Mit einem flauschigen Kissen im Hörsaal sitzen, vorne läuft ein Film, dazu gibt es Popcorn. Diese Idee lässt UniKino jede Woche wahr werden.
Montagabend, 20 Uhr. Die Uni ist wie leergefegt. Nur einzelne Gestalten tauchen kurz im Hörsaalgang auf, huschen in Richtung Bibliothek und sind damit wieder von der Bildfläche verschwunden. Anders im Hörsaal 3: hier sitzen die übrigen Studenten, man hat ein Bier vor sich, ein Spielfilm läuft, und um einen herum rascheln die Popcorntüten – es ist UniKino.
Gegen 2 Euro Eintritt kann man auf den Klappsitzen im Hörsaal Platz nehmen und sich auf der Leinwand, wo sonst nur die Vorlesungsfolien der Professoren präsentiert werden, einen Film ansehen. „Prestige“, „Memento“ und „Herzensbrecher“ stehen dieses Semester unter anderem auf dem Spielplan.
Vorab zur Einstimmung
Bevor es mit dem eigentlichen Film losgeht, wird zuerst ein anderer kurzer Film gezeigt. „Der Kurzfilm ist ein Medium, mit dem Leute ihre selbst gedrehten Kurzfilme einem Publikum zugänglich machen können“, sagt Hannah, die Leiterin des UniKinos. „Es ist immer wieder schön, Arbeiten von Studenten zeigen zu können. Idealerweise soll der Kurzfilm schon auf das Thema des Hauptfilms einstimmen.“
Anschließend wird der Hörsaal für einen kurzen Moment zur Losbude: Jeder Besucher hat die Möglichkeit, mit seiner Kinoticketnummer etwas zu gewinnen. Diesmal werden passend zum Film „Prestige“ Spielkarten verlost, mit denen man „Zaubertricks“ durchführen kann. Drei Besucher gewinnen Kissen und können es sich damit auf den harten Vorlesungssitzen bequem machen. Außerdem werden drei kleine und vier große Poster der UniKino-Plakate verschenkt. „Es passiert häufig, dass die Plakate, mit denen für den nächsten Film geworben wird, geklaut werden. Dabei muss man sie gar nicht klauen: Man kann sie ganz einfach hier gewinnen“, weist Hannah noch einmal daraufhin, dass die Plakate „bitte, bitte“ nicht gestohlen werden sollen.
Zwei Magier, die sich gegenseitig vernichten
Dann geht der Film los. „Prestige“ läuft auf seiner Originalsprache Englisch mit zusätzlichen englischen Untertiteln. In welcher Sprache untertitelt wird, darüber wird zuvor demokratisch abgestimmt.
Es geht um die Feindschaft der ehemals befreundeten Magier Alfred Borden und Robert Angier, die versuchen, sich gegenseitig mit Zaubertricks überbieten – und sich dabei gegenseitig vernichten. „Ich liebe diesen Film“, schwärmt Hannah. „Es ist unglaublich, wenn man sich vorstellt, man wäre dieser Mensch und müsste das durchmachen.“
Wenn am Ende Stille herrscht
Generell sei sie jemand, der Film liebt, sagt sie von sich. Deswegen ist sie seit fünf Semestern mit von der Partie, wenn es heißt: Filme auswählen, Lizenzen einkaufen, Plakate kleben, Tickets und Popcorn verkaufen. Acht Stunden ihrer Freizeit widmet sie wöchentlich UniKino. „Ich finde es gut, dass es bei uns nicht so anonym ist wie in einem normalen Kino. Im Grunde genommen ist es wie ein Filmabend mit fremden Freunden“, begründet sie ihr Engagement. „Es gibt diese Filme, bei denen am Ende Stille herrscht. Wenn ich dann die Gesichter der Zuschauer sehe, weiß ich: Ich habe es geschafft. Ich habe die Leute berührt.“
Autorin: Eva Fischer