Richard David Precht - re:publica 18 - Day 1 - Foto: Gregor Fischer/re:publica - CC BY-SA 2.0 DEED

Richard David Precht gibt Honorarprofessur an der Leuphana ab

Das Studierendenparlament (StuPa), als das höchste legislative Organ der Studierendenschaft, hat am 18.10. einen Beschluss zur Beendigung der Tätigkeiten von Richard David Precht gefordert. Am Montag, 23.10. gab die Leuphana Universität nun bekannt, dass er auf die Honorarprofessur verzichtet.

Am Mittwoch hat das StuPa, einen Beschluss zu den Äußerungen von Richard David Precht gefasst. Zuvor waren Antisemitismus-Vorwürfe gegen Precht laut geworden. Precht hat seine Aussagen später selbst korrigiert und sich für den Fehler entschuldigt. Die Landeszeitung berichtete von dem Beschluss. Der Wortlaut des Beschlusses, der mit 15/0/0 (Ja/Nein/Enthaltungen) bei möglichen 17 Stimmen vom StuPa beschlossen wurde, lautet:

Das Student*innenparlament verurteilt die vergangenen problematischen Äußerungen von Richard David Precht, welche zuletzt in den zutiefst antisemitischen Äußerungen im Podcast Lanz&Precht gipfelten. Als Studierendenschaft der Universität Lüneburg stellen wir uns klar gegen jeden Antisemitismus an unserer Universität und darüber hinaus. Daher fordert das Student*innenparlament die Universitätsleitung und die zuständigen akademischen Gremien auf, jegliche Kooperation mit Richard David Precht mit sofortiger Wirkung zu beenden. Dies beinhaltet den Widerruf der Honorarprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg und das Beenden aktueller und zukünftiger Lehraufträge. Wir fordern die Universität außerdem dazu auf, sich in einer öffentlichen Stellungnahme zum Status der Honorarprofessur von Richard David Precht schnellstmöglich zu äußern.

Entscheidung am Montag

Bereits am Montag war in der Landesleitung Lüneburg zu lesen, dass Precht die Honorarprofessur (2011 bis Oktober 2023) aufgibt. Eine genaue Begründung liegt bisher nicht vor. Sobald ein Statement von der Leuphana oder Herrn Precht vorliegt, werden wir den Artikel aktualisieren.

Auf Anfrage des NDR hat die Leuphana folgende Stellungnahme abgegeben:

Dr. Richard David Precht hat am vergangenen Wochenende gegenüber der Universitätsleitung seinen sofortigen Rückzug von seiner Honorarprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg erklärt. Die Universitätsleitung respektiert diese Entscheidung und dankt Herrn Precht für sein großes Engagement und seine über viele Jahre hinweg für die Universität geleistete Arbeit.

In dem Instagram-Post vom AStA und StuPa ist eine lebendige Diskussion entbrannt mit über 180 Kommentaren. Auf der Instagram-Seite gab es in den Kommentaren sowohl Zustimmung als auch Kritik zu den Forderungen des Studierendenparlaments. Die Kommentarfunktion wurde am Abend des 23.10. deaktiviert und die Kommentare gelöscht.

Am Sonntag 22.10.2023 legte der StuPa-Vorsitz bei Instagram in der Sache nach:

Ergänzung des StuPa-Vorsitzes (22.10.23): Dem StuPa ging es mit dieser Stellungnahme nicht nur um eine einzelne Aussage Richard David Prechts. Dieser aktuelle Fall von Verbreitung von Falschinformationen von ihm als Person mit großer Reichweite sah das StuPa als Anlass, sich nun zu äußern. Auch in der Vergangenheit ist Precht mit diversen Aussagen schon aufgefallen. Dieser Expert*innenbericht analysiert anschaulich die spezifische Podcast-Folge von Lanz&Precht…

Die Landeszeitung Lüneburg hat dazu einen Kommentar veröffentlicht: Causa Precht: Die Leuphana lehrt, Haltung zu zeigen – tut es aber selbst nicht. Überregionale Medien wie der DLF, Zeit Online, Spiegel Online, SZ und weitere haben mittlerweile darüber berichtet.

Bisherige Tätigkeiten von Precht

In den vergangenen Sommersemestern wurde von Richard David Precht in Zusammenarbeit mit verschiedenen weiteren Dozent:innen jeweils ein Seminar angeboten. Darunter waren auch die Utopie-Konferenz an der Leuphana und die Moderation (zusammen mit Maja Göpel) auf der Konferenz-Woche zum Ende des Leuphana-Semesters. Einige Auszüge aus dem Programm der Seminare:

  • SoSe 2023: Welt im Umbruch: Utopisches Denken in den 1920er Jahren;
  • SoSe 2022: Utopie-Konferenz 2022: Wie viel Utopie braucht die Freiheit?;
  • SoSe 2021: Bauformen utopischen Denkens;
  • SoSe 2020: Humanismus, Posthumanismus, Transhumanismus;
  • SoSe 2019: Utopie

Bereits nach der Utopie-Konferenz 2022 war hinter vorgehaltener Hand an der Leuphana zu hören, dass die Dekane der fünf Fakultäten sich beim Präsidium beschwert hätten. Die Utopie-Konferenz sei wenig wissenschaftlich und es beteiligten sich wenig Wissenschaftler:innen an diesem Format. Es sei vielmehr eine Veranstaltung, die sich an ein Nicht-Akademisches Publikum wendet und nicht den akademischen Standards einer Universität entspräche, sondern eher eine Veranstaltung für Precht und seine Anhänger, als ein wissenschaftlicher Diskurs.


Foto: Richard David Precht – re:publica 18 – Day 1 – Foto: Gregor Fischer/re:publica – CC BY-SA 2.0 DEED
Der Artikel wurde mehrmals überarbeitet und aktualisiert.

Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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