flickr – CC BY-NC 2.0 – Nick Booth– Coca Cola Brand Damage

Coca-Cola stoppt 3. Brunnenbau – Tiefengrundwasser bleibt verschont

Neues Jahr, neues Glück. So mag sich wohl gerade die Bürgerinitiative „unser Wasser“ fühlen. Denn: Coca-Cola stellt das Vorhaben für den dritten Brunnen im Landkreis Lüneburg vorerst ein. Also aus der Sicht von Coca-Cola wohl eher: guter Rutsch – futsch. Die Nachfrage im Mineralwassermarkt sinkt.

Am 18. Januar 2022 entschied Coca-Colas Tochtergesellschaft „Apollinaris Brands GmbH“ gemeinsam mit CCEP Deutschland GmbH, das Vorhaben, einen Antrag für die Entnahme von Wasser an einem dritten Brunnen im Landkreis Lüneburg einzureichen, einzustellen. Grund dafür sei die sinkende Nachfrage nach Mineralwasser, 2019 ging der Absatz um 5 Prozent und 2020 um 5,3 Prozent zurück. Eine gute Nachricht für Lüneburgs Bürger:innen und besonders für die Initiative „unser Wasser“, welche seit 2020 gegen eine weitere Entnahme von 350.000 Kubikmeter Lüneburger Grundwassers für die Marke ViO kämpft. Gegründet wurde die Initiative von Dr. Bettina Schröder-Henning und Cornelia Hoellger.

ViO wirbt mit dem „besonders weichen Geschmack“ des Wassers, welche aus einer Quelle in der Lüneburger Heide stamme. Der Begriff Quelle mag aber auf die falsche Fährte locken. Üblicherweise wird das Wasser wird nicht etwa aus einer natürlichen Quelle entnommen, die vor Frischwasser nur so übersprudelt. Nein, Coca-Cola baute einen Brunnen, um kostbares Tiefengrundwasser aus 190 Metern Tiefe zu entnehmen. Dabei heißt es in einem Erlass des Landes Niedersachsens, das Wasser, welches aus solchen Tiefen stammt, besonders empfindlich gegenüber Eingriffen sei. Tiefengrundwasser regeneriert sich zudem nur sehr langsam. Das Bayrische Landesamt für Umwelt schreibt:

„Typisch sind die natürliche Reinheit und ein hohes Alter von mehreren Jahrzehnten bis Jahrtausenden. Bei jedem Eingriff in das Tiefengrundwasser und bei der Nutzung von Tiefengrundwasser besteht ein besonderes Risiko nachteiliger irreversibler Veränderungen der Wasserbeschaffenheit und Wassermenge.“

Das blaue Gold sollte daher der Trinkwassergewinnung für die Bürger:innen vorbehalten sein. Besonders wichtig sei die sparsame und nachhaltige Nutzung des Tiefengrundwassers. Das Wasserhaushaltsgesetz sieht aber vor, dass die Zulassung für die Entnahme von Wasser „grundsätzlich im Ermessen der zuständigen Wasserbehörde“ liegt. In unserem Fall also der Stadt bzw. dem Landkreis Lüneburg. Verfolgte die Stadt bei der Zulassung der ersten beiden Brunnen wirtschaftliche Interessen? Möglich, aber reich wird die Stadt dadurch nicht. Coca-Cola zahlt pro Liter entnommenen Wassers 0,009 Cent. Dies entspricht bei der beantragten Entnahme rund 31.000 bis 35.000 Euro im Jahr, was dem Durchschnittspreis für einen Neuwagen in Deutschland entspricht. Ist jedes Jahr ein neues Auto und ein paar Steuereinnahmen das Wert?

Besser wäre es doch, Lüneburgs Grundwasser wirklich wie blaues Gold zu behandeln und den Brunnen zurückzubauen. Diese Entscheidung steht tatsächlich noch aus. Dabei wäre diese dringend die Richtige, nicht nur der Umwelt, sondern auch Lüneburgs Bevölkerung zuliebe. Betrachten man Grafiken der mittleren Grundwasserneubildungsrate in Lüneburg, so ist zu erkennen, dass bereits einige Bereiche an einer Grundwasserzehrung leiden. Dies bedeutet, dass in Teilen Lüneburgs mehr Wasser verbraucht wird, als sich neu bilden kann. Sollte angesichts dieser Situation weiterhin die Möglichkeit für Apollinaris Brands bestehen bleiben, zu einem späteren Zeitpunkt riesige Mengen an Grundwasser zu entnehmen?


Foto: flickr – CC BY-NC 2.0 – Nick Booth – Coca Cola Brand Damage