Lüneburg – eine lasterhafte Stadt. Trunken und euphorisiert von Lichtern, Stimmen und Alkohol taumle ich durch die Straßen. Jegliches Zeitgefühl habe ich verloren, mein Geld auch. Meine Füße schmerzen vom vielen Tanzen, in meinen Ohren höre ich immer noch das Dröhnen der Musik. Während ich auf die U-Bahn warte, fühle ich mich frei. Und jung… So jung.
Halt. U-Bahn? Falsche Erinnerung. Das war ja Hamburg. Pardon, mein Fehler.
Also noch mal von vorn:
Damit die Erstis also wissen, was außerhalb von Hansen, Vamos! und Co. in Lüneburg abgeht, haben wir uns überlegt: wir machen es mal wie Die Fachschaft und treffen uns zum Saufen. In jedem Lokal die dort charakteristische Spirituose. Kneipentour. Investigativer Bar-Journalismus. Wie selbstlos von uns.
Erster Streich: Studi-Bier im Pons.
Das Pons ist die älteste Kneipe in Lüneburg und schien uns daher besonders gut geeignet für den Anfang unserer Tour. Wir starten mit einem Studi-Bier: Das Heide-Pils, also original lüneburgisch. Ganz nach Studenten-Manier kommt es direkt als halber Liter, schön kühl und schön billig. Alternativ empfehle ich euch auch den Hauswein. Der ist ebenfalls recht günstig und wird in etwas serviert, das andere als Salatschüssel verwenden würden.
Im Pons gibt’s übrigens auch Bücher, falls ihr vorhattet dem alkoholbedingtem Gehirnzellensterben etwas entgegenzusetzen. Nein? Okay! Weiter geht’s.
Zweiter Streich: Mexikaner in der Hausbar
Ich persönlich finde ja, dass etwas, was wie flüssige Pizza schmeckt, immer eine gute Idee ist. Trotzdem ist und bleibt der Mexikaner nicht jedermanns Sache. Der Barkeeper empfiehlt uns B52 („Muss es unbedingt Mexikaner sein…?“), will uns aber keinen spendieren. Deshalb schreiben wir da jetzt auch nichts drüber. Pech gehabt!
Wir treffen die ersten Bekannten und trinken noch gemeinsam ein Bier. Einer der Vorteile, wenn du in einer kleinen Stadt wie Lüneburg wohnst. (Merke: Wer die ersten zwei Semester mit Rumhuren statt Rum trinken verbringt, wird in diesem Punkt wahrscheinlich eher einen Nachteil sehen.)
Ach, und Kickern gibt’s in der Hausbar für lau.
Dritter Streich: Ficken im Zwick.
Höhöhö, Ficken. Das ist ein Schnaps. – Und der Alptraum einer jeden Barfrau. „Einmal ficken und einen Kurzen bitte“ ist nämlich genauso wenig originell wie das Pendant mit Sex on the Beach.
Ficken wird im Zwick übrigens direkt als Doppelter serviert. Wir sind ja auch nicht zum Spaß hier.
Vierter Streich: Cocktails im Pacos
Jumbos für 4,50 Euro. Und mehr muss man dazu auch eigentlich nicht sagen. Gibt’s auch to go – also quasi für den schnellen Pegel zwischendurch.
Hier beginnen wir „Ich hab noch nie“ zu spielen. Und hier fängt es an, peinlich zu werden.
Fünfter Streich: (Vegane) Currywurscht bei Jim Curry.
Es ist Mitternacht und wir haben Hunger. Jim Curry ist allein deshalb eine gute Idee, weil hinter der Theke ein Sonnenschein von einem Mann steht. Überreicht er dir dein Essen, sagt er fröhlich: „Damit du schön rund wirst!“ Und ehrlich: aus seinem Mund klingt das wirklich erstrebenswert.
Sechster Streich: Bacardi-Cola im Pesel.
Im Pesel gibt es: Eingestaubte Instrumente, die von der Decke hängen, zwei Jahre alte Chart-Musik, einen Spielautomaten, Frauen um die 40, die verzweifelt nach sehr jungen und sehr betrunkenen männlichen Studenten Ausschau halten und – Bacardi-Cola für lächerliche 1,50 Euro. Spätestens beim letzten Punkt solltet ihr als Profi-Alkoholiker (aka Student) überzeugt gewesen sein, dass das Pesel mehr oder weniger zum Pflichtprogramm eines Mittwoch-Abends gehört. Und der ein oder andere freut sich sicher auch über die Milfs.
Siebter Streich: Abschluss-Bier im Jackyll & Hyde
Ein Drittel unserer Gruppe hat uns bereits verlassen. Der harte Kern begibt sich noch auf ein Bier ins Jackyll & Hyde. Keiner von uns mag sich noch in die Augen sehen – bei „Ich hab noch nie“ haben wir zu viel erfahren. Dunkle Geheimnisse. Abgründe, die wir nie für möglich gehalten hätten.
Am Lagerfeuer (ja, Lagerfeuer) lassen wir den Abend gemeinsam Revue passieren und uns vom Gras-Geruch sanft in den Schlaf wiegen.
Text und Bilder: Kim Torster