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Aktuelle Filme im Scala (inkl. Univativ Filmkritik)

Im Artikel “Wiedersehen im Scala” haben wir bereits die Wiedereröffnung und das Hygienekonzept des Scala Programmkinos vorgestellt. Wenn ihr Lust bekommen habt, wieder ins Kino zu gehen, stellen wir euch hier drei Filme für die nächste Woche vor. Einen davon haben sich die Redakteurinnen Merle und Jana selbst angeschaut.

1.) Minari – Wo wir Wurzeln schlagen

Regisseur*in: Lee Isaac Chung

Genre: Drama

Interessengruppe: Der Film könnte für ein Publikum von Interesse sein, das gerne an individuellen Lebensgeschichten teilhat. Insbesondere, wenn ihr Erfahrungen von Immigrant*innen besser verstehen wollt, ist dieser Film zu empfehlen.

Kurzbeschreibung: Der Südkoreaner Jacob ist mit seiner Frau Monica nach Arkansas in den USA ausgewandert, um dort den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Das koreanische Gemüse, das Jacob auf seiner erworbenen Farm anbaut, will er an Immigrantenfamilien verkaufen.

Der Regisseur Lee Isaac Chung, der als Kind südkoreanischer Eltern in Arkansas aufgewachsen ist, verarbeitet in seinem Film eigene Erlebnisse. Im Film wird seine Erfahrung durch die Perspektive des siebenjährigen Sohnes David widergespiegelt.

Die Bedeutung des Titels “Minari – Wo wir Wurzeln schlagen” wird klar, als die Großmutter aus Südkorea bei der Familie einzieht. Die Großmutter bringt das südkoreanische Gewürz “Minari“ mit, das in amerikanischem Boden vergraben wird. Diese Szene steht so symbolisch für die Verbindung zweier Kulturen.

Jedoch wird der Zusammenhalt der Familie oft auf die Probe gestellt, z.B. durch die Bewirtschaftung der Farm, die finanziell wenig lukrativ ist. Schafft es die Familie trotz aller Rückschläge, sich ein erfüllendes Leben in den USA aufzubauen? Das erfahrt ihr, wenn ihr euch den Film “Minari” anguckt.

Spielzeiten:

  • 26.07., 19:45
  • 27.07., 17:15
  • 28.07., 17:00

 

2.) Morgen gehört uns

Regisseur*in: Gilles de Maistre

Genre: Dokumentarfilm

Interessengruppe: Für alle, die einen Schubs brauchen, ihre Weltveränderungsideen endlich in die Tat umzusetzen.

Kurzbeschreibung: Die Dokumentation “Morgen gehört uns” handelt von Kindern, welche gegen die ungerechten Verhältnisse in ihren Ländern aufbegehren. In Europa, Asien, Westafrika und Amerika fängt die Kamera Auszüge der von Kindern geführten Revolutionen ein. Man könnte meinen, Kinder könnten nichts verändern, aber der Film zeigt: Manchmal haben gerade die Jüngsten unter uns den nötigen Mut und den geschärften Sinn für Gerechtigkeit, den man braucht, um einen gesellschaftlichen Wandel einzuleiten.

Der Film begleitet unter anderem Aissatou aus Guinea, die sich gegen Kinderehen einsetzt. Auch wenn in ihrem Land Kinderehen offiziell verboten sind, ist immer noch die Hälfte aller Bräute in Guinea minderjährig. Daher gründet Aissatou einen Mädchenverein, der die Polizei holt, wenn die Mädchen von geplanten Kinderehen erfahren.

Während die Kinder gegen Ungerechtigkeiten kämpfen, erfahren sie soziale Gegenreaktionen. Doch obwohl die Kinder geschlagen und angefeindet werden, geben sie nicht auf. Mit ihrem starken Willen schaffen die Kinder es letztendlich, auch Erwachsene zu überzeugen.

Spielzeiten:

  • 27.07., 13:30
  • 28.07., 13:30

 

3.) Nomadland
Diesen Film haben die Redakteurin Merle und ich selbst im Scala angeguckt. Daher folgt auf die Kurbeschreibung eine kleine Filmkritik.

Regisseur*in: Chloé Zhao

Genre: Drama / Roadmovie

Interessengruppe: Für alle, die Menschen mit alternativen Lebensformen besser verstehen wollen und erzählerischen, wenig inszenierten Filmen folgen können.

Kurzbeschreibung: Der Film “Nomadland” basiert auf dem Sachbuch “Nomadland: Surviving America in the Twenty-First Century” der Journalistin Jessica Bruder. Er handelt von der 60-jährigen Fern, die ihren Mann und ihre Arbeit verloren hat. Es gibt nichts, was Fern noch in der ehemaligen Bergbaustadt Empire hält. Daher beschließt sie, mit ihrem Van ohne Ziel im Westen der USA herumzufahren und sich von Job zu Job zu hangeln. So arbeitet Fern z.B. in einem Amazon Lager und als Erntehelferin.

Während Fern das Leben ohne festes Zuhause nichts ausmacht, stehen andere Personen Ferns unkonventionellem Lebensstil skeptisch gegenüber. Sie sehen Fern als Obdachlose und bemitleiden sie, obwohl Fern freiwillig als Nomadin unterwegs ist. So schlägt sie beispielsweise auch das Angebot ihrer Schwester aus, die ihr anbietet, bei ihr einzuziehen. Auch andere “Nomad*innen”, die Fern auf ihrer Reise trifft, bringen teilweise Unverständnis für Ferns Sorglosigkeit hervor. Als ihr Van in der menschenleeren Wildnis einen Platten hat, kann ein Bekannter nicht begreifen, warum Fern ohne Ersatzreifen herumgereist ist.

Auf den ersten Blick wirkt es so, als wolle Fern sich einfach treiben lassen, ohne zu wissen, wohin die Reise örtlich und symbolisch geht. Doch obwohl Fern es nie ausspricht, meint man, eine gewisse Gleichgültigkeit bei Fern zu spüren. Ohne Ziel vor Augen und ohne feste menschliche Beziehungen zu leben ist vielleicht doch nicht das, was Fern tief im Inneren erfüllt. Zudem entdeckt man manchmal eine Spur von Traurigkeit in Ferns Gesicht. Vielleicht kämpft sie noch mit dem Tod ihres verstorbenen Ehemanns. Vielleicht zeugt der traurige Ausdruck generell von der fehlenden Konstante in Ferns Leben – aber das sind nur Vermutungen.

Was ist wirklich Ferns Motiv, als Nomadin durch die USA zu ziehen? Ein Mann, der ebenfalls in seinem Wohnmobil von Ort zu Ort umherzieht, liefert eine mögliche Antwort: Nomad*in ist man, weil man Verlassene irgendwann wiedersieht und sich nie endgültig von ihnen verabschiedet.

Kritik: Der Film bringt den Zuschauer*innen eine Perspektive näher, die viele wahrscheinlich noch nicht auf das Leben ohne festes Zuhause geworfen haben. Fern ist weder obdachlos noch lebt sie das “Vanlife”, das auf Social Media beschönigt dargestellt wird. Das mag ein Grund sein, warum “Nomadland” mit drei Oscars ausgezeichnet wurde. Der Film lässt die Zuschauer*innen reflektieren, ob das alternative Leben wirklich das bessere ist.

“Nomadland” war für uns ein angenehmer Kontrast zu den typischen inszenierten, actiongeladenen US-amerikanischen Produktionen. Die Dokumentation erzählt neutral und ohne einen wirklichen Spannungsbogen, was für die eine oder andere Person langatmig sein könnte. Merle und ich fürchteten beim Schauen des Films auch, nicht mehr folgen zu können. Aber dennoch hat es der Film geschafft, unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Dies lag wohl daran, dass wir Fern nicht eindeutig entschlüsseln konnten. Hat sie sich wirklich mit dem Leben als Nomadin arrangiert? Hat sie nicht doch das Bedürfnis, irgendwann wieder sesshaft zu werden?

Spielzeiten:

  • 26.07., 16:45
  • 27.07., 19:45
  • 28.07., 19:45

 

Und, hat euch ein Film überzeugt? Wenn ja, reserviert am besten telefonisch die Karte(n) (04131 2243224) oder kauft die Ticket(s) online, bevor alles ausverkauft ist. Denkt auch daran, einen Negativnachweis mitzubringen. Mehr dazu findet ihr im Artikel “Die Univativ checkt das Scala” oder auf der Homepage des Scala.


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