Studieren mit Kind/ (CC) Foto: missBdeBerlin

Kinderleicht? – Eine Kolumne über das Studieren mit Kind – Teil 1

Angelika ist alleinerziehende Mutter und studiert Vollzeit an der Leuphana. Wöchentlich berichtet sie über ihren Weg zum Studium sowie Erfahrungen und Erlebnisse rund ums Studieren mit Kind.

Wie alles begann

Studieren mit Kind/ (CC) Foto: missBdeBerlin
Studieren mit Kind/ (CC) Foto: missBdeBerlin

2012 war ein hartes Jahr und zahlreiche Niederlagen liegen hinter mir: Job geschmissen, ohne irgendeinen Schimmer, wo es hingeht. Ich habe mir bewusst eine Auszeit genommen, um zu verreisen und wieder in meine Mitte zu kommen. Meine innere Stimme flüsterte währenddessen immer wieder von ganz tief unten leise hoch: „Eine Veränderung steht bevor…“

Das ganze Jahr ohne Arbeit war eine aufregende Achterbahnfahrt gewesen, geprägt von vielen Ups und Downs. Dass ich studieren will, war mir nicht sofort klar, nachdem ich von heute auf morgen meinem Chef verkündete: Ich komm nicht mehr wieder.

Ein Studium war eher ein tief verwurzelter, sehnlicher Wunsch, den ich mir nicht erlaubte, auszusprechen

Ich und studieren? Ooooh nein! Es gab tausend Gründe, die dagegen sprachen. Ich wohne zu weit weg von der Leuphana, ich bin seit 10 Jahren aus der Schule raus, ich habe kein Geld und vor allem: Ich habe ein Kind und bin obendrein alleinerziehend. Ja, damit konnte ich mich lange fein rausreden, bei allen, die versuchten, mich zum Studium zu ermuntern. Aber spätestens als die Reserven knapp wurden und der Gang zum Arbeitsamt bevorstand, musste ich mich entscheiden.

Ich füllte also einen Tag vor Ablauf der Bewerbungsfrist die Online-Anmeldung aus und schickte ein separates Schreiben mit allen wichtigen Papieren los. Jetzt fühlte mich erleichtert. Die Pflicht war getan, dachte ich, und nun wird das Universum mir das schicken, was für mich bestimmt ist. Ich ließ los und stieg in den Flieger. Für einige Tage fühlte ich mich frei und unbeschwert.

Ein großer Umschlag kann nur eine Absage bedeuten… oder?

Anfang August 2012 kehrte ich aus dem Urlaub zurück und öffnete den Briefkasten. Ein dicker A4 Umschlag lag darin, als Absender war die Leuphana angegeben.

Ich konnte mir das nicht erklären. Logisch wäre ein rechteckiger Umschlag, den ich mir auch ganz fest gewünscht habe, mit einer Einladung zum Zulassungstest, die man ja bekommt, wenn die Bewerbung vorweg überzeugen konnte. Ein großer Umschlag hingegen kann nur eine Absage bedeuten, überlegte ich. Aber er war ja dick und schwer. Vielleicht einfach nur Werbung mit lauter Flyern? Hatte das nichts mit meiner Bewerbung zu tun? Würde ich jetzt einen monatlichen Newsletter bekommen?

Ich riss ihn auf. Der Brief trug die Überschrift „Willkommen am Leuphana College“. Wie im Reflex schrie ich los und gleichzeitig liefen mir Tränen übers Gesicht. Ein unbeschreibliches Gefühl, das selbst in diesem Moment wiederkehrt, während ich darüber schreibe: etwas, wovon man niemals geglaubt hat, es zu bekommen, ist plötzlich in greifbarer Nähe. Und erst in diesem Moment merkte ich, wie die ganze Anspannung und Angst vor einer Absage von mir abfiel.

„Ich bin jetzt eine Studentin!“, geht mir durch den Kopf

Ein Grinsen tut sich auf… Studentin! Dieser Tag war einer der schönsten in meinem Leben. Neben einer Studienplatzzusage war es auch die Zusage zu einer zweiten Chance, die ich vom Leben bekam. Eine Chance, diesmal vieles richtig und gut zu machen. Eine Chance, mich zu entwickeln und meinen Horizont zu erweitern. Eine Chance, mir eine Basis für eine erfüllende Zukunft zu ebnen. Ich war an diesem Tag von einer Reise zurückgekehrt und hielt soeben das Ticket für die nächste Reise in der Hand.

Was mir seitdem alles widerfahren ist, erfahrt ihr in den kommenden Artikeln dieser Kolumne.

Bombardiert mich mit Fragen, Anregungen, Wünschen und allem, was ihr in dieser Kolumne lesen wollt. Ich lade euch ein, mit mir gemeinsam in einen interaktiven Dialog einzutreten und bin gespannt. Bis zum nächsten Mal!

Autorin: Angelika Kowal