112 Wohnungen in 3 Jahren: Das Leben einer Haus-Sitterin

Wer kann schon von sich behaupten mit Anfang 30 bereits in 112 verschiedenen Wohnungen gewohnt zu haben? Für Janna Spannagel ist das bereits Normalität: Sie ist sogenannte Haus-Sitterin in England und das mittlerweile seit 3 Jahren.

Über die Plattform „Trusted House Sitters“ findet Janna Anzeigen, von Bewohner:innen die z.B. auf Reisen gehen und eine Person suchen, die auf ihr Haus aufpasst. Das Nutzerkonto kostet jährlich 119 Euro. Meistens ist dabei ein Zeitraum von ca. 2-4 Wochen ausgeschrieben. Die ehemalige Grundschullehrerin betont, dass es dabei aber nicht nur darum ginge günstig in einem „Ferienhaus“ Urlaub zu machen. Meistens fallen noch Aufgaben an, wie auf Katzen und Hunde aufpassen, Blumen gießen und Post entgegen zu nehmen.

Durch ihre dreijährigen Erfahrungen und die dort gesammelten Referenzen habe Janna mittlerweile freie Auswahl bei den Hosts. Zu einer Vermieterin hat sie eine ganz besondere Beziehung: 2021 passte sie bei ihr in Bristol zum 1. Mal auf Katze und Haus auf. Die Anfragen von ihr häuften sich und J

anna kam immer wieder nach Bristol zurück. Nach dem 12. Mal in dieser Unterkunft hat sie ihre eigene Kommode bekommen, wo sie z.B. Winterklamotten lagern kann. Gegen Miete wohnt sie teilweise auch dort, wenn die eigentliche Besitzerin mal nicht verreist ist.

Arbeiten im Housesit

„Ängste habe ich gar nicht, sonst würde das auch nicht funktionieren.“

Neben dem House Sitting ist Janna freiberuflich unter anderem als Influencerin tätig. Auf TikTok und Instagram teilt sie unter dem Titel „janna.sagt.ja“ ihre Reiseabenteuer in Form von kurzen Videos. In der Kommentarspalte ihrer Social Media Posts erntet sie häufig Kritik für ihren Lebensstil. Er sei egoistisch. Ein richtiges Schmarotzerleben auf Kosten anderer. „Du lebst ein Leben ohne Plan“ hört sie immer wieder. Darauf erwidert sie bloß schmunzelnd: „Tendenziell ist es besser nicht alles durchzuplanen.“ Auch die besorgten Einwände von Follower:innen prallen an ihr ab. Immer wieder erreicht sie die Frage, wie sie sich das alleine als Frau überhaupt traue, ob sie nicht Angst hätte, dass in den Wohnungen Kameras angebracht sind. Darauf erwidert sie ganz platt „Ängste habe ich gar nicht, sonst würde das auch nicht funktionieren.“ Dabei bringt auch eine lange Flohplage, die sie sich bei einem Housesit eingefangen hat, nicht aus dem Konzept.

Janna ist glücklich mit ihrer Entscheidung, ihr Leben als Grundschullehrerin in Deutschland hinter sich gelassen zu haben. Für ihren Kinderwunsch könnte sie sich aber doch vorstellen sich nochmal irgendwo niederzulassen.

Bei Lücken zwischen ihren Aufenthalten findet Janna ihre Schlafplätze über die App „Couchsurfing“. Hier stellen Privatpersonen Sofas und manchmal auch Gästezimmer gratis zur Verfügung. Früher war sie darauf angewiesen, heute entscheidet sie sich oft bewusst dafür. Euphorisch berichtet sie von einem Schlafplatz bei einem ganz verrückten Typen mit dem sie dann noch spontan Halloween gefeiert hat.

Leuten, die Housesitting gerne mal ausprobieren möchten rät Jana sich ein gutes Profil anzulegen, dranzubleiben und am Anfang viele Bewerbungen rauszusenden. Ansonsten „Nicht viel nachdenken, einfach machen!“

 

Vera Keddigkeit

Studentin der Kulturwissenschaften und Digitalen Medien. Schreibt über Kultur und Gesellschaft.

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