Film Flop Ten: Film Challenge | Ruben’s Cinematic Universe

52 Wochen. 52 Themen. 4 Freunde. 1 Herausforderung … und 10 Filme zum Vergessen!

Ein Jahr lang trafen sich vier Freunde jede Woche, um gemeinsam einen Film zu schauen. Abwechselnd wählten sie sorgsam ein Werk passend zur Kategorie der Woche aus. Moment mal! Das gab es doch schon einmal irgendwo zu lesen! Ganz richtig, denn in meiner Film Top Ten: Film Challenge gab es bereits deren Highlights und Meisterwerke zu bestaunen. Hier kommen nun die Filme, die tatsächlich eine Herausforderung waren und die sich wirklich ins Gedächtnis gebrannt haben, obwohl sie eigentlich zum Vergessen sind. Herzlich Willkommen zu einer etwas anderen Top Ten hier bei Ruben’s Cinematic Universe!

Übersicht

10. West Side Story
9. Our Souls at Night
8. Belle
7. Jujutsu Kaisen 0
6. Happy Birthday Niedersachsen
5. The Last Frontier
4. Highlander
3. Moonfall
2. Der Nanny
1. 365 Days

Platz 10
WEST SIDE STORY
Ein Musical

Auf den Straßen von New York City herrscht eine erbitterte Feindschaft zwischen den „Jets“, bestehend aus weißen Amerikanern, und den „Sharks“, deren Mitglieder aus Puerto Rico eingewandert sind. Ausgerechnet Tony, Gründungsmitglied der „Jets“, und Maria, die Schwester des Anführers der „Sharks“, verlieben sich ineinander.

WEST SIDE STORY aus dem Jahre 1961, basierend auf dem gleichnamigen Musical von Leonard Bernstein, ist unbestritten ein Klassiker der Filmgeschichte. Und tatsächlich hat der Film mit seiner altbekannten Geschichte in unbekannter Umgebung, elektrisierenden Tanzchoreographien, einer treibenden musikalischen Untermalung und einigen tollen Einstellungen seine Qualitäten. Leider lassen allerdings die schauspielerischen Leistungen sowie die Handlung voller Kitsch und Klischees zu wünschen übrig. Viele wichtige Figuren werden nur oberflächlich gezeichnet und die viel zu häufig eingeschobenen Gesangseinlagen sorgen für kaum nachvollziehbare, aber bedeutungsschwangere Wendungen und Entscheidungen. Statt das Innenleben der Figuren kreativ nach außen zu tragen, dienen diese Szenen eher dazu, möglichst einfach zum nächsten, dramaturgisch vorgesehenen Punkt der Handlung zu kommen. Am Ende darf allerdings auch bezweifelt werden, ob ein anderes Musical bei einem bekennenden Musical-Skeptiker eine andere Reaktion hervorgerufen hätte …

(verfügbar als Video-on-Demand bei u. a. Amazon Prime Video oder Apple TV)

Platz 9
OUR SOULS AT NIGHT
Eine romantische Komödie

Louis Walters und Addie Moore sind langjährige Nachbarn in einer Kleinstadt und verwitwet. Die Kinder der beiden sind schon seit einiger Zeit ausgezogen. Um ihre Einsamkeit zu überwinden und sich ein wenig besser kennenzulernen, beschließen sie die Nächte gemeinsam zu verbringen. Doch dann kommen langsam echte Gefühle auf.

Ein Jahr lang trafen sich vier Freunde jede Woche, um gemeinsam einen Film zu schauen. Abwechselnd wählten sie sorgsam ein Werk passend zur Kategorie der Woche aus … oder auch nicht. Dieser Film wird zwar stellenweise romantisch, eine Komödie sucht man darin allerdings vergeblich. Für sich genommen ist OUR SOULS AT NIGHT allerdings kein schlechter Film. Susan Vahabzadeh von der Süddeutschen schrieb dazu: „[…] weder Spektakel noch filmisches Experiment, sondern einfach nur eine schön erzählte Geschichte, die manchmal lustig ist und manchmal rührend ist, ohne je rührselig zu werden“. Trotzdem oder gerade deswegen ist dieser Film ein Flop dieser Film Challenge und hat damit einen verdienten Platz in dieser Liste!

(verfügbar bei Netflix)

Platz 8
BELLE
Ein Science-Fiction-Film

Die schüchterne Suzu lebt mit ihrem Vater in einem Haus in den Bergen und bleibt auch sonst auf Abstand zu anderen Menschen. Eines Tages lädt ihre einsitzige Freundin sie in die digitale Welt „U“ ein. Dort beginnt Suzu wieder zu singen, was sie seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr konnte, und wird über Nacht anonym zum internationalen Superstar. Doch dann wird eines ihrer Konzerte vom Biest unterbrochen …

Durch den internationalen Titel und die Prämisse des Films wird schon deutlich, dass BELLE eine altbekannte Geschichte neu erzählen möchte. Dabei verlegt er die Handlung rund um die Schöne und das Biest nicht nur in eine hypermoderne Welt, sondern ergänzt die Geschichte auch um eine thematische Verhandlung von Trauer, Selbstbewusstsein und Anerkennung. Was auf dem Papier nach einer vielversprechenden Idee klingt, geht in diesem Film leider zwischen Verweisen auf andere Filme, einer lückenhaft erzählten Geschichte, unterentwickelten Figuren, unfreiwillig komischen Liedtexten und einem überfordernden Animationsstil unter. Letztlich transportiert der Film auch die fragwürdige Botschaft, dass eine digitale Welt in der Lage wäre, die Probleme der realen Welt zu lösen. Diese Kategorie bietet so viel Potential für großartige Filme, welches mit BELLE leider komplett verschenkt wurde. Schade!

(verfügbar als Video-on-Demand bei u. a. Amazon Prime Video oder Apple TV)

Platz 7
JUJUTSU KAISEN 0
Ein fremdsprachiger Film mit Untertiteln 

Yuta Okkotsu wird regelmäßig gemobbt, als eines Tages seine Peiniger auf brutalste Weise von einem verfluchten Geist getötet werden, der sich an ihn hängt. Die Vorsitzenden der Jujutsu Society möchten den Jungen daraufhin töten, weil sie den Geist in ihm als Gefahr ansehen. Doch ein Lehrer an der Tokyo Jujutsu Technical High School rekrutiert Yuta für die Schule und rettet ihm so das Leben.

Ein sprechender Großer Panda, ein Zauberer, der nur mit Bezeichnungen für Lebensmittel spricht, ein Bösewicht, der wie aus dem Nichts auftaucht, und eine ständig wechselnde Geschwindigkeit und Perspektive sorgen in diesem Film regelmäßig für Verwirrung. Womöglich hat es etwas damit zu tun, dass JUJUTSU KAISEN 0 die Vorgeschichte zu einer langjährigen Serie erzählt. Doch obwohl hier eine Vorgeschichte präsentiert wird, setzt der Film wahnsinnig viel Wissen aus der Serie voraus. Wer die Serie nicht gesehen hat, versteht also nur das absolut Notwendigste, um gerade so der Geschichte folgen zu können. Und trotzdem oder gerade deswegen greift der Film auf sehr viele Exposition zurück. Entweder stehen oder laufen die Figuren herum und erklären sich gegenseitig die Handlung oder sie befinden sich in mit einigen Ausnahmen unübersichtlichen Kämpfen, deren Regeln ebenso unklar bleiben wie die der gesamten Welt. Ein ernsthaftes Interesse, im Anschluss die Serie zu schauen, entsteht so nur bedingt …

(verfügbar als Video-on-Demand bei Amazon Prime Video)

Platz 6
HAPPY BIRTHDAY NIEDERSACHSEN
Ein Film, der in deiner Region spielt

John Goodyear lebt und arbeitet in Oldenburg. Anlässlich des 75. Geburtstages des Bundeslandes begibt sich der Brite auf eine dokumentarische Reise durch Niedersachsen. Dabei begegnet er den verschiedensten Menschen, die ihm ihre Geschichten erzählen.

Dokumentationen für das Fernsehen anlässlich historischer Ereignisse, wie hier etwa dem Geburtstag eines Bundeslandes, sind sicher immer wieder eine kreative Herausforderung. Schließlich hat sich die Geschichte Niedersachsens seit dem letzten großen Geburtstag und der letzten Dokumentation nur minimal verändert. HAPPY BIRTHDAY NIEDERSACHSEN meistert diese immense Aufgabe mit einem nie dagewesenen Aufbau, einem unerreichten Bezug auf historische Filmaufnahmen und einem Erzähler, dessen journalistische Nachfragen von „Wirklich?“ bis „Tatsächlich?“ reichen. Durch inszenatorisch präzise Entscheidungen stellen sich die einzelnen Gäste ausführlich vor. So brauchen sie für ihren eventuellen Auftritt in einer Castingshow auch keine neuen Vorstellungsvideos. Und natürlich dürfen ausschweifende Aufnahmen aus einer Drohne nicht fehlen. Die einzigartigen Felder und Wiesen Niedersachsens wollen schließlich in ihrer vollen Pracht eingefangen werden. Einziger Wermutstropfen bleibt am Ende, dass Lüneburg nicht ein einziges Mal zu sehen ist oder erwähnt wird — eine wahrlich vertane Chance. 

(verfügbar im NDR)

Platz 5
THE LAST FRONTIER
Ein Kriegsfilm

Die Kadetten der sowjetischen Podolsk Militärschule für Artillerie und Infanterie schließen in den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs ihre Ausbildung ab. Als es einen Durchbruch an der Front gibt und sich Panzer der Wehrmacht auf Moskau zubewegen, werden die Kadetten nach Ilyinsky geschickt. Dort sollen sie die Verteidigungslinie so lange halten, bis Verstärkung eintrifft. 

Filme, die den Krieg bebildern, stehen seit jeher in einem Spannungsfeld zwischen einer Verherrlichung und Heroisierung der schrecklichen Gewalt, wenn sich lediglich auf die visuell beeindruckenden Kriegshandlungen konzentriert wird, und einer Kritik am sinnlosen Gemetzel, wenn kompromisslos die Folgen und Opfer dieser Handlungen thematisiert werden. THE LAST FRONTIER zeigt nun in handwerklich ordentlich in Szene gesetzten Bildern das Schicksal einer Einheit junger sowjetischer Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Allerdings sorgen eine eingebaute Romanze, der jugendliche Humor der Figuren, der offensichtliche Fokus auf das Spektakel bzw. die für den Sieg notwendigen Opfer und die außerordentlich epische musikalische Untermalung für tonale Unstimmigkeiten, die dem Film eine merkwürdige Leichtigkeit bei einem gleichzeitig schweren Pathos geben. Einzig der kurze Auftritt einer Krankenschwester lässt den tatsächlichen Schrecken des Krieges ehrlich durchscheinen. Wenige Monate nach dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine einen russischen Kriegsfilm zu schauen, hinterlässt darüber hinaus ohnehin einen faden Beigeschmack. Es fällt schwer, diesen Film nicht als Propaganda für den vermeintlich heldenhaften Einsatz an der Front einzuordnen, selbst wenn es im Film ironischerweise die sowjetischen Soldaten sind, die ihre Heimat verteidigen.

(verfügbar als Video-on-Demand bei u. a. Amazon Prime Video oder Apple TV)

Platz 4
HIGHLANDER
Ein Fantasyfilm

Connor MacLeod ist ein „Unsterblicher“, der über Jahrhunderte gegen andere seiner Art kämpft, um schließlich alle Kräfte in sich aufzunehmen. In den schottischen Highlands des 16. Jahrhunderts muss er zunächst noch lernen, was es bedeutet, unsterblich zu sein, ehe er sich auch im New York City der 1980er duelliert. 

HIGHLANDER von 1986 gilt als Kultfilm. Und ebenso wie bei TOP GUN sei die Frage erlaubt: warum eigentlich? Der Unterhaltungswert des Films entsteht einzig durch die unfreiwillig komischen Dialoge, das hölzerne Schauspiel, die schlecht gealterten Witze und den immer wieder zum Stirnrunzeln anregenden Aufbau der Handlung, die immer wieder durch ausschweifende Rückblenden unterbrochen wird. Die übertriebenen Spezialeffekte sind dann die Kirsche auf der Torte, wenn mit einem einfachen Schwert ein ganzer Wehrturm dem Erdboden gleich gemacht wird. Einzige Lichtblicke sind der Auftritt von Schauspiellegende Sean Connery, der einen gebürtigen Ägypter aus Spanien mit einem schottischen Akzent mimt und der ikonische Soundtrack von Queen. Kaum zu glauben, dass dieser Film vier (!) direkte Fortsetzungen nach sich gezogen hat. 

(verfügbar als Video-on-Demand bei u. a. Amazon Prime Video oder Apple TV)

Platz 3
MOONFALL
Ein Film über eine Naturkatastrophe

Als der Mond droht, auf die Erde zu stürzen, macht sich ein Team aus erfahrenen Astronaut:innen und Wissenschaftler:innen auf den Weg, um die Katastrophe zu verhindern und ihre Familien zu retten!

MOONFALL ist definitiv ein Film der Film Challenge gewesen. Er vereint eine innovative Prämisse und Umsetzung mit wunderschönen Greenscreens und Figuren ohne jegliche Klischees. Durch einen genialen dramaturgischen Kniff, bei dem langjährigen Wissenschaftlern der Satz „Your rules don’t apply anymore!“ entgegengeworfen wird, wird in diesem Film alles, aber auch wirklich alles möglich. Am Ende gab es dafür aber nicht genug erlesene Ideen, übertriebene Explosionen oder gesichtslose Randfiguren zu sehen. Dadurch ergeben sich bei den Zuschauenden mitunter einige drängende Fragen im Anschluss an den Film: Was wäre mit einem noch höheren Budget möglich gewesen? Was passiert in der Fortsetzung? Warum gab es für den Film keine Nominierung bei den Academy Awards in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“? Und handelt Regisseur Roland Emmerich in Wahrheit im Auftrag der CIA, um mit chinesischem Geld Filme zu produzieren und so die chinesische Wirtschaft zu schwächen? 

(verfügbar als Video-on-Demand bei u. a. Amazon Prime Video oder Apple TV im Stream bei WOW von Sky)

Platz 2
DER NANNY
Ein alberner Film

Bauunternehmer Clemens ist von seinen Kindern entfremdet. Rolf, ehemaliger Bewohner eines Viertels, das für ein neues Bauprojekt von Clemens abgerissen wird, schwört er auf Rache und nistet sich so als männliche Nanny in Clemens’ Haushalt ein. Doch Clemens’ Kinder Winnie und Theo haben es sich jedoch zur Aufgabe gemacht, jede neue Nanny aus dem Haus zu vertreiben.

Wie viel Matthias Schweighöfer kann ein guter Film vertragen? Mit der DER NANNY liefert der neben Til Schweiger einzige deutsche Stern am Produzenten- und Regiehimmel die Antwort: nicht genug! Sein subtil mit komödiantischem Unterton angehauchtes Sozialdrama zeigt Reichtum und Armut aus einer ganz neuen Perspektive und macht deutlich, dass gierige Bauunternehmer Arschlö … trauernde und gefühlvolle Menschen mit Herz sein können. Matthias Schweighöfer brilliert nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera als Clemens. Zu jeder Sekunde ist durch den unerreichten schauspielerischen Einsatz dessen Trauer um seine Frau zu spüren. Die war immerhin schlau genug, vor dem Film zu sterben. „Bodenlos!“ – „Hä, was? Bootlos? Da war doch ein Boot!“ Fazit: unvorhersehbar, überraschend, tiefgründig, schockierend, humorvoll, herzerwärmend, tragisch, sozialkritisch. Mit DER NANNY liegt ein Meisterwerk vor, das unverkennbar die Handschrift von Matthias Schweighöfer trägt. Und das endlich klarstellt, wie „Fotze“ richtig ausgesprochen wird. 

(verfügbar als Video-on-Demand bei u. a. Amazon Prime Video oder Apple TV)

Platz 1
365 DAYS
Ein Erotikfilm

Dem skrupellosen und gewalttätigen Mafiaboss Massimo läuft in Italien die polnische Laura über den Weg, die dort mit ihrem Partner und ihrer Freundin ihren Geburtstag feiert. Weil er sie mit einem traumatischen Erlebnis seiner Vergangenheit in Verbindung bringt, lässt er sie entführen und gibt ihr 365 Tage Zeit, sich in ihn zu verlieben.

Was kann noch „schöner“ sein als ein Film von und mit Matthias Schweighöfer? Mit 365 DAYS bekommen wir die Antwort auf eine Frage, die sich vermutlich niemand gestellt hat. Abstoßende Dialoge, schlechtes Schauspiel und eine oberflächliche Inszenierung treffen hier auf sämtliche Klischees aus Filmen, Stereotype über Männer und Frauen, toxische Männlichkeit und eine gesunde Portion Frauenhass. Im Prinzip ist 365 DAYS also nichts anderes als ein teurer, überlanger, klassischer Porno, in dem allerdings jede Spur von Erotik fehlt und in dem der Sex trotzdem noch romantisch sein soll. Am Ende strapaziert dieses widerliche Werk das Vertrauen in die Menschheit bis auf das Äußerste. Schließlich muss eine ganze Reihe von Menschen, die an dem Film beteiligt waren, den finalen Film gesehen und dann gesagt haben: „Nö, ist nicht unstimmig!“ Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.

(verfügbar bei Netflix)


Neu hier? Vorstellung zu Ruben’s Cinematic Universe

Letzter Beitrag: Filmtipp: Ad Astra

Foto: ©Ruben Schmidt