Filmtipp: En Corps | Ruben’s Cinematic Universe

Eine Liebeserklärung an den Tanz als Körperkunst und das Leben!

Inhalt

Die junge Balletttänzerin Élise erleidet bei einer prestigeträchtigen Aufführung eine schwere Knöchelverletzung und muss gleichzeitig das Ende ihrer Beziehung mitansehen. Vielleicht wird sie aufgrund ihrer Verletzung ihre Leidenschaft nie wieder ausüben können. Mit diesen schockierenden Tatsachen konfrontiert, begibt sie sich auf eine Reise durch Frankreich und auf eine Suche nach sich selbst. Sie lernt neue Orte und Menschen kennen und beginnt, wieder vom Tanzen zu träumen.

Alt versus Neu

Zu Beginn tanzen die Farben und Formen durch das Bild, das in spielerischen Bewegungen eingefangen wird. Die Konstruktion des Balletts wird in all seiner Perfektion anmutig in Szene gesetzt. Die später zu bestaunenden Choreographien verstehen Tanz jedoch mehr als Ausdruck. Neue Situationen, Personen und Sichtweisen sollen darin und dabei erforscht werden. Sie richten sich gegen Althergebrachtes, ohne dieses endgültig zu verurteilen. Sie erzeugen Reibung, in sich selbst und nach außen. Sie sind roh und körperlich und doch voller Freude und Präzision. Und damit treffen sie und die Tänzer*innen nicht nur den Nerv der Hauptfigur, sondern auch den der Zuschauenden.

Wild & Ruhig

EN CORPS von Regisseur Cédric Klapisch ist ein handwerklich hervorragender Film, vor wie hinter der Kamera. Auf der einen Seite spielt mit Marion Barbeau eine ausgebildete Balletttänzerin die Hauptrolle und der israelische Tänzer und Choreograph Hofesh Shechter darf sich selbst spielen. Es ist also kein Wunder, dass zu keinem Moment des Films Zweifel darüber aufkommen, ob die Menschen wissen, was sie tun und wovon sie gerade sprechen. Auf der anderen Seite weiß die Inszenierung die Tänze und die zwischenmenschlichen Emotionen gekonnt einzufangen. In einer Szene fliegt die Kamera zwischen den wirbelnden Tänzer*innen umher, in einer anderen bebildert sie sanft das Zusammenkommen von zwei Menschen. Und so verwundert es nicht, dass eine der emotionalsten Szenen dem Gespräch zwischen einer Tochter und ihrem Vater gehört, in dem letzterer seine lange verdrängten Emotionen zurückgewinnt.

Tanzen – Leben

Übersetzt ins Deutsche bedeutet der Titel des Films „zwischen Körpern“ und könnte damit nicht passender gewählt sein: Körper stehen im Mittelpunkt dieses Films, Körper bewegen sich im Rhythmus der Choreographien, Körper bewegen sich aufeinander zu oder voneinander weg, Körper laufen zu Höchstleistungen auf oder brechen auseinander und Körper lieben und heilen. In der französischen Aussprache ähnelt der Titel außerdem dem Wort „encore“, dass im Deutschen „wieder“ oder „noch einmal“ bedeutet. Wie viele andere Kunstformen oder Sportarten lebt der Tanz von der ständigen Wiederholung. Und wie viele andere Menschen in ihrem Leben wird Élise dazu bewegt, noch einmal zu versuchen, zu entdecken, zu fragen und zu lernen. Damit ist EN CORPS eine schöne, aber zugleich ungeschönte, Liebeserklärung an den Tanz, die Liebe und das Leben. Und so ist auch der deutsche Titel des Films durchaus passend gewählt: Das Leben ein Tanz.

(verfügbar als Video-on-Demand bei u. a. Amazon Prime oder Apple TV und im Stream bei WOW von Sky)

Übersicht

Erscheinungsjahr: 2022
Regie: Cédric Klapisch
Drehbuch: Cédric Klapisch, Santiago Amigorena
Cast: u. a. Marion Barbeau, Hofesh Shechter, Muriel Robin

Trailer


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Foto: ©Ruben Schmidt