Am Mittwoch, den 8. Januar, lud das Student*innenparlament (StuPa) der Leuphana erneut Universitätspräsident Prof. Dr. Sascha Spoun zu einer Fragerunde ein.
Anwesend waren 15 Parlamentarier*innen und vier Gäst*innen. Die Studierenden hatten im Vorhinein schon einige ihrer Fragen an das Präsidium geschickt, sodass dieses sich bereits austauschen und auf das Gespräch vorbereiten konnte. Thematisch wurden verschiedenste Bereiche angesprochen. Aus den Reihen der Studierendenschaft kamen Fragen zur Finanzpolitik, der Rahmenprüfungsordnung (RPO) und der „Internationalisierung“ der Universität, welche auch letztes Jahr schon angesprochen wurden. Kritisiert wurden außerdem die fehlende Sensibilisierung der Lehrenden bezüglich der inklusiven Lehre sowie der KI-Nutzung für Lehrveranstaltungen. Ein weiterer Wunsch seitens der Studierenden umfasste eine größere finanzielle Unterstützung der Universität zur Bewältigung höherer Semesterbeiträge.
Auf einen Großteil der Fragen gab der Präsident konkretere Antworten als – aufgrund vergangener Gespräche – vermutet. Fragen bezüglich der finanziellen Bewältigung erhöhter Semesterbeiträge sowie der Vergabe von Credit Points für das Ehrenamt beantwortete Spoun jedoch eher vage.
RPO und die „Internationalisierung“ der Leuphana
Die Rahmenprüfungsordnung wurde anfangs nur kurz thematisiert. Der Stand bezüglich dieser solle in den kommenden Monaten evaluiert werden. Spoun wies darauf hin, dass die zentrale Studienkommission sich hierum kümmere. Daraufhin wurde der Präsident nach seiner Auffassung des Wortes „Internationalisierung“ der Universität gefragt und welche Vorhaben jetzt geplant seien, um die Hürden für internationale Studierende zu verringern. Spouns Definition von „Internationalisierung“ umfasste einerseits eine intensive internationale Zusammenarbeit in der Forschung. Jedoch gehöre, so der Präsident, ein noch höherer Anteil internationaler Studierender als bisher dazu.Lange war der Anteil der „Drittstaatler“ – wie Spoun sie nannte – auf 6% begrenzt, doch die Universität plane, sich für eine frühere Zulassung von Nicht-EU-Bürgern einzusetzen, um ihnen die frühere Beantragung eines Visums zu ermöglichen.
Akkreditierung ehrenamtlicher Tätigkeiten und finanzielle Unterstützung für Studierende?
Eines der Themen, welches den Parlamentarier*innen besonders am Herzen lag, war die Vergabe von Credit Points für ehrenamtliche Tätigkeiten, um diese attraktiver zu machen. Auf diese Anfrage reagierte Spoun jedoch ausweichend. Dies würde nicht möglich sein, da das Ehrenamt dann von einem Lehrenden bewertet werden müsse. Auf die darauffolgende Anfrage, ob Pläne bestünden, Studierende wegen des immer höher werdenden Semesterbeitrags finanziell zu unterstützen – beispielsweise den Verwaltungsbeitrag, welchen momentan nur Studierende in Niedersachsen zahlen müssen, abzuschaffen – gab der Präsident zu bedenken, dass dies unter Verantwortung des Landes Niedersachsen läge. Unter den momentan wirtschaftspolitischen Umständen gehe er jedoch nicht davon aus, dass dies in naher Zukunft geschehen würde. Diesbezüglich wies er auf den gesunkenen Anteil für Wissenschaft – von 6,2% auf 5,7% – im Landeshaushalt hin, welcher ein Indiz für den Stellenwert des Themas Wissenschaft in der Landespolitik wäre. Spoun versicherte jedoch, dass die Semesterbeiträge in Zukunft rechtzeitiger kommuniziert würden, damit Studierende sich auf die erhöhten Kosten einstellen und für ausreichend Liquidität sorgen können.
Sensibilisierung Lehrender bezüglich inklusiver Lehre und Nutzung von KI
Die verpflichtende Teilnahme von Lehrpersonen an Workshops zur inklusiven Lehre stellte ein weiteres wichtiges Thema für die Parlamentarier*innen dar. Spoun beteuerte zunächst, dass die Universität keine verpflichtenden, sondern lediglich freiwillige Workshops anbieten würde. Dies führte er auf das Prinzip der Freiheit der persönlichen Gestaltung für Lehrende, welches an der Leuphana gelte, zurück. Bezüglich konkreter Maßnahmen und Inhalte der Schulungen bat er die Studierendenschaft um Tipps und Beispiele von Maßnahmen anderer Universitäten. Bei der Frage zur Nutzung von KI im universitären Kontext wurde deutlich, wie sehr dieses Thema auch den Präsidenten beschäftige. Infolge des Kritikpunktes, dass in der Vergangenheit häufiger Missverständnisse über die erlaubte Form der KI-Nutzung aufgekommen waren, erklärte der Präsident den Grundkonflikt zwischen dem deutschen Rechtsrahmen und der rasanten Entwicklung der KI-Nutzung. Zum einen wolle die Universität mit der Zeit gehen und die immer fortschrittlichere Technologie auch in der Wissenschaft einsetzen – und auch den Studierenden erlauben, dies zu tun. Zum anderen sei die Universität eingeschränkt durch strikte rechtliche Regelungen beim Datenschutz und Urheberrecht, welche durch vermehrte KI-Nutzung herausgefordert würden. Zuletzt gab er zu, dass Studierende beim Thema künstliche Intelligenz den Lehrenden weit voraus wären. Die Uni versuche, Lehrende auf das Thema einzustellen, verkündete Spoun, und verwies auf eine Veranstaltung für Lehrende, die im Mai stattfinden soll.
Campusumgestaltung und Positionierung gegen Rechtsextremismus
Zuletzt ging es noch um die geplante Umgestaltung des Campus, welche diesen Sommer beginnt. Bei dieser sollen unter anderem die Parkplätze inmitten des Campus entfernt und eine Parkpalette vor Gebäude 14 platziert werden. Auf Anfrage der Studierenden versprach der Präsident auch, überdachte Fahrradständer dort in Betracht zu ziehen. Auch wünschten sich die Parlamentarier*innen Infoschilder zur Geschichte des Campus, welcher ein Arbeitskreis zur Campusgeschichte wohl schon vollständig erarbeitet hätte. Spoun versicherte, dass im Rahmen der Umgestaltung informierende QR-Codes am Campus angebracht werden würden. Aufgrund vermehrter universitärer Veranstaltungen bei denen Anhänger der AfD vertreten waren, und infolgedessen Studierende ihre Einstellung gegenüber der AfD deutlich machten, wurde abschließend eine Positionierung der Universität gegenüber Rechtsextremismus und der AfD erfragt. Spouns Antwort machte klar: die Universität zentral würde politische Mandatstragende in ihrer Funktion zu universitären Veranstaltungen zunächst nicht mehr einladen. Allerdings betonte der Präsident auch, dass eine klare Positionierung seitens der Universität nicht möglich sei, da die Leuphana weiterhin ein Ort sein soll, an dem sich jede*r Lehrende und jede*r Studierende wohlfühlt, ungeachtet der eigenen politischen Einstellung – solange diese auf erlaubte Parteien begrenzt wäre.
Nach genau 60 Minuten gab es keine offenen Fragen mehr. Das Parlament bedankte sich abschließend für Spouns Anwesenheit, welcher den Dank erwiderte. Nachdem der Präsident sich verabschiedet hatte, widmete sich das Student*innenparlament seinen restlichen Tagesordnungspunkten.
Foto: Göttinger Tageblatt – Peter Heller