Heiße Tage beim A Summer’s Tale 2018

Bestes sonniges Wetter und über 30 Grad beim A Summer’s Tale (AST) Festival in Luhmühlen bei Lüneburg. Ist das AST Festival das Lunatic für Erwachsene? Und: wie ist das Festival überhaupt so? Alle Antworten in unserem Erlebnisbericht 2018 – Review.

Auch dieses Jahr waren wir wieder beim AST Festival Anfang August in Luhmühlen. Schon im vergangenen Jahr hatten wir auch darüber berichtet. Dieses Jahr waren wieder rund 13.000 Besucher von Mittwoch bis Samstag beim vierten AST Festival dabei, dabei gab es gegenüber dem Vorjahr zahlreiche Änderungen. Hier ein paar knallharte Fakten über das Festival: Spieldauer der Musik: 82 Stunden, Workshopdauer: 255 Stunden, Talks & Vorträge: über 32 Stunden, Lesungen & Hörspiele: über sieben Stunden, Theater und Performances: 22 Stunden, Filme: über sechs Stunden, Foodstände: 33 Stück, Getränkestände: neun Stück, Festivalgelände: 83.000 qm2 – gesamte Fläche inklusive Camping und Parkplatz: 179.000 qm2. Und zu guter Letzt – Mitarbeiter: rund 1.500, die das alles ermöglicht haben.

Food und Candy-Stände beim AST – Foto: Patrizia Jäger

Ist es noch ein Festival?

Eigentlich ist der Begriff eines Festivals nicht der richtige um das AST korrekt zu beschreiben. Wenn wir an die anderen Festivals denken, dann fallen uns Party auf dem Campingplatz, große Konzertbühnen, Alkohol und Spaß und schließlich riesige Müllberge ein – aber das AST ist mehr als ein Festival. Es kennzeichnet sich durch seine Workshops, seinen grünen Charakter, die Entspannungsmöglichkeiten, vielfältiges Programm, Musik von Jung bis Alt, Nachhaltigkeit und Kooperationen mit NGOs bzw. der Wissenschaft. Sozusagen ein Festival – bei dem aber auch mal über den Tellerrand geschaut wird und es Möglichkeiten gibt, sich fortzubilden und Neues zu erleben. Dichtes Gedränge an den Bühnen sind ein Fremdwort, keine Hektik. Alles läuft sehr entspannt und sehr gesittet ab.

Entspanntes lauschen bei einer Lesung beim AST – Foto: Patrizia Jäger

Was kann ich erleben?

Die Angebote sind zahlreich, für einige Veranstaltungen musste man sich vorher online anmelden, jedoch gab es auch die Möglichkeit vor Ort teilzunehmen, wenn nicht die Reservierungen abgeholt worden sind. Ein gewisser Prozentsatz an Plätzen wurde von den Veranstalter*innen immer frei vergeben. Einige Workshops wurden außerdem von der geplanten Zahl von 30 Teilnehmern auf 50 erhöht, sodass vielen die Teilnahme ermöglicht wurde. Sich frühzeitig anzustellen, lohnte sich aber dennoch.

Bewegung beim Workshop beim AST – Foto: Patrizia Jäger

Im Globetrotter Waldwinkel ließ sich die Natur entdecken und spielerisch und kulinarisch zu neuen Horizonten und fremden Kulturen aufbrechen. Hier gab es den Workshop „Kulinarische Weltreise“: Dort wurden auf Camping-Kochern exotische Gerichte aus aller Welt gekocht. Aber auch „Waldhandwerken“ lud dazu ein, aus Holz und anderen natürlichen Materialien nützliche Dinge zu bauen. Eine Slackline Area rundete das Programm ab. Camping-Ausrüstung für das AST oder zukünftige Ausflüge konnten Festivalbesucher*innen in dem Globetrotter Marktstand kaufen – inklusive kostenloser Laser-Gravur.

Mit dem Laser die Sachen gravieren beim Stand von Globetrotter – Foto: Patrizia Jäger

Bitte nachdenken

Mehrere Stände sorgten dafür, dass die Festivalbesucher*innen zum Nachdenken – insbesondere in Richtung Nachhaltigkeit – angeregt wurden. In dem „Wissenszelt“ fanden verschiedene Vorträge und Diskussionen statt. So war das Alfred-Wegner-Institut vertreten und hat über seine Arbeit in der Antarktis zum Thema Klimawandel informiert. Erleben konnte man wie die Mitarbeiter*innen in der Neumayer-Station III untergebracht sind. Ebenso konnte man bei den über 30 Grad eine Polarausrüstung anlegen und sich fortbewegen. Mehrmals gab es Live-Schaltungen via Satellit zu der Neumayer-Station III, um mit den Forschern in Kontakt zu treten und Fragen zu stellen.

Triff fünf Länder und nenn die Hauptstadt Gewinnspiel – Foto: Patrizia Jäger

Greenpeace steckte ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen in Badehosen in zwei Eisbärenkostüme, um bei den sommerlichen Temperaturen auf die Schutzgebiete in der Antarktis aufmerksam zu machen. Den: Der Klimawandel und die Fischerei bedrohen die Antarktis. Ziel war es, Unterschriften zu sammeln.

Ehrenamtliche Mitarbeiter bei über 30 Grad im Kostüm – Foto: Patrizia Jäger

Besonders groß war der Stand vom WWF. Dort fanden Gesprächskreise mit Experten zum Thema Plastik statt. Sie klärten über die massive Plastikvermüllung auf und gaben Tipps, wie man dagegen vorgehen könnte. Im Vordergrund stand jedoch der Austausch und die Zusammenarbeit mit den Besucher*innen: sie konnten hier eigene Ideen zu ihren Vorstellungen miteinbringen, wie die Zukunft des Naturschutzes aussehen könnte. Dafür konnten entsprechende Ideen auf die Wand gepinnt werden. Zusätzlich bot der WWF Design-Thinking-Workshops an, aber auch Bastel- und Workshop-Ecken für Groß und Klein. Neu war die Vorstellung der „Action-Panda-Plattform“: Hier konnten eigenen Projekte eingereicht werden und für diese gespendet werden.

Workshops beim WWF – Foto: Patrizia Jäger

Sein 40-jähriges Jubiläum feiert der Blauer Engel, der ebenfalls mit einem Stand die Besucher*innen über das Siegel informierte und mit einer Badewanne zum Fotos machen einlud. Insbesondere die Verantwortlichen vom Stand berichteten über zahlreiche positive Gespräche mit den Besucher*innen, die sehr offen für neue Themen und Nachhaltigkeit waren. Das macht wiederum die Einzigartigkeit aus, da sich das Festival nicht nur an Musik und Partyinteressierte wendet, sondern gerade die Möglichkeiten bietet, auch Neues zu erleben und vor allem über die Umwelt nachzudenken.

Vögel in den Bäumen – Foto: Patrizia Jäger

Nachhaltigkeit auch angekommen

Das Thema der Nachhaltigkeit wurde oft diskutiert und vermittelt. Vollständig umgesetzt konnte es jedoch auf dem Festival nicht ganz. So gab es zwar Mehrwegbecher oder bei einigen Ständen auch nachhaltige Verpackungen, aber schließlich waren auch Trinkhalme, Plastik-Löffel oder Einweg-Plastik-Becher nicht komplett zu vermeiden. Strom erzeugt wurde mit zahlreichen Diesel-Stromgeneratoren. Der Strom der Vor-Ort bezogen worden ist, war wenigstens Ökostrom. Etwa alle zehn Meter gab es eine Mülltonne, in der alles gesammelt wurde. Später waren auf dem Recyclinghof allerdings mehrere Container für die Sortierung nach Abfall-Art zu sehen. Insgesamt fiel auf, dass es keinen Müll gab, der auf dem Boden lag – sei es auf dem Festival-Gelände aber auch auf dem Camping-Platz. Und: Mülleimer wurden regelmäßig geleert. Gutes tun, das war auch mit Viva con Aqua möglich, indem man seinen Pfand spendete. Aber auch, indem Festivalbesucher*innen die zu viel mitgebrachten Lebensmittel mittels Foodsharing wieder loswerden konnten. Insgesamt waren jedoch keine Szenen wie in Wacken zu sehen, wo komplette Einrichtungsgegenstände auf dem Gelände verbleiben.

Stylische Mülleimer mit Wegweiser – Foto: Patrizia Jäger

Krams und Kommerz

Sein Geld konnten die Festivalwütigen auch auf die eine und andere Weise loswerden: So gab es einen Design Markt mit vielen lokalen Designern aus der DIY-Szene, die Taschen, Schmuck, Kleidung oder auch Poster verkauften. Für die Kinder gab es geformte Luftballon-Figuren zu kaufen. Als Partner des Festivals waren auch wieder Unternehmen, wie ein Tabakhersteller, vor Ort, bei denen fraglich ist, ob dies wirklich zum Konzept des Festivals passt. Ansonsten wurde das Festival durch verschiedene Getränkehersteller, Partner und Kooperationen ermöglicht, die auch ihre Präsenzen vor Ort hatten.

Designer Markt – Foto: Patrizia Jäger
Posterverkauf – Foto: Patrizia Jäger

Musik gab es auch

Neben dem ganzen Angebot gab es natürlich auch Musik auf den Bühnen. Hierbei spielte der gute Mix zwischen den unterschiedlichen Richtungen, der Regionalität und Internationalität eine gute Rolle. Primär geht es beim AST-Festival nicht unbedingt um die Musik sie ist vielmehr das abendliche Spektakel. Insgesamt war das Line-Up gerade mit Mando Diao, Madness, Tocotronic, The Editors, Fury in the Slautherhouse und Kettcar für viele sicherlich attraktiver als im Vorjahr. Insbesondere beim Auftritt von Kettcar kam bei der Band die Frage auf, ob sie auf dem Festival überhaupt richtig ist – das Publik sei etwas älter als auf den anderen typischen Festivals und es gebe so viele Kaffee-Stände.

Entspanntes lauschen der Musik – Foto: Patrizia Jäger
Großes Zelt für viel Musik – Foto: Patrizia Jäger

Verhungern unmöglich

Wer sein eigenes Essen für das Camping mitgebracht hatte, war klar im Vorteil. Ansonsten war das Angebot klar regional ausgerichtet, doch auch überregional war alles vertreten. Die regionalen Stände oder die Food Trucks sorgten für einen eigenen Flair. Dabei wurde aber auch nicht das vegetarisch oder vegane Angebot vergessen. Insbesondere gab es auch Exotisches wie Strauß-Spezialitäten oder verschiedene Käse-Spezialitäten. Burger waren mehrfach vertreten und auch neue Exoten wie zum Beispiel Burritos mit Sushi. Besonders viele Besucher*innen interessierten jedoch die Quarkerei mit ihren Frozen Quark.

Food-Trucks – Foto: Patrizia Jäger

Kinder kannste jetzt auch mitbringen

Gerade das Angebot für die Kinder wurde im Vergleich zum Vorjahr ungefähr um das Dreifache ausgebaut. So gab es eine wesentlich größere Fläche, mehr Attraktionen, mehr Workshops, mehr Malerei, mehr Wasserspiele, mehr Spielsachen und mehr Spielkamerad*innen. Spezielle Toiletten inklusive Wickelmöglichkeiten standen auch zur Verfügung. Kleinere günstigere Essenportionen sowie Getränke nur für Kinder gab es auch. Insbesondere war es schön zu sehen, wenn Eltern gemeinsam mit ihren Kindern an den Musikkonzerten teilgenommen haben: mit Kind inklusive Ohrschützern auf den Schultern.

Kinderland – Foto: Patrizia Jäger
Entspannte Stimmung – Foto: Patrizia Jäger

Jetzt auch mit Internet und Social Media

Eine deutliche Verbesserung im Gegensatz zum Vorjahr gab es hinsichtlich der Netzversorgung durch die Mobilfunkbetreiber. Nun endlich war auch LTE und 3G in Luhmühlen verfügbar. Das war insbesondere für die A Summers Tale App praktisch, die alle Informationen und den Zeitplan enthielt. Zusätzlich gab es noch die Orientierungsfunktion, mit der Karte und seinem aktuellen Standort. Schließlich wurden auch die Sozialien Medien Kanäle mit deutlich mehr Beiträgen und Fotos als das letztes Jahr bespielt und auch Fragen beantwortet.

Der Eingang in eine ganz eigene Welt – Foto: Patrizia Jäger

Stimmt der Preis?

Für die gastronomischen Angebote wird der übliche Festival-Preis verlangt (fritz-cola 0,33 für 3,50 Euro, Viva con Aqua 0,4 für 3 Euro, Bier 0,4 für 4 Euro, Longdrink 7 Euro, Cocktail 8 Euro, Wein 0,2 für 5,50-6,50 Euro). Ein Burger kostete 6-7 Euro, Pommes 3-4 Euro, Frozen Quark Becher 4,50 Euro. Am meisten spart man dementsprechend, wenn man beim Camping seine eigenen Sachen bereits mitbringt. Beim Camping gibt es Standard und Komfort Camping, letztes auf Wunsch mit einem Stromanschluss für 80 Euro. Für ca. 174 Euro pro Person für die vier Tage inkl. Camping (ohne Camping 134 Euro) wurde ein gutes Programm geboten. Die Tagestickets mit rund 69 Euro waren da teuer, ein reines Musik-Tagesticket gab es für 49 Euro.

Chillen – Foto: Patrizia Jäger

Fazit

Ideal für Jung und Alt geeignet, dabei gibt es genügend Rückzugsorte, um der Musik oder den Lesungen zu lauschen. Ideal ist es die eigene Decke mitzubringen, um von Ort zu Ort ziehen zu können. Für die Leuphana Studierenden ein wenig wie das lunatic Festival – nur für Erwachsene. Das Angebot an Workshops, Lesungen, Kabarett, Kunst, und vielen mehr sorgt für genügend Abwechslung. Die Konzentration auf die Wissenschaft und Nachhaltigkeit kommt an. Aufgrund der hohen Temperaturen war es erst am Abend voller auf dem Gelände, tagsüber suchte man schattenreiche Plätze auf. Insgesamt auch ein sehr friedliches Festival, der Rettungsdienst hatte hauptsächlich Insektenstiche zu verarzten. Insbesondere eignet sich das Festival auch, um seine Kinder mitzunehmen.

Der Vorverkauf für 2019 (1-4. August 2019) hat schon begonnen. Studierendenrabatt soll es später geben. Infos und Tickets hier.


Der Veranstalter hat uns kostenfreien Eintritt ermöglicht. Eine Genehmigung, Fotos der Konzerte zu erstellen, gab es nicht.
Fotos: Patrizia Jäger

Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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