Univativ Kneipentour Volume 2

Lüneburg ist die Stadt mit der höchsten Kneipendichte Norddeutschlands – da kann die Entscheidung ganz schön schwer fallen, welche Kneipe man ansteuern soll. Damit ihr euch in der stressigen Zeit der Hausarbeiten und Praktikumsphasen nicht auch noch darüber den Kopf zerbrechen müsst, haben wir von Univativ eine Nacht lang investigativen Kneipenjournalismus betrieben und fünf Locations für euch getestet.


Ein Mittwoch im Juli kurz vor der Prüfungsphase – was ist da nahliegender als ein kalter Cocktail in der warmen Abendsonne, um dem Lernstress zu entkommen? Leider macht uns das Wetter ausgerechnet an dem Tag einen Strich durch die Rechnung, unser erster Stop PACOS bietet aber zum Glück auch drinnen spanisches Urlaubsflair.

Da mittwochs statt der normalen Happy Hour den ganzen Tag Happy Day ist, kostet jeder Jumbococktail nur 4,90 Euro. Klingt nach einem guten Start für unsere Tour, also beginnen wir mit einer Runde Cocktails aus dem vielfältigen Angebot. Neben Klassikern wie Mojito oder Long Island Iced Tea stehen auch Eigenkreationen à la PACOS Dream oder Flying PACOS (verleiht Flügel, sogar ganz ohne Redbull) auf der Karte. Für Hungrige werden Tapas und kleine Snacks angeboten.

Der Raum an sich wirkt eher klein und gemütlich, bietet aber doch erstaunlich viele Plätze; leider aber nur eine Toilette, was unter Umständen zu Wartezeiten führen kann. Was uns ziemlich irritiert: Obwohl wir nur mit Glück den letzten Tisch bekommen haben, weil alle anderen reserviert sind, ist der Laden nahezu leer – auch als wir nach etwa einer Stunde aufbrechen. Trotzdem merken: Am Mittwoch lieber vorab reservieren!

Unser Fazit: Leckere Cocktails zu guten Preisen, nettes Ambiente und spanisches Flair haben uns überzeugt.

Mojito (links), Flying PACOS (hinten), Tequila Sunrise (vorne), Long Island Iced Tea (hinten) (c) Theresa Brand

Von der spanischen Cocktailbar geht es nun weiter zum exakten Gegenteil: DEM alternativen KuWi/UWi-Hotspot PONS. Dass es sich dabei nicht nur um die älteste Kneipe Lüneburgs, sondern auch um das Geburtshaus Niklas Luhmanns handelt, weiß spätestens nach der Einführungsvorlesung jeder KuWi.

Der Ort eignet sich auch wirklich gut zum nächtelangen Philosophieren und Debattieren. Damit dabei der Mund nicht austrocknet, werden hier neben einigen Standards hauptsächlich regionale, bio und Fair-Trade Getränke angeboten. Außerdem gibt es eine große Auswahl veganer und vegetarischer Spezialitäten und wir ordern zur Stärkung Pizzabrötchen und eine Runde LüPi (beides sehr zu empfehlen). Wem die Wartezeit zu lang wird, kann sich am Bücherregal bedienen oder, für etwas geselligere Tischrunden, diverse Brettspiele ausleihen.

Die Atmosphäre im PONS ist offen und alternativ, der alte Holzfußboden und die urige Einrichtung verleihen dem Raum gemütlichen Charme und auch draußen gibt es Sitzmöglichkeiten direkt an der Stintbrücke. Alle Preise sind absolut studentenfreundlich und auch die Toiletten sauber. Unser Fazit: Eindeutig die richtige Location, um die Köpfe zusammenzustecken und geheime AStA-Verschwörungstheorien zu diskutieren!

So viel Zeit wir aber heute nicht, schließlich liegt ein straffes Programm vor uns. Gestärkt geht es also auf zu unserem dritten Stop. Die E.n.T.E. liegt nur ein paar Häuser weiter, wird allerdings von den meisten oft übersehen. Doch hinter der kleinen Tür befindet sich eine Kultkneipe, in der die Zeit irgendwann mal stehen blieb. Durch dichten Zigarettenrauch ist schemenhaft ein alter SparClub-Kasten an der Wand zu sehen, in der Ecke ein Spielautomat, hinter dem Tresen poliert Wirt Heinzi Biergläser – umgeben von Rote-Rosen-Autogrammkarten und einer riesigen Sammlung Enten in allen Formen und Farben.

Die obligatorischen Stammgäste sind beim Eintreten von fünf jungen Unbekannten kurz irritiert, zeigen sich aber von unserer munteren Ankündigung, einen Artikel schreiben zu wollen, genauso unbeeindruckt wie Heinzi. Mit Altbierbowle belagern wir einen der ungefähr drei Tische in dem kleinen Raum, wo statt Oldies zur Feier des Tages das WM-Viertelfinale läuft. Da sich die Begeisterung für die E.n.T.E. sich bei einigen Redaktionsmitgliedern aber ziemlich in Grenzen hält, ist der Aufenthalt hier nach einem kurzen Toilettencheck (zufriedenstellend) und den letzten Schlucken Bowle bald beendet.

Unser Fazit lautet hier: Geschmackssache. Wer Probleme mit kleinen, verqualmten Räumen voller Nippes hat, sollte lieber woanders einkehren. Dafür verpasst man damit auch kultiges Stammkneipen-Flair, alkoholgeschwängertes Tresengeplauder und den Beweis dafür, dass das Alter beim Feiern keine Rolle spielen muss.

Ebenfalls kultig, doch mit eindeutig jüngerem Klientel ist unser nächstes Ziel, die Hausbar. Hier überzeugen direkt die Shots für einen Euro, sodass es erstmal heißt: „Mexikaner für alle!“ Leider gibt es kein gezapftes Bier, aber Astra aus der Flasche tut’s schließlich auch. Außerdem kann man das besser auf dem Kicker abstellen und es folgt ein erbittertes, wenn auch kurzes und – für die eine Seite sehr desillusionierendes – Match. Die Atmosphäre ist locker und entspannt, sonntagabends kann hier gemeinsam Tatort geguckt werden und neben dem Kickertisch bietet eine Sitzecke Platz für größere Runden. Die Karte ist wie die ganze Hausbar recht übersichtlich, aber alles in allem ist unser Fazit: nette Studentenkneipe und durchaus einen Besuch wert!

Spotte die drei rostigen Nägel (c) Theresa Brand

Mittlerweile ist es recht spät geworden und der Hunger meldet sich zu Wort. Wie gut, dass es im September die berühmte Mitternachtspizza gibt! Über einen Teppich aus Erdnussschalen laufend ergattern wir einen gemütlichen Tisch und ordern die berüchtigte Lüneburger Kneipen-Mutprobe, um die Zeit bis Mitternacht zu überbrücken: „Krabbel die Wand rauf“ sind 4 cl Tabasco und Sambuca.

Die Folgen: Hitzewallungen und gefühlte Verbrennungen im Hals. Einige müssen danach passen und steigen auf Fritz-Cola um. Endlich ist auch die ersehnte Pizza-Zeit angebrochen und es stoßen noch ein paar Bekannte dazu, die ebenfalls vom Hunger ins September getrieben werden. Die Location an sich bietet auf zwei Etagen viel Platz, es gibt gemütliche Sitznischen, Tische für alle Gruppengrößen, auf beiden Ebenen Theken, einen Raucherraum und auch die Toiletten sind völlig in Ordnung. Der ausgetretene Holzfußboden, niedrige Decken und der verwinkelte Raum mit seiner alten Holzeinrichtung machen das September urgemütlich, allerdings auch etwas dunkel.

Leider gibt es keine Sitzgelegenheiten draußen, doch dafür gratis Erdnüsse, die zu später Stunde den Fußboden bedecken. Das Angebot an Speisen und Getränken ist groß, auch hier gibt es einiges an hausgemachten Kreationen und die Preise sind durchaus erschwinglich – besonders die erwähnte Mitternachtspizza für 5 Euro ist einfach unschlagbar.

Unser Fazit: ein echtes Lüneburger Urgestein, definitiv empfehlenswert.

Nach so viel investigativem Journalismus machen wir uns am Ende auf den Weg nach Hause. Es hat sich an diesem Abend mal wieder gezeigt: Auch wenn Lüneburg klein ist, dies ist ganz klar ein guter Ort für Kneipentouren!