Der 15. September rückt immer näher, was würden wir als Univativ Redaktion da anderes machen, als in der Bib zu sitzen? Spaß! Natürlich beschäftigen wir uns nicht nur mit unseren Hausarbeiten, sondern haben am Wochenende des 07. und 08. September das Lollapalooza Berlin als Presseteam besucht. Aber wie gut funktioniert so ein riesiges Festival? Vor allem, wenn es von K-Pop Fans überlaufen wird?
Ein letztes Aufbegehren des Hochsommers durften wir letztes Wochenende auf dem Lollapalooza in Berlin erleben. Das Festival gehört zu einer internationalen Festivalkette und findet jährlich am Berliner Olympiastadion statt. Das Hauptstadtfestival bietet ein buntes Line-Up mit Künstler*innen unterschiedlicher Genres. Aus dem Radio direkt auf die Bühne kamen viele Artists ans Olympiastadion, darunter One Republic, The Chainsmokers und Cro. Dabei hätten wir uns unter den großen Headlinern trotz Shirin David und Sam Smith eine höhere FLINTA*-Quote gewünscht. Aufgrund der Größe des Festivals ließen sich Überschneidungen auch bei den Hauptakts nicht vermeiden, dafür war die Zeitorganisation insgesamt jedoch sehr gut. Eine gänzlich einzigartige Erfahrung war das Lollapalooza nicht, da sich viele der Künstler*innen am selben Wochenende auch auf dem Superbloom in München wiederfinden ließen. Dazu kommen Ticketpreise, die in der letzten Preisstufe satte 219€ für das Wochenende und 129€ für ein Tagesticket kosteten, wohlgemerkt ohne Camping, eine Option, die es für das Lollapalooza nicht gab.
Die Stimmung auf dem Festival war insgesamt freudig aber stellenweise auch gestresst, da ein Konzert das andere jagte. Dazu kamen Hitze, Trockenheit und prallende Sonnenstrahlen. Dennoch ließen es sich die Fans bekannter Künstler*innen, allen voran der K-Pop Gruppe Seventeen, nicht nehmen, mehrere Stunden für einen Platz in einer der ersten Reihen anzustehen. Hier wirkte die Festivalorganisation etwas überfordert mit den Massen an aufgeregten Fans. Zwar machte man diese auf die Notwendigkeit aufmerksam, regelmäßig Wasser zu trinken und Schatten zu suchen, jedoch wollte kaum jemand den eigenen Platz für ein paar Schlucke Wasser aufgeben. Bei den sonst im Umgang miteinander sehr achtsamen Fangruppen schien in Hinblick auf den Abstand zu den Idolen ein gewisser Konkurrenzkampf aufzukommen. Immerhin sind Fans teilweise aus dem Ausland für die Konzerte angereist. So zog Seventeen unter anderem Fans aus Finnland nach Berlin.
Schatten, der bei strahlendem Sonnenschein bitter nötig war, spendete das Olympiastadion genügend, wobei es gleichzeitig zu einer spannenden Gesamtkulisse beitrug. Rund um das Stadion war das Festival in verschiedene Bereiche untergliedert, darunter das Fashionpalooza mit Ständen unterschiedlicher Marken. Hier war die kommerzielle Seite des Festival-business auf einen Schlag sehr präsent. Auf der anderen Seite ließ sich der sogenannte grüne Kiez finden, wo NGOs und ein ausschließlich veganes kulinarisches Angebot ihren Platz hatten. Irgendwo muss das Lollapalooza ihrem nachhaltigen Branding gerecht werden. Diese Zweischneidigkeit spiegelte sich in mehreren Teilen des Festivals wieder, so gibt es einerseits ein Nachhaltigkeitskonzept, auf das wir gleich noch weiter eingehen wollen, und andererseits zu viele Feuerwerke während der abendlichen Shows.
Auch ein Foodcourt und viele weitere Essens- und Getränkestände ließen sich auf dem Festival finden. Die Auswahl war dabei sehr gut, die vegetarischen und veganen Optionen waren sehr vielfältig. Allergiker*innen hatten es wie immer etwas schwieriger, da nicht jeder Stand Allergene gut ersichtlich kennzeichnete. Die Preise für Essen und Trinken haben wir als recht durchschnittliche Festivalpreise empfunden – teuer, aber auf gewohnte Weise: Handbrot für um die 8€, Pommes ab 6€, 0,3l Cola und Bier für 4,50€ und ein 0,3l ViO Wasser für 3,50€. Kostenloses Trinkwasser zum auffüllen stand ebenfalls zur Verfügung, jedoch nur an zwei Stellen in hinterster Ecke. Bezahlt werden konnte über einen Chip am Eintrittsbändchen, der beispielsweise über Paypal aufgeladen werden konnte. Ein spannendes Konzept mit Potential, jedoch lag der Mindestaufladewert während des Festivals bei 40€, was wir für eine Person als recht hoch befunden haben. Damit lässt man grundsätzlich mehr Geld auf dem Gelände und die ein oder andere Person wird sich mit Sicherheit nicht um eine Restauszahlung kümmern.
Zum Thema Nachhaltigkeit haben wir uns mit dem Nachhaltigkeitskonzept des Lollapalooza etwas genauer auseinandergesetzt. Unter anderem wurde hier zum Beispiel viel Wert auf eine Anreise mit dem ÖPNV gelegt, der bereits in den Vorabinformationen beworben wurde. Bei der Anreise ging das Konzept noch auf, jedoch hätte die Abreise deutlich besser organisiert sein können. Zu wenige Züge machten den Transport der Menschenmassen weg vom Olympiastation sehr mühsam. Zudem ist das Lollapalooza an das städtische Stromnetz angeschlossen welches photovoltaikbasiert ist, anstatt ausschließlich auf Generatoren zu setzen (die es zusätzlich trotzdem noch braucht). Neben den Generatoren hat das Festival vor einigen Jahren die Lichtanlagen als eine der größten eigenen Emissionsquellen identifiziert und seitdem die Beleuchtung ausschließlich auf LEDs umgestellt, eine Vorschrift die auch für Aussteller*innen auf dem Festival gilt. Ein weiterer Ansatz in Richtung nachhaltiges Festival ist der vollkommene Verzicht auf Einwegplastik. Zudem gibt es viele Mülltonnen auf dem Festival, die regelmäßig geleert wurden. Dadurch war das gesamte Gelände für ein Festival sehr sauber. Auch ist jeder Essensstand verpflichtet, mindestens eine vegetarische oder vegane Option anzubieten, was die Vielfalt des Angebots erklären könnte und uns gut gefallen hat. Ein weiterer Punkt, der für uns am Spannendsten war, ist der Wasserbezug aus nahegelegenen Hydranten. Hierdurch sollen Emissionen durch den Transport von Wasser eingespart werden. Für all diese Bemühungen ist das Lollapalooza bereits ausgezeichnet und nach internationalem Standard zertifiziert worden.
Für uns gab es dabei kaum wirklich neue oder besonders beeindruckende Ideen im Nachhaltigkeitskonzept, was uns aber vor Augen führt, dass wir manchmal vielleicht sehr in unserer Leuphana-Bubble leben. Insgesamt lässt sich daraus aber folgern, dass das Lollapalooza durchaus Leuphana Nachhaltigkeitsstandards erfüllen konnte, was für uns sehr erfreulich festzustellen war. Besonders, weil das Lollapalooza Berlin zu einem großen internationalen Lollapalooza Franchise gehört.
Erwähnenswert finden wir zudem, dass es ein Awareness-Konzept gab, das sehr gut sichtbar kommuniziert worden ist. Außerdem war das nächste Mitglied des Awareness-Teams nie weit entfernt, man wusste also immer, wohin man sich im Falle eines Problems schnell wenden konnte. Und auch das Kidzpalooza soll Platz in unserem Bericht finden. Zwar haben wir uns selbst nicht weiter damit auseinandersetzt, finden das Konzept eines eigenen Bereichs mit eigenem Programm für die jüngeren Festivalteilnehmer*innen aber sehr positiv.
Insgesamt hatten wir eine gute Zeit auf dem Lollapalooza, das mit der Hitze, dem staubigen Boden und den vielen Glitzer- und Mesh-Outfits ein wenig an eine deutsche Version des Coachella Festivals aus den USA erinnert hat. Und die Anreise aus Lüneburg war auch machbar. Wir sind also gespannt auf das Line-Up für das nächste Jahr… und jetzt geht es aber für uns aber wirklich zurück in die Bib.
Quellen:
Lollapalooza Berlin, Lollapalooza Berlin Charta: https://www.lollapaloozade.com/charter (Zugriff am 12.09.24)
Foto: Lollapalooza (c) Julia Hose
Transparenzhinweis: Das Lollapalooza Berlin hat uns Pressetickets für das Event zur Verfügung gestellt. Unsere Meinung ist dadurch nicht beeinflusst worden.