Das Bild zum Film Rush/ (c) Foto: Universal Studios

Wahnsinn und Vernunft – wie viel Risiko ist der Erfolg wert?

Der Film Rush – Alles für den Sieg (Oktober 2013) handelt von dem spannenden Konkurrenzkampf der Formel 1 Piloten James Hunt und Niki Lauda in den 1970er Jahren. Dabei werden auch Kinogänger angesprochen, die mit Motorsport normalerweise weniger anfangen können.

Das Bild zum Film Rush/ (c) Foto: Universal Studios
Das Bild zum Film Rush/ (c) Foto: Universal Studios

Ich bin beileibe kein Autofan. Autos interessieren mich eigentlich nur insofern, als dass sie Mittel zum Zweck sind, mit denen ich von A nach B komme. Noch weniger interessiere ich mich für Motorsport, wobei schon das Wort an sich für mich immer widersprüchlich war. „War“ wohlgemerkt, denn jetzt habe ich Rush gesehen. Den Film über die Formel 1 und die beiden Piloten Niki Lauda und James Hunt habe ich eigentlich nur schauen wollen, um herauszufinden ob der Hype um Daniel Brühl und seine Darstellung des Niki Lauda gerechtfertigt ist und ob er somit etwas anderes als den braven Weltverbesserer spielen kann. Die Antwort darauf vorweg, der Hype ist gerechtfertigt. Aber noch wichtiger: Als ich das Kino verließ, hatte ich ein neues Verständnis von Sport.

Zwei unterschiedliche Charaktere, ein Ziel?

Der Titel des Films ist Programm, aber nicht nur. Es geht um Geschwindigkeit, Wahnsinn und Vernunft. Und vor allem um den Konkurrenzkampf der wohl zwei besten Formel 1 Piloten der 70er Jahre, James Hunt (Chris Hemsworth) und Niki Lauda. Dieses Duell wird im Film auf und auch neben der Rennstrecke dargestellt. Dabei geht es – neben dem schrecklichen Unfall Laudas samt seines Comebacks – um die Rivalität von zwei der augenscheinlich unterschiedlichsten Menschen, die sich der Kinogänger vorstellen kann. Auf der einen Seite der Playboy und impulsive Fahrer James Hunt, der dem Alkohol zuspricht, sein Leben in vollen Zügen genießt und später eine ihm bis dahin fast völlig unbekannte Frau (Olivia Wilde) heiratet. Und auf der anderen Seite Niki Lauda. Dieser wird kalt und berechnend dargestellt. So bricht er mit seiner Familie, um Rennfahrer zu werden, nimmt kein Blatt vor den Mund, und macht sich damit keine Freunde. Die einzige Parallele dieser unterschiedlichen Fahrer scheint die Gier nach Erfolg zu sein.

Respekt vor dem eigenen Sport

Diese Differenziertheit bröckelt während des Films, bis sie schließlich am Ende ganz zerfällt. Das wird vor allem daran deutlich, wie Lauda und Hunt mit ihrem gefährlichen Sport umgehen. Beide wissen um das Risiko, das sie eingehen und nach außen hin tragen sie dies unterschiedlich zur Schau. Für Hunt ist das Reizvolle an ihrem Sport die Gefahr, ständig mit dem Tod konfrontiert zu werden. Er sagt, es gelte den Tod zu überlisten, und er lebt jeden Tag wie seinen letzten. Lauda sieht die Gefahr hingegen rationaler und stellt Gefahrenberechnungen an. Die Gemeinsamkeit aber ist der Respekt, den sie ihrem Sport zollen. Hunt übergibt sich vor den Rennen und braucht zu Beginn seiner Karriere noch einen Schluck Alkohol vor dem Start. Lauda steigt während eines Regenrennens sogar aus dem Cockpit. Dass sie doch nicht so unterschiedlich sind, finden auch beide zum Ende des Films in einem durchaus klischeehaften Gespräch heraus.

Ein Film über die Formel 1, auch für Zuschauer abseits des Motorsports

Der Film zeigt eindrucksvoll, was Sport ausmacht. Die Rivalen pushen sich gegenseitig zu Höchstleistungen. Für Lauda ist Hunt sogar der Grund nach seinem Unfall schnell wieder sein Comeback zu geben, ohne dabei den Respekt vor dem Sport und vor dem Konkurrenten zu verlieren. Dabei ist es für den Film nur von Vorteil, dass Regisseur Ron Howard überwiegend darauf verzichtet, das Privatleben der Rennfahrer zu schildern, und den Fokus größtenteils auf die Rennstrecken und das Drumherum legt. Die Zuschauer bekommen auch so einen guten Eindruck von den Charaktereigenschaften und Gefühlswelten beider Protagonisten; und so schafft es Rush – abgesehen von der Schlusssequenz – kitschige Szenen zu vermeiden. Wenn man auf Action, Drama und Geschwindigkeit steht, macht man mit diesem Film nicht viel falsch, auch wenn man eigentlich kein Fan des Motorsports ist.

Autor: Sten Fink