Rote Rosen: Eine Welt ohne Corona

Eine coronalose Welt inmitten von Lüneburg? Das gibt´s nur am Set von Rote Rosen. Unsere Autorin hat die Schauspielerin Antonia Jungwirth gefragt, wie das geht.

Die ARD-Telenovela „Rote Rosen“ spielt schon seit 2006 in Lüneburg. Von Montag bis Freitag wird täglich eine Folge produziert. Daran ändert sich auch durch Corona nichts. Wie sich das Virus auf die Dreharbeiten und auch auf die Darstellung der Serie auswirkt, verrät Antonia Jungwirth (im Bild ganz links). Sie ist 2020 für Rote Rosen nach Lüneburg gezogen und spielt in der Serie die Sara:

Wir leben bei Rote Rosen in einer heilen Parallelwelt, was total wunderbar ist. Eigentlich sollte die Welt so sein! Man hat dadurch aber auch Konflikte: Die Schere zwischen dem realen Leben und der Geschichte in der Serie öffnet sich durch Corona noch mehr.

Sie schätze sich sehr glücklich und dankbar in diesen Zeiten ein festes Einkommen zu haben. Viele andere freie Schauspieler:innen seien erst in der überarbeiteten Form der Hilfspakete der Regierung inkludiert und auch Arbeitslosengeld I gäbe es nur ein Jahr lang.

Antonia sieht die Herausforderung bei den Dreharbeiten vor allem in den Abstandsregelungen: „Dadurch wirken Szenen oft unauthentisch und manchmal gar künstlich.“ Ganz viel zusätzliche Energie ginge in die Frage, wie man die Corona-Maßnahmen umsetzte. „Wenn wir an Personen vorbeigehen dürfen wir nicht sprechen. Zudem gibt es die Reglung, dass wir während der Szenen nicht essen oder trinken dürfen. Wenn ich die Tasse anhebe, muss ich direkt einen Grund finden, warum ich dann doch nicht trinke.“

Obwohl es Corona in der Serie nicht gibt, wirkt sich das Virus also enorm auf die Darstellung und den Inhalt der Serie aus. Zoom Sitzungen und Videotelefonate finden auf einmal Platz in der Serie. „Durch Corona haben wir das öfter kennengelernt und dadurch findet das seinen Weg in die Drehbücher.“, sagt Antonia Jungwirth. Statt romantischer Kussszenen verschwänden die Darsteller:innen oft einfach hinter verschlossenen Türen.

Das Ankommen am Set stellte für Antonia auch eine Herausforderung dar. Antonia ist erst seit dieser Staffel dabei und ist somit in Coronazeiten Teil des Teams geworden. Menschen kennenzulernen und Gespräche zu führen, die nichts mit der Arbeit zu tun haben, sei schwierig. „Corona ist ein sozialer Puffer. Hürden, die man sowieso im sozialen Miteinander schon hat, werden größer.“, sagt die Schauspielerin. Sie sei trotzdem sehr herzlich am Set empfangen worden.

Besonders lustige Situationen entstehen, wenn beim Außendreh in der Stadt Menschen mit der Maske durchs Bild laufen. Dann muss die ganze Szene abgebrochen werden. Weil es Corona in der Serie nicht gibt.

Das Studio befindet sich zudem direkt neben dem Impfzentrum. Oft verirren sich Leute, die sich impfen lassen möchten, auf dem Studiogelände. „Das ist lustig, weil ich ja eine Krankenschwester spiele. In meinem Outfit erkläre ich ihnen dann oft, wie sie wirklich zum Impfzentrum kommen.“ sagt Antonia.

Bild:  © ARD/Nicole Manthey

Ohne Quarantäne kein Küssen!

Am Set gelten die gängigen Corona-Maßnahmen: Abstandregelungen, Maskenpflicht, regelmäßige Tests, etc. „Es ist gut, eine Person zu haben, die dafür verantwortlich ist. In diesem Fall ist das der Aufnahmeleiter. Ich fühle mich wirklich sehr sicher am Set.“ Gewisse Schutzstufen geben an, nach wie vielen Maßnahmen gewisse Aktionen, wie z.B. Küsse oder Umarmungen möglich sind. So dürfe man z.B. nach fünf Tagen Quarantäne und zwei Tests eine Kussszene drehen. Diese privaten Vorsichtsmaßnahmen seien freiwillig und auf Vertrauensbasis. Schließlich werden die Schauspieler:innen nicht rund um die Uhr bezahlt.

Ein positives Testergebnis zieht einen Drehstopp mit sich. Das ist eine sehr große Verantwortung, die Antonia zu Beginn sehr bedrückt hat: „Aber diese Verantwortung haben wir ja nicht nur hier im Produktionszusammenhang, sondern auch gesamtgesellschaftlich. Wenn die Produktion zwei Wochen steht, dann ist das ein bisschen präsenter, aber das eigentlich Schlimme ist ja, dass Menschen sich mit diesem Virus infizieren.“

Im April hatte es laut Antonia einen Coronafall am Set gegeben. Die Produktion sei für zwei Wochen eingestellt worden und die Schauspieler:innen hätten sich vorsichtshalber in Quarantäne begeben. „Alle biegen und brechen, damit der Laden weiterläuft. Da will man nicht der Idiot sein, wegen dem alles steht.“, sagt Antonia. Denn ein Drehstopp sei teuer.

Auf lange Sicht kann sich Antonia vorstellen, dass einige Teile des Hygienekonzepts bestehen bleiben und auch die Achtsamkeit gegenüber generellen Ängsten der Kolleg:innen bleibt. Wenn es wieder geht, freut sie sich am meisten auf die Weihnachtsfeier und das Knuddeln vor der Kamera.

Wer mehr über den Dreh von Rote Rosen erfahren möchte, kann trotz Corona als Kompars:in vor der Kamera stehen. Schickt dazu eine Mail mit eurem Lebenslauf und zwei Fotos (Ganzkörperaufnahme und Porträt) per Mail an komparsen@rote-rosen.tv.


Titelbild: © ARD/Thorsten Jander

Transparenzhinweis: Die Autorin arbeitet bei Rote Rosen.

Vera Keddigkeit

Studentin der Kulturwissenschaften und Digitalen Medien. Schreibt über Kultur und Gesellschaft.

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