Das Kunst- und Kultur-Festival EXPearIENCE ging am 15.Januar in die zweite Runde. Fast doppelt so viele Besucher wie im Vorjahr wollten das vielseitige Programm miterleben.
Größer, bunter, lauter – so könnte man das EXPearIENCE-Festival 2015 beschreiben. Im Vergleich zu seinem Debüt im Vorjahr, hatte es nicht nur ein wesentlich größeres Aufgebot unterschiedlicher Künstler und Musiker zu bieten – mit insgesamt 800 verkauften Karten lockte das Festival in diesem Jahr auch fast doppelt so viele Besucher in die Hörsäle des Universitätscampus.
Was wir geboten bekamen: ein außergewöhnliches Erlebnis, eine experience, bei der unterschiedlichste Kunstformen aufeinandertrafen und zu einem fulminanten Feuerwerk verschmolzen. Auf vier Bühnen und im Hörsaalgang tauchte das Publikum in die vielfältige Welt der Kunst ein, in Form von Malerei, Tanz und viel Musik. Die studentischen Organisatoren verwandelten die Hörsäle gekonnt in eine Urban Stage, eine Performance Stage und eine Rockbühne. Die sonst manchmal trist anmutenden Orte der Vorlesungen wurden zu Konzertsälen in denen ausgelassene Stimmung herrschte; der Hörsaalgang zu einem Ort der Zusammenkunft verschiedenster Musikgeschmäcker.
„Wir hätten niemals damit gerechnet, nach einem Jahr Planung, um 20 Uhr am Festivaltag ausverkauft zu sein. Vielen Dank!“, freute sich Daniela Harms aus dem Festivalteam in ihrer Begrüßungsrede.
Im Projektseminar „‚Ways to Their Ears‘: Konzeption und Realisation des Festivals ‚EXPearIENCE‘ als Beispiel innovativer Veranstaltungskonzepte“ unter der Leitung von Mara Pelt und Melanie Ptatscheck wurde über zwei Semester lang an der erfolgreichen Fortsetzung des Festivals gefeilt. Die 40 Seminarteilnehmer aus allen Fachbereichen erarbeiteten in den Gruppen Infrastruktur, Kommunikation, Programmplanung, Finanzen und Technik gemeinsam das diesjährige Festival-Programm.
In allen möglichen Kunstformen wurde den Besuchern einiges geboten: über Klassik- und Rockmusik, Zauberei und Impro-Theater bis hin zu Kunst- und Modeausstellungen, war so ziemlich alles vertreten. Das Grand Opening der Samba Gruppe mit ihren exotischen Rhythmen war ein vielversprechender Auftakt und machte Lust auf mehr.
Los ging es auf der Rock Stage mit zunächst etwas ruhigeren Tönen der Lüneburger Band Donkey Shot, während sich auf der Urban Stage schon Soul-Sängerin Binta aus Hamburg mit ihrer Crew eingefunden hatte. Neben eigenen Songs begeisterte sie das Publikum auch mit einer Cover-Version von Ed Sheerans „I See Fire“. Leger MC & Friends performten selbstverständlich auch ihren neuesten Song „Voll Normal“, für den erstmals ein professionelles Video gedreht wurde.
Absolutes Highlight der Urban Stage waren allerdings die Rapper S.Freezy & AfroDev.Ill-MuZiK. Der Hörsaal 3 bebte als die vier Hamburger Jungs ihre Songs in bestem US-Style performten und dabei immer wieder das Publikum zum Mitmachen animierten. Rapper George Nicholas aus Hamburg ließ neben seinem regulären Auftritt die Herzen der Hip Hop-Fans mit einer zusätzlichen Freestyle Session höher schlagen und war somit ein würdiger Ersatz für Naya Isso, die ihren Auftritt kurzfristig absagen musste.
Den Abschluss auf der Rock Stage machte die Band Pussy con Carne aus Magdeburg. Frontfrau Nina und ihre Jungs heizten dem Publikum mit ihrem „Garagebluesrock“ und Songs wie „Sweet Revenge“ und „Thunderstorm“ ein.
Mit Spannung erwartet wurde Illusionist Robin Bongart Guillaud. Der Hörsaal 4 rund um die Performance Stage war bis auf den letzten Platz besetzt, als Guillaud seine „Magic Movements“ präsentierte. Und tatsächlich war die Performance unterhaltsam und stach aus den anderen Darbietungen heraus. Auch überzeugte auf dieser besonderen Bühne die unieigene Big Band mit fetzigen Jazzsounds. Der restliche Abend stand im Zeichen der darstellenden Kunst: die Capoeira-Gruppe EMCAP und Jongleure begeisterten das Publikum, das Improtheater des AStA-Theaterreferats zeigte sein Können. Dabei blieben die Zuschauer nicht untätig: wer gedacht hatte, einen passiven Abend auf den Hörsaalsitzen zu verbringen, musste sich eines Besseren belehren lassen. Mit viel Enthusiasmus banden die Künstler die Besucher in ihr Programm ein und sorgten so schnell für ausgelassene Stimmung.
Für Leger MC aus Hamburg, selbst Student an der Leuphana, war sein Auftritt beim EXPearIENCE eine besondere Erfahrung: „Kompliment ans Festival! Es ist alles unglaublich gut organisiert und durch die verschiedenen Genres sehr vielseitig. Für mich war es natürlich besonders schön zu sehen, wie die Leute beim Auftritt mitgegangen sind.“
Auch die Besucher waren durchweg begeistert: „Was mir besonders gut gefallen hat war, neben dem genialen Grundkonzept – verschiedenste Künstler aller Art zusammenzubringen und teilweise parallel auftreten zu lassen – die LED-Illumination und die Heliumluftballone. Jeder Winkel war schön ausgeleuchtet, überall gab es was zum Gucken und Staunen… Nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall wiederkommen.“ (Anna, 21, Studentin)
Im sonst so geschäftigen Bibliotheksfoyer erklangen die klassischen Töne, gebannt hörten die Besucher vom Boden und der Empore herab zu. Eine majestätische Ruhe schien eingekehrt zu sein, wenn das Uniorchester und das Landesjugendorchester aus Hamburg der Besucherschar verschiedenste Werke präsentierten. Auch der Unichor bereicherte die Ohren der aufmerksamen Zuhörer. Hier kamen nicht nur Klassikfans auf ihre Kosten! Und manch einer verließ den Konzertsaal vielleicht sogar mit einer frisch für sich entdeckten Liebe zu dem einen oder anderen Komponisten.
Über den geschickt beleuchteten und dekorierten Hörsaalgang gelangte man schnell zur nächsten Bühne. In der Brücke zur nächsten künstlerischen Vorführung herrschte die richtige Atmosphäre für einen solchen Abend an der Uni: mehrere Bars versorgten die Besucher mit Getränken, an vielen Seiten standen gemütliche Sofas, die Möglichkeiten für entspannte Gespräche boten. Illuminierte Ballons waren nur eines der vielen Puzzleteile, die die Universität in ein buntes Spektakel künstlerischer Vielfalt verwandelten. Jede der fünf Locations war wie eine eigene kleine Welt und genau das machte den besonderen Reiz dieses Festivals aus. Es waren nur wenige Schritte nötig, um seine altbekannte Umgebung zu verlassen und etwas komplett Neues kennenzulernen. Barrieren zwischen verschiedenen Genres und Kunstformen wurden somit fast automatisch abgebaut. Alles verschmolz schließlich zu einem einzigen großen Kultur- und Kunsterlebnis.
Das EXPearIENCE-Festival verbuchte in dieser Form, wie auch im letzten Jahr, einen vollen Erfolg. Die heiß begehrten 800 Karten waren pünktlich um 20 Uhr ausverkauft. Bereits im Vorverkauf wurden die Veranstalter überrannt – zu Recht. Die organisierenden Studenten stellten ein starkes Musikerlebnis auf die Beine, dem es weder an Professionalität noch gut durchdachter Planung mangelte. Hier stimmte alles: von klarer interner Struktur über eine fehlerfreie Logistik, eigenem Merchandising, einem beeindruckenden Kunstprogramm. Selbst bis zur richtigen Rahmenatmosphäre im illuminierten Hörsaalgang wurde alles bedacht. Übrigens wurden die 40 Studenten laut eigener Aussage von den Seminarleitern Melanie Ptatschek und Mara Pelt vor Allem “in die Bahn geworfen”, den Mammutteil des Festivals stemmten sie natürlich als Seminar.
Der im Mittelpunkt stehende Musikact und Vorführung war dementsprechend in jeder Hinsicht ein Erlebnis, eine experience. Das Konzept der künstlerischen Vielfalt kam gut bei den Besuchern an.
Das EXPearIENCE hat sich innerhalb von nur einem Jahr vom Geheimtipp zum Pflichttermin für alle Kunst-, Musik- und Kulturliebhaber entwickelt. Wir können also gespannt sein, was uns im nächsten Jahr erwartet. So studentisch, experimentell, vielfältig und dabei unheimlich stilvoll darf dieses Festival im nächsten Jahr in keinem Kalender fehlen.
Autorinnen: Lisa Gotzian & Carina Stelter