dem man sich trifft. Eine laute Bibliothek des Austausches, wo man zusammenkommt, mit den Laptops nebeneinander hockt, zusammen lernt, zusammen flucht, Ideen aushackt, wo Gründungsideen entstehen, Unternehmens- und Jobvertreter:innen sich vorstellen – ein Co-Working-Space, eine Ausstellungsfläche, eine Begegnungsstätte in einem. Das ist mein Wunsch. Ich glaube, wenn wir das an dieser Universität schaffen, dann kann das DATAx-Projekt davon profitieren. Denn dann gehen die Leute gerne hin. Erst recht, wenn es dort beispielsweise guten und günstigen Kaffee gibt. Ich habe schon in meiner Masterarbeit davon geschrieben, dass wir so einen Ort an der Leuphana brauchen und hätte nicht die ehemalige Veranstaltungshalle Vamos mit ihrem Berliner Hinterhof-Chic einen unverkennbaren Charme und das Zeug zum coolen, digitalen Kreativ-Space?

Eine Diskussion, die mir aus einem Seminar bekannt ist, ist auch die Frage nach der künstlerischen Nutzung eines solchen Co-Creation Spaces.

Das kann ich mir sehr gut vorstellen – überall Graffiti an den hohen Wänden, digitale und analoge Ausstellungen und leichte Musik im Hintergrund, während überall Köpfe zusammengesteckt und clevere Ideen ausgehackt werden. Das wäre überragend! Da würde ich auch meinen Arbeitsplatz hin verlegen. Ein Ort, an dem man zusammenkommt, um gemeinsam die digitalen Technologien zu erkunden und die damit einhergehenden Herausforderungen zu schultern – ja, das wäre der eine Wunsch fürs Projekt, aber auch die Uni.


Foto: (c)Alexandru Acea via Unsplash

Ema Jerkovic

Masterstudentin der Kulturwissenschaften und begeisterte Schreiberin - wissenschaftlich, journalistisch und schriftstellerisch.

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