Abgeschnallt und losgefahren

Am Samstag, den 17. April 2021, fand der erste Stop auf der „road to lunatic statt. Neben einer ausgelassenen Stimmung in den eigenen vier Wänden kam das Engagement nicht dem Verein, sondern vielmehr den geplanten Acts und Künstler_Innen zugute. Ein Erfahrungsbericht.

Einsteigen, anschnallen und los geht’s – wobei: ganz so gestaltet sich das Event vom lunatic e.V. vielleicht nicht, wie es auf den ersten Blick klingen mag. Denn Anschnallgurte sind bei diesem Event völlig kontraproduktiv, schließlich geht es um das lang ersehnte Abzappeln zu einer Musikvielfalt, die ihresgleichen sucht. Und auch mit dem Einsteigen verhält es sich anders. Zwar ist das Konzept „road to lunatic“ wie eine Art Roadtrip aufgezogen, teilnehmen tun wir aber aus unseren in letzter Zeit so häufig ausgekundschafteten eigenen Räumlichkeiten. Das eigene Domizil fungiert nicht nur als Hörsaal, Seminarraum oder Arbeitsoffice – der lunatic e.V. verwandelte es zur Bar mit Ausgeh-Feeling.

Für all diejenigen, die jetzt mitlesen und nicht dabei waren, ein kurzer Programmabriss

Begonnen wurde mit einem kurzen Cocktail-Workshop, damit jede_r vor den eigenen Bildschirmen auch mit dem richtigen Getränk versorgt war, das sich hier nachkreieren lässt. Drei Künstler_Innen versorgten alle Teilnehmer_Innen im Anschluss mit der richtigen Musik. Angefangen mit ruhigen Klängen aus der Indie-Pop-Richtung, über schnell mitsingbare, deutsche Lieder bis hin zu starken Electro-Sounds verfeinert vom Saxophon – Zumindest ich kann sagen, dass eine Bandbreite an verschiedenen Geschmäckern mit dem ausgeklügelten Programm gedeckt war. Wer von den gespielten Songs im Programmablauf nicht überzeugt werden konnte, hatte im Anschluss in der Jukebox die Qual der Wahl, sich die richtigen Songs zu wünschen, um beherzt mitzusingen, mitzuschunkeln oder gar mitzugrölen. Ganz ungehört sprang, sang und schwitzte ich zur Musik, ganz ohne mich dabei schrägen blicken zum eigenen Organ aussetzen zu müssen.

Das Aussuchen von Klassikern oder Lieblingssongs musste wohl überlegt sein, gegen eine kleine Spende war es möglich sich 1-2 Songs zu wünschen. Wer bei guter Stimmung war, schlug zu und wünschte sich, was das Herz begehrte, um die Stimmung vorm Bildschirm weiter auszureizen. Das taten wir. Die Stimmung vor meinem Bildschirm war ausgelassen – kein Wunder, denn die Gier auf Feierlichkeiten, Partys und ausgelassene Abende stand mir vor Samstagabend wahrscheinlich wie ins Gesicht geschrieben. Hinzukommt, dass ein Teil der Einnahmen, die an dem Abend zusammenkamen, den Künstler_Innen zugute kamen, sodass sich das Ausgeben von kleinen Beträgen gleich doppelt lohnte: um meine eigene Freude auf die Spitze zu treiben und um Künstler_Innen in den schweren Zeiten zumindest ein bisschen unter die Arme zu greifen. Der andere Teil der Einnahmen floss in die Location und die Technik, sodass sich die Veranstaltung vollständig selber tragen konnte.

Wie war die Stimmung?

Zugegeben, es ist aus meiner Perspektive schwer zu sagen, wie die Stimmung im Einzelnen war. Allerdings lassen die konstante Teilnehmer_Innen-Anzahl von rund 140 Menschen darauf schließen, dass einige mit dem erstellten Programm mehr als zufrieden waren. Auch die Länge des Events bestätigt meinen subjektiven Eindruck: die (zumindest bei mir) ausgelassene Party-Stimmung hielt bis ca. 01:00 Uhr über den Livestream an, im Anschluss wurde Zuhause weiter abgefeiert. Ich gehe stark davon aus, dass die Anzahl von 140 Menschen viel zu klein gefasst ist. Wie ich, saßen vermutlich auch nahezu alle anderen mindestens zu zweit vor dem Livestream und „verlegten die Party anschließend nach Hause“. Das ist auch mein Tipp: Schnappt euch für solche Events zukünftig eure Freunde, Bekannte, Mitbewohner_Innen, Partner_Innen, Großeltern, Eltern – wen auch immer. Denn in kleiner Gemeinschaft machen solche Events weitaus mehr Spaß und sind mit Schluss des Livestreams noch lange nicht vorbei. Mein Brummkopf am Sonntag hätte zwar nicht sein müssen, aber das Gefühl eines Katers kannte ich schon gar nicht mehr… öfter mal was Neues.

Apropos was Neues. Ein neues Event vom lunatic e.V. ist für den 01. Mai 2021 angesetzt. Die lunissage wird an jenem Samstag aus der Ritterakademie übertragen. Aufgrund der ganzen Ungewissheiten, plant der lunatic e.V. zwar mit einer Präsenzveranstaltung inklusive Hygienekonzept – jedoch könnten Corona und steigende Inzidenzzahlen einen Strich durch die Rechnung machen. Ein digitaler Alternativplan steht für den Fall der Fälle in den Startlöchern, andernfalls beziehungsweise im glücklicheren Fall lassen sich die Tagestickets entweder im Onlineshop des lunatic e.V. oder direkt vor Ort kaufen.

Ich bin sehr gespannt, wohin mich der Roadtrip im Mai führt, ob und wenn ja welche Events noch geplant sein könnten. Ob sich meine Gier auf Feierlichkeiten, Partys und ausgelassene Abende stillen lässt? Zumindest ist sie mit dem letzten Sonntag geschrumpft, denn eins habe ich mir definitiv vorgenommen: am nächsten Tag nicht unbedingt in Katerstimmung aufzuwachen. Arbeit und Uni gibt es ja auch noch…


Titelbild: © lunatic e.V., 2021

Merle Schütt

studiert Kulturwissenschaften und interessiert sich besonders für Sprache und Sport, kocht gerne und isst anschließend alles Süße, das ihr zwischen die Finger kommt.

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