Raum der Stille (c) Johanna Petschick

Wusstet ihr schon, wo der Raum der Stille ist?

Wusstet ihr schon…? Hier ist unser brandneues Format! Wir nehmen euch mit auf Entdeckungsreise durch die etwas verborgeneren Ecken und interessanten Orte unseres Campus und der Universität. Seid dabei, wenn wir die Plätze erkunden, die vielleicht noch nicht jede*r kennt, aber definitiv entdeckt werden sollten.

Etwas versteckt im dritten Stock des Zentralgebäudes liegt der Raum der Stille. Er ist über den ‚kleinen‘ Aufzug gegenüber dem Eingang B des Auditoriums zu erreichen. Der 80 m² große und an der höchsten Stelle 9 m hohe, helle Raum bietet ausreichend Platz und eine beruhigende Atmosphäre. Noch nie davon gehört? Dann gut aufgepasst: Seit seiner Eröffnung im Juni 2017 dient der Raum unter anderem als Ort für Meditation, Andacht und Gebet.

Er ist bewusst nicht spezifisch religiös konnotiert, sondern steht allen weltanschaulichen und religiösen Gemeinschaften offen. Das bedeutet auch, dass man den Raum der Stille einfach aufsuchen kann, um im stressigen Uni-Alltag mal durchzuatmen und zur Ruhe zu kommen oder sich vor einer Prüfung in einer ungestörten Umgebung zu entspannen. Passend dazu stehen Meditationskissen, Yogamatten oder auch Gebetshocker in den Regalen bereit.

Wichtig ist bei der Nutzung des Raumes Rücksicht auf andere Anwesende und religiöse Praktiken zu nehmen sowie diese zu respektieren und zu tolerieren. Der Raum lädt aber auch aktiv zum Austausch und Dialog über konfessionelle Grenzen hinweg ein. Die Herausforderung dabei ist natürlich die Vermeidung von religiösen Spannungen.

Das Konzept des Raumes wurde von Studierenden gemeinsam mit Vertretern verschiedener Glaubensgemeinschaften unter der Leitung von Daniel Liebeskind und Holm Keller ausgearbeitet und umgesetzt.

In den angrenzenden Räumlichkeiten befinden sich die evangelische und katholische Hochschulgemeinde, die regelmäßig Yoga und christliche Meditationen sowie Morgenandachten zu festen Zeiten im Raum der Stille anbieten. Die Muslim Community Leuphana setzt sich als unabhängige studentische Gruppe zudem das Ziel, den interreligiösen Dialog an der Universität zu fördern und befürwortet den Raum der Stille als ruhigen Ort zum Gebet und Rückzug.

Doch nicht nur an der Leuphana gibt es einen solchen Ort der Besinnung. Hochschulen und Universitäten in ganz Deutschland setzen Konzepte für Räume eines interreligiösen Dialogs um, so zum Beispiel in Köln, Hannover, Hamburg oder Bremen. Insbesondere seit die Landeshochschul-Konferenz (LHK) 2017 auf der Grundlage mehrerer Erfahrungsaustausche eine Empfehlung zu solchen Räumen ausgesprochen hat, findet das Konzept Anklang. Dies soll an Hochschulen dazu beitragen, ‚Glaubensfreiheit für alle Bekenntnisse gleichermaßen zu fördern‘ (LHK, 2017).

Allerdings gibt es an der Leuphana derzeit keine offizielle Vernetzung jüdischer Studierender, und lediglich die evangelische und katholische Gemeinde verfügen über eigene Räume. Inwieweit werden also die unterschiedlichen Religionen gleichwertig gefördert? Und in welcher Form kann der Raum der Stille in der Praxis dazu beitragen? Der Raum im Zentralgebäude steht derzeit allen Studierenden und Beschäftigten montags bis freitags von 12:00 bis 15:00 Uhr zur individuellen Nutzung ohne Voranmeldung zur Verfügung.


Foto: Raum der Stille – (c) Johanna Petschick