Im Rahmen der Vorlesungsreihe „Maple Leaf & Stars and Stripes“ wurde dieses Mal gezielt über demokratische Entwicklungen in den USA gesprochen. Jason Chue, US-Generalkonsul aus Hamburg, beleuchtete drei wichtige Bewegungen, die sich besonders für demokratische Werte einsetzen. Eine vielschichtige Diskussion rundete den Abend ab.
Die Nordamerikastudien (NAS) an der Leuphana Universität organisieren seit mittlerweile 13 Jahren die Ringvorlesungsreihe „Maple Leaf & Stars and Stripes“, in der vorwiegend Gastdozierende über nordamerikaspezifische Themen sprechen. Am Donnerstagabend, den 11. Januar, war erneut der US- amerikanische Generalkonsul aus Hamburg geladen, wie auch schon im Jahr 2021: Allerdings trägt er nicht mehr den Namen Darion Akins; seit Juli 2022 ist es Jason Chue, der dieses Amt in der Hamburger Speicherstadt innehat.
Prof. Dr. Maria Moss (Lektorin im Bereich der Nordamerikastudien) und Dr. Sarah Wilewski (Leiterin des International Centers) hießen den New Yorker mit chinesischen Wurzeln im Hörsaal der Leuphana Universität willkommen. Dieser erwies sich mit 105 Plätzen geradeso als ausreichend für die zahlreichen Interessierten vor Ort. Neben Chues bisherigen Ämtern verwiesen Moss und Wilewski ebenfalls auf seine Sprachkenntnisse in sechs Sprachen, mit denen nur eine weitere Person im Raum mithalten konnte.
So sehr sich jedoch die Namen der (Ex-) Konsulen unterscheiden mögen, umso weniger unterschied sich das damalige Vortragsthema vom Aktuellen: Die Demokratie stand und steht weiterhin im Fokus, sowie die immerwährende Aufgabe, diese zu erhalten und politisch adäquat umzusetzen. Der US- Generalkonsul legte seinen Fokus auf die Aspekte Immigration, Zivilrechte und demokratische Richtlinien.
Als Einstieg in den Vortrag diente die Präambel der amerikanischen Verfassung, die in einem YouTube-Video Wort für Wort von jungen Amerikaner*innen auf ihre Werte hin analysiert wurde. Anschließend benannte Chue den vorherrschenden Status Quo in den USA, der an vielen Stellen einen Dissens zur Verfassung darstellen würde.
Unter Berücksichtigung der Zivilrechtsbewegungen wie dem Women‘s Rights Movement, der Black Lives Matter–Bewegung und der LGBTQIA+ Community, der Chue selbst angehört, präsentierte er vergangene und anhaltende Entwicklungen in den USA, die als demokratiestärkende Meilensteine gelten. Dabei sprach der Generalkonsul meist über zentrale Ereignisse, wie beispielsweise die Ermordung von George Floyd im Mai 2020, wodurch die Black Lives Matter-Bewegung auch international immer populärer wurde.
In Bezug auf die LGBTQIA+ Community erwähnte Chue, dass es erst seit 2015 in den USA flächendeckend möglich sei, eine gleichgeschlechtliche Ehe zu schließen. Diesbezüglich war Chue sehr beeindruckt bei seiner Ankunft in Hamburg im Juli 2022, da am selben Tag tausende Leute auf den Straßen Hamburgs den Christopher Street Day (CSD) zelebrierten, als sei es eine Selbstverständlichkeit. Zur Black Lives Matter-Bewegung teilte er ebenfalls eine persönliche Anekdote: Während seines Studiums wäre er selbst auf die Straße gegangen, um mit den anderen Partizipierenden zu demonstrieren.
Chue sprach zudem über die Stürmung des US- Kapitols in Washington D.C. im Januar 2021 und wie dort durch gewalttätige Akte versucht wurde, die Bestätigung des Wahlergebnisses zu verhindern. Diesen Tag betrachtete der Konsul als besonders kritisches Ereignis in der Historie der Demokratie in den USA. Für ihn habe dieser Tag aber auch gleichzeitig die Demokratie im Land gestärkt, da die Wahlergebnisbestätigung noch am gleichen Abend durchgeführt wurde, trotz der gewaltsamen Proteste. Demokratie sei gerade daher für ihn ein sich immer wandelnder Prozess mit ständigen „ups and downs“, an dem man, trotz allem, festhalten sollte.
Abgerundet wurde der Abend durch eine angeregte Diskussion, die Chue mit seinen Diplomatenfähigkeiten leitete. Sensiblere Themen wie der Elternstatus in queeren bzw. nicht-heteronormativen Beziehungen wurden ebenso besprochen, wie generellere Themen wie beispielsweise der Einfluss von Medien auf demokratische Gesellschaften. Chue zeigte sich offen für Fragen aller Art, nur über sein Gewicht wolle er nicht sprechen, fügte er scherzhaft hinzu.
Die Vorlesungsreihe der Nordamerikastudien wird nächste Woche am Donnerstag, den 18.01. um 18:15 Uhr bis 19:45 Uhr fortgesetzt. Zu Gast sein wird Moritz Ingwersen von der TU Dresden, der sich mit dem Thema „Making Kin with Monsters: Indigenous Horror Fiction and Settler Colonial Violence“ auseinandersetzen wird. Die Veranstaltung findet dieses Mal im Zentralgebäude im Raum 606 statt. Am 25.01. startet dann die letzte Vorlesung dieser Reihe, die der bekannte kanadische Autor Drew Hayden Taylor aus Curve Lake, Ontario abschließen wird. Sein Thema lautet „2024: An Indigenous Odyssey“. Diese Sitzung findet via Zoom statt. Die Zugangsdaten und weitere Informationen zur Vorlesungsreihe sind auf dieser Webseite zu finden.
Fotoquelle: US-Generalkonsulat Hamburg