Nil Ägypten - (c) pixabay

Univativ Filmkritik: Tod auf dem Nil

Seit dem 10. Februar läuft „Tod auf dem Nil“ im Kino. Der Detektiv Hercule Poirot versucht wie zuvor in „Mord im Orient Express“, eine Reisegruppe vor einem Mörder zu schützen und dabei den Übeltäter unter ihnen zu identifizieren.

Flitterwochen am Nil – die frisch verheirateten Simon und Linnet wollen eine unbeschwerte Zeit verbringen. Wäre da nicht Jacqueline, die ehemalige Verlobte von Simon, die ihnen auf Schritt und Tritt folgt. So entschließt sich das Paar, seine Feier auf einem Kreuzfahrtschiff fortzusetzen, um Jacqueline loszuwerden. Doch auch dort fühlt sich Linnet unsicher und bittet den Detektiv Poirot, ein Auge auf sie zu haben. Vergebens, Poirot kann den Mord an Linnet nicht verhindern. Zunächst wird Jacqueline verdächtigt, die doch nicht abgeschüttelt werden konnte. Sie besitzt zwar die gleiche Pistole wie die Mordwaffe, hat aber für den Tatzeitpunkt ein Alibi. Poirot verdächtigt schnell andere Gäste, die es auf Linnets Geld abgesehen haben könnten. Bevor Poirot jedoch den Mörder finden kann, passiert weiteres Unheil …

Der Regisseur Kenneth Branagh hat mit dem Film „Tod auf dem Nil“ den zweiten Roman von Agatha Christie verfilmt. Im Gegensatz zu seinem ersten Film „Mord im Orient Express“ (2017) geht „Tod auf dem Nil“ mehr auf das Gefühlsleben der Hauptcharaktere ein. So wurde Jacqueline von ihrem Verlobten verlassen und kann mit der Beziehung nicht abschließen. Diese emotionale Komponente, die eine Abwechslung in typische Whodunit-Filme bringt, wird leider im weiteren Verlauf des Films nicht aufgegriffen. Statt den Fokus auf einzelne Charaktere und deren persönlichen Hintergründe zu setzen, werden diese zunehmend oberflächlich beleuchtet: Poirot verdächtigt nahezu alle Passagier:innen, wobei die Zuschauer:innen zu wenig über die einzelnen Personen erfahren, um am Ende eine fundierte Vermutung zu entwickeln. Dass so viele Befragungen nacheinander stattfinden und zwischendurch noch mehr Ereignisse die Hochzeitsgesellschaft erschüttern, trägt aber auch zur durchgehenden Spannung während des zweistündigen Films bei.

Was die schauspielerische Leistung anbelangt, sticht besonders Branagh hervor. Er spielt wie im „Mord im Orient Express“ die Rolle des Poirot. Da man Poirot in „Tod auf dem Nil“ im Ersten Weltkrieg an der Front kämpfen sieht, wirkt seine Gestalt verglichen mit seinem Auftritt in „Mord im Orient Express“ nun mehr vom Leben gezeichnet. Zudem schafft Branagh durch seinen ratlosen und gleichzeitig wissenden Blick gut, die Rolle eines Detektivs darzustellen. Mit der attraktiven Schauspielerin Gal Gaddot ist auch die Rolle der verführerischen Linnet, die Jacqueline ihren Verlobten wegnimmt, passend besetzt.

Insgesamt hat es Branagh geschafft, einen spannenden Film zu produzieren, der die Zuschauer:innen bis zum Ende mitraten lässt. Leider ist die Spannung dabei eher der fehlenden Information als einem Taktieren mit falschen Fährten geschuldet. Dadurch, dass nahezu alle Passagiere des Kreuzfahrtschiffs verdächtigt und befragt werden, bleibt eine tiefere Charakterisierung der Figuren leider auf der Strecke.


Am 10. Februar 2022 erschien der Film in Deutschland. In Lüneburg läuft der Krimi im Scala Programmkino auf Deutsch oder Englisch mit Untertiteln. Die Spielzeiten findet ihr hier.

Die Redakteurin bekam im Rahmen der Kooperation mit dem Scala kostenlosen Eintritt zum Film.