Pexels - CC - Katherina Holmes - Learning

Neues Online-Tool für verbessertes Lernen

Vor wenigen Wochen berichteten wir über das Stimmungsbild an der Leuphana nach einem Jahr Onlinelehre. Julia Hegy, Doktorandin in der Abteilung Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin des Instituts für Psychologie der Universität Bern, beschäftigt sich zurzeit mit den erschwerten psychologischen Belastungen im digitalen Studium. Sie entwickelte ein mehrwöchiges Online-Tool, das Studierenden dabei helfen soll, besser und nachhaltiger zu lernen. Die Univativ hat mit ihr gesprochen.

Besonders an Julia Hegys Programm namens UNIbrain ist die Berücksichtigung psychologischer und emotionaler Faktoren beim Lernen. Das Tool ist bereits in der zweiten, verbesserten Funktion und zurzeit noch komplett kostenlos im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie verfügbar. Es besteht aus acht kurzen Modulen, die in acht Wochen (oder je nach Wunsch und Zeit auch in einer kürzeren Zeitspanne) dabei helfen sollen, den eigenen Lernprozess selbstständig und langfristig zu verbessern.

Beim Lernen spielen viele Aspekte eine Rolle

Neben Lerntechniken wie der SQ3R-Methode werden auch emotionale Faktoren wie Angst, Stress oder Perfektionismus in den Modulen behandelt. Es wird ein möglichst ganzheitlicher Ansatz verfolgt, um die vielfältigen Schwierigkeiten, die den Lernprozess erschweren können, zu berücksichtigen. Thematisiert wird unter anderem die Auseinandersetzung mit den eigenen Ressourcen, mit selbstgewählten Ausreden und die Erstellung eines Lernplans – auch wenn Studierende letzteres nicht gerne hören, wie Julia Hegy schmunzelnd sagt. Es sei sinnvoll, sich zuallererst einmal Gedanken zu machen über die folgenden Fragen: Wann habe ich überhaupt Zeit? Und wann kann ich mich auch wirklich konzentrieren?

Nicht empfehlenswert sei es, sich unerreichbare Ziele zu stecken oder sich alles auf einmal vorzunehmen. Dies wirke besonders dann demotivierend, wenn der eigene unrealistische Maßstab schließlich nicht erreicht würde. Die Problematik, dass das eigene Zimmer oder die eigene Wohnung besonders während der Corona-Pandemie Wohn- und Arbeitsraum in einem ist, kann mit bestimmten Tricks und Angewohnheiten zumindest entschärft werden. Sich morgens Kleidung anzuziehen, als würde man das Haus verlassen und normal zur Arbeit gehen, das Wegräumen privater Sachen vom Arbeitsplatz oder der strikte Social-Media- und Messenger-Verzicht während der Lernzeit können viel ausmachen. Und auch hier gilt: Nicht alles auf einmal wollen, sondern neue Angewohnheiten und Rituale Stück für Stück in den Alltag implementieren und sich nicht selbst dafür geißeln, wenn mal etwas nicht klappt. In dem Fall versuche man es am nächsten Tag eben nochmal. Und nochmal.

Struktur in den Alltag bringen – und gut zu sich sein

Ein großes Thema beim Lernerfolg ist auch die sogenannte Selbstwirksamkeit. Das Gefühl von „Ich kann etwas schaffen“ führt in der Regel dazu, dass man nachhaltiger und positiver lernt, als durch permanente, innerlich wiederholte Litaneien wie „Das wird doch eh nichts“. Auch dieses Gefühl kann man lernen. Letztendlich geht es bei UNIbrain neben dem Lernprozess auch um das emotionale Wohlbefinden, darum, sich selbst besser kennenzulernen und Mittel an die Hand zu bekommen, mithilfe derer es gelingt den Alltag besser zu strukturieren. Dazu gehört auch das bewusste Miteinplanen von Freizeit und Pausen, während derer man sich kein schlechtes Gewissen machen muss, weil man gerade nicht lernt oder arbeitet.

Es werden noch Teilnehmende gesucht

Da das Programm im Rahmen wissenschaftlicher Forschung zurzeit noch komplett kostenfrei ist, lohnt sich das Ausprobieren einmal mehr. Bis ungefähr Mitte Mai sucht Julia Hegy noch nach Teilnehmenden für ihre Studie und freut sich über reges Interesse. Anmelden kann man sich hier.


 

Bild: (c) Pexels

Viktoria Steiber

Studiert Kulturwissenschaften und mag Journalismus.

Alle Beiträge ansehen von Viktoria Steiber →