Warum ich jung geheiratet habe

(c) flickr.com– Sandra Elford
(c) flickr.com– Sandra Elford

Unsere Autorin ist Studentin und hat mit 25 Jahren geheiratet. Damit trifft sie bei Ihren Mitmenschen oft auf Unverständnis. Hier erklärt sie, weshalb Heiraten für sie die Richtige Entscheidung war – und warum das nicht immer was mit Religion oder anderen gesellschaftlichen Zwängen zu tun haben muss.

Ich will da mal was klar stellen.

Immer wieder gibt es erstaunte Blicke, wenn ich von meinem Ehemann erzähle.

„Bist du echt schon verheiratet? Krass! Wie alt bist du denn? Wie alt warst du bei deiner Hochzeit? Und dein Mann? Aber Kinder habt ihr noch keine, oder? Wieso habt ihr denn geheiratet? Heftig! Für mich ist Heiraten noch ganz weit weg.“
– So führe ich immer und immer wieder die gleichen Unterhaltungen mit mir völlig fremden Menschen: zum Beispiel neuen Arbeitskolleginnen, Typen, die auf irgendeiner Party zufällig neben mir stehen, und ganz besonders oft mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen.

Ich habe meinen Mann mit 22 kennengelernt, er ist ein Jahr jünger als ich und ist ein unfassbar cooler Typ. Er hört Heavy Metal, hat Tattoos und ist wahnsinnig schlau. Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, traf mich der Blitz. Ich verliebte mich erst in sein Aussehen, dann in seine Art Hallo zu sagen und gleich danach in alles andere, was ihn ausmacht. Wir wurden dann auch ziemlich schnell ein Paar – und um ehrlich zu sein: ich wollte ihn von Anfang an heiraten. Hab ich dann auch, zwei Jahre später. Da war ich gerade 25.

Warum eigentlich?

Tja, das war so ein Gefühl. Ich wollte diesen Kerl auffressen, ihn klein falten und in meine Hosentasche stecken, ich wollte ihn nur für mich alleine haben, ihn ganz besitzen, ihn zu einem Teil von mir machen. Das fühlt sich so an wie fast platzen oder ganz nah am Wahnsinn. Hört sich irgendwie krank an? So fühle ich aber nun mal Liebe. Kann natürlich bei jedem anders sein, bei mir ist es eben so.

Und weil in unserer Gesellschaft die Ehe nunmal die offizielle Möglichkeit ist jemanden ganz eng an sich zu binden, zu einem Teil der Familie zu machen, alles mit jemandem zu teilen und sich ganz öffentlich zu jemandem zu bekennen, wollte ich ihn heiraten. Ganz dringend.

Ich habe auf jeden Fall nicht geheiratet, weil ich Torschlusspanik hatte, was im Übrigen ein ekelhaftes Wort ist. Auch nicht, weil mein Mann ein reicher Kerl ist oder aus einer besonders noblen Familie kommt. Und schon gar nicht, weil ich schwanger war oder es dringend werden wollte.

Wie muss man denn aussehen wenn man verheiratet ist? Ist es, weil ich dauernd in Clubs abhänge? Darf man als verheiratete Frau nicht mehr das Leben genießen? 

Auch höre ich immer wieder: „Krass, das hätte ich bei dir ja nie gedacht!“ Und das finde ich besonders befremdlich. Wie muss man denn aussehen wenn man verheiratet ist? Ist es, weil ich dauernd in Clubs abhänge? Darf man als verheiratete Frau nicht mehr das Leben genießen? Viele scheinen einfach die total absurde Vorstellung zu haben, dass sich das eigene Leben zum absoluten Spießer-Alptraum wandelt, sobald man unter der ollen Haube ist.
Ich hätte auch nichts dagegen gehabt mir seinen Namen in Großbuchstaben auf den Arsch zu tätowieren oder mir ein Amulett mit seinem Blut um den Hals zu hängen. Das wäre dann vielleicht meinem Alter angemessener und würde für weniger Verwunderung unter Gleichaltrigen sorgen.

Ich hoffe einfach, dass die Menschen irgendwann aufhören zu denken man müsse aus irgendeinem beschissenen Grund heiraten, wie: „Weil man das eben irgendwann im Leben macht.“ Oder man müsse überhaupt irgendetwas machen, weil man das eben so macht. Ich wollte heiraten, also habe ich geheiratet.

Frei nach den Ärzten: Mach Dein Ding, steh‘ dazu. Heul nicht rum, wenn andere lachen, denn ich tu’s nicht!

Autorin: Laila Samantha Walter