Filmtipp: Nobody | Ruben’s Cinematic Universe

Ein Mann in einer Midlife-Crisis kehrt nach einem Einbruch zurück zu den brutalen Wurzeln seiner Vergangenheit.

Einbruch

Hutch Mansell ist ein typischer Niemand. Als zweifacher Familienvater arbeitet er als Büroangestellter in einer Firma für Metallverarbeitung. Sein Alltag ist ziemlich eintönig, bis eines Tages bei ihm eingebrochen wird. Aber statt sich gegen die Einbrecher zu wehren, lässt er sie ziehen. Später jedoch folgt er seinem Impuls, Gewalt anzuwenden und seine düstere Vergangenheit kommt nach und nach zum Vorschein.

Vergangenheit

Es ist kein Zufall, dass NOBODY ein wenig wie eine Version von JOHN WICK im Alltag klingt. Schließlich produziert mit David Leitch einer der Regisseure von JOHN WICK den Film und mit Derek Kolstad zeichnet sich dieselbe Person für das Drehbuch verantwortlich. Offensichtlich scheint Derek Kolstad eine Vorliebe für ältere Männer mit düsterer und brutaler Vergangenheit zu haben. Vielleicht ist diese Ausgangslage, in der sich die Protagonisten meist wieder auf ihre gewalttätigen Fähigkeiten berufen müssen oder womöglich sogar wollen, aber auch einfach eine passende Ausgangslage für eine ordentliche Portion Action. Doch auch der Regisseur von NOBODY lässt aufhorchen. Bei diesem handelt es sich nämlich um Ilya Naishuller, der mit HARCORE HENRY vor einigen Jahren sein Regiedebüt vorgelegt hat. Dieser Film war fast vollständig aus der First-Person Perspektive, wie man sie aus Videospielen kennt, gefilmt worden. Diese Inszenierung erlaubte eine neue Sicht auf die verrückten Actionszenen, in denen, ähnlich wie schon in JOHN WICK, die Choreografien und Stunts in ein stärkeres Licht gerückt wurden. Ist NOBODY bei diesen Zutaten also der nächste JOHN WICK?

Action

Obwohl die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Filmen offensichtlich sind, handelt es sich bei NOBODY eher um einen Gegenentwurf zu JOHN WICK. Während in letzterem die Rückkehr einer Legende gezeigt wird, wie ihr in der Kritik zum Film hier nachlesen könnt, ist Hutch Mansell in NOBODY tatsächlich ein Niemand. Dazu zeigt der Film zu Beginn den langweiligen Alltag der Hauptfigur in einer genialen und durchaus auch lustigen Montage. Diese etabliert darüber hinaus bereits einige Schauplätze, an denen es später ordentlich krachen wird. Die Ausgangslage von NOBODY spielt also tatsächlich eine wichtige Rolle – nicht nur für den Verlauf der Handlung, sondern besonders für die Darstellung der Action. So bestimmen die Schauplätze neben der Inszenierung auch die Art und Weise, wie und vor allem mit welchen Mitteln in diesen Szenen gekämpft wird. Die Choreografien und Stunts legen den Fokus allerdings nicht auf besonders ausgefeilte Kampfstile und tanzartige Eleganz wie in JOHN WICK. Vielmehr ist die Action durch die Verankerung im Alltag geerdet, brutal und bodenständig. Nichtsdestotrotz ist sie hervorragend mit der Kamera eingefangen, so dass auf übermäßig viele schnelle Schnitte verzichtet werden kann.

Alltag

NOBODY ist somit ein Tipp für alle Fans von brutaler, aber gut inszenierter Action mit einem eigenen Stil. Hauptdarsteller Bob Odenkirk, vor allem als gewiefter Anwalt aus BREAKING BAD und BETTER CALL SAUL bekannt, liefert mit seinem Dreitagebart außerdem eine mehr als glaubwürdige Leistung als Mann mit ungewöhnlicher Midlife-Crisis ab. Er passt perfekt in dieses Szenario, bei dem sein langweiliger Alltag die Action bestimmt. Bei all diesen Aspekten dürfte es am Ende aber auch niemanden überraschen, dass der Film ohne eine tiefere Figurenzeichnung und eine ausgefeilte Story auskommt.

(verfügbar als Video-on-Demand bei u. a. Amazon Prime oder Apple TV und im Stream bei Sky Ticket)

Übersicht

Erscheinungsjahr: 2021
Regie: Ilya Naishuller
Drehbuch: Derek Kolstad
Cast: u. a. Bob Odenkirk, Connie Nielsen, Aleksey Serebryakov

Trailer


Mehr Informationen zu Ruben’s Cinematic Universe sind hier zu finden.

Den Artikel von letzter Woche gibt es hier.

Foto: ©Ruben Schmidt