Eine bis zum Zerreißen gespannte Atmosphäre, hasserfüllte Blicke zwischen den erbittert kämpfenden Kontrahenten und Rachegelüste gegen die strahlenden Sieger. All dies bot das erste „Hearthstone Leuphana Tournament“ am 11. 6. nicht. Dafür gab es aufregende Matches, entspannte, sympathische Leute und eine Menge Spaß!
„LOK’TAR OGAR!“ schallte es durch den Seminarraum. Der kollektiv geschriene, orkische Schlachtruf, der auf Deutsch so viel bedeutet wie „Sieg oder Tod“, leitete am Samstagabend das Turnier ein. Fast 30 Hearthstone Fans waren dem Ruf der Organisatoren Christoph Jaworski und Nicola Moco gefolgt, die im Hintergrund schon seit Monaten geplant und geworben hatten. Nun konnten sie die Früchte ihrer Arbeit ernten, während sich die Duellanten bis spät abends die Karten um die Ohren schlugen.
Nun werden sich aber manche fragen: Was ist dieses „Hearthstone“ überhaupt? Diese Frage lässt sich schnell beantworten. Hearthstone ist ein 2014 von Blizzard veröffentlichtes Online-Sammelkartenspiel, dass im „World of Warcraft“ Universum angesiedelt und auch im E-Sport vertreten ist. Zwei Spieler treten mit Decks aus jeweils 30 Karten gegeneinander an. Diese Decks wiederum basieren immer auf einer von neun wählbaren Klassen, die alle verschiedene Stärken und Schwächen aufweisen. Erfüllt ein Spieler nun bestimmte Ziele, die ihm täglich vorgegeben werden, indem er online gegen andere Spieler spielt, so verdient er Gold und kann sich neue Karten in zufällig generierten Packungen kaufen. Je erfolgreicher ein Spieler dann im sogenannten gewerteten Modus ist, desto niedriger wird sein Rang in der aktuellen Saison. Das dient als zusätzlicher Motivationsfaktor, um so gute Karten wie möglich zu sammeln.
Das Turnier, in dem im späteren Verlauf einige dieser seltenen Karten in Aktion zu sehen waren, begann eher unscheinbar und ruhig; ein Spieler nach dem anderen trudelte ein. Sie nannten am improvisierten Empfangstresen ihren Battletag, also ihren online Spitznamen, zahlten einen Obolus von 3 Euro und begaben sich zu einem der freien Tische. Diese waren bereits in Zweierblöcken im ganzen Raum verteilt. Überall wurden Laptops ausgepackt, Stromanschlüsse gesucht und die letzten Vorkehrungen getroffen. Kaum jemand sprach ein Wort; alle warteten gespannt auf die Ansprache derer, die zu diesem abendlichen Wettbewerb eingeladen hatten. Nachdem dann allen Anwesenden ihr erster Gegner genannt wurde, begann die erste von fünf Runden. Auch jetzt herrschte konzentrierte Stille, die nur von Zeit zu Zeit von verärgertem Stöhnen oder Siegesrufen durchbrochen wurde.
Anschließend erwies sich aber das K.O. Verfahren, nach dem das Turnier verlief, als Segen des Abends. Die ersten Duelle hatten bereits ihre Opfer gefordert, die somit aus dem Wettkampf ausgeschieden waren. Das brachte Leben in die Menge: Alte Bekannte trafen sich wieder, sensationsdurstige Pulks bildeten sich hinter den Rücken derer, die in die nächste Runde aufgestiegen waren und man unterhielt sich generell über das gemeinsame Hobby. Das Eis war also gebrochen.
Mit jeder Runde wurden die stärksten Kontrahenten herausgepickt, um dann gegeneinander anzutreten. Ab dem Halbfinale kam eine brillante Idee der Veranstalter ins Spiel: Die Spieler wurden nun hinter Stellwänden im hinteren Teil des Seminarraumes gesetzt, während vorne die Spiele von allen übrig gebliebenen Zuschauern auf einer Leinwand verfolgt werden konnten. Die Atmosphäre, die dadurch entstand, hatte eher etwas von einem Fußballabend als von einem Online-Kartenspiel Turnier. Jeder Zug wurde mit anerkennenden „Ooooh“s oder mitleidigem Gelächter kommentiert. Bei besonders unvorhergesehenen oder verheerenden Entwicklungen schrie die gesamte Menge auf.
Als dann um kurz nach zehn der Sieger feststand, gab es Applaus für die guten Spiele und alle, die den Abend mit ihrer Teilnahme bereichert hatten. Man half mit dem Abbau und verabschiedete sich bei Gegnern, Freunden und Veranstaltern.
Das erste „Heartstone Leuphana Tournament“ stellte sich nach kurzen Startschwierigkeiten als geselliger, entspannter, aber auch aufregender und zeitweise sehr komischer Abend heraus. Ich empfehle jedem, der etwas mit Hearthstone, World of Warcraft oder nur mit Gaming an sich am Hut hat, bei den kommenden Turnieren dabei zu sein. Man muss keine Ahnung vom Spiel haben, um dort zu lachen, neue Menschen kennenzulernen und spannende Duelle zu erleben. Und wenn man tatsächlich Hearthstone spielt, kann man Preise in Form von Battlenet-Guthaben gewinnen. Sein Glück versuchen sollte man auf jeden Fall. Alles in allem war das große Turnier ein wunderbares Zeugnis dafür, dass Nerdkultur um einiges geselliger und sozialer ist, als so mancher glaubt.
Falls du jetzt Lust bekommen hast, beim nächsten Mal dabei zu sein, kannst du auf der Facebookseite mehr Informationen finden.
Autor: Fynn Mollenhauer
In diesem Artikel wurde zugunsten der Lesbarkeit aufs Gendern verzichtet.