Der Zeitpunkt des Diebstahls des mit rund 5.000 Euro gefüllten Tresors / Safe im AStA war perfekt: die halbe Universität beim dies academicus, der Personalübergang zwischen altem und neuem AStA und die meisten Studierenden im Lernstress für die Klausuren.
Wie die Univativ bereits berichtete, verschwand Anfang Juli der Tresor aus dem AStA Finanzbüro im Gebäude 9. Die Polizei ermittelte wegen schweren Diebstahls, konnte jedoch keinerlei Einbruchsspuren an der Tür feststellen. Der AStA monierte das fehlende elektronische Schließsystem als Mangel. Die AStA-Sprecher*innen schrieben uns zudem, dass die Tür am nächsten Morgen verschlossen vorgefunden wurde. Die Versicherung wird für den Schaden nicht aufkommen, da es keine Aufbruchsspuren gibt.
Mittlerweile wurden die Türen im AStA in das elektronische Schließsystem der Universität integriert. Nun ist nachvollziehbar, wer wann welche Tür auf- und abgeschlossen hat. Auch ein neuer Tresor mit einer höheren Sicherheitsklasse soll beschafft werden. Der letzte war kniehoch und konnte mit Hilfsmitteln weggetragen werden, eine Verankerung im Boden oder der Wand fehlte. Hauptgrund des vor etwa drei Jahren angeschafften feuerfesten Tresors war die Aufbewahrung von Datensicherungen, um diese vor Feuer und Feuchtigkeit zu schützen. Nebenbei seien noch Geldbeträge eingelagert worden, die laut der Finanzordnung nicht zu hoch sein sollten, so ein ehemaliger AStA-Mitarbeiter gegenüber der Univativ.
Auf die Versicherungsbedingungen wurde nicht geachtet. Tresore, die unter 200 Kilogramm wiegen, benötigen normalerweise eine fachgerechte Befestigung am Boden oder an der Wand. Dies soll das einfache Wegtragen z.B. mit der Sackkarre verhindern. Wer einen Tresor aus der Verankerung reißen muss, braucht Zeit und macht Krach.
Fehlende Aufklärung
Innerhalb des AStAs erhoben AStA-Mitglieder und Ehemalige den Vorwurf, dass der Diebstahl vermutlich auf einer Pflichtverletzung beruhe. So wird berichtet, es sei in der Vergangenheit mehrfach vorgekommen, dass die Türen nicht abgeschlossen wurden. Es gibt kein elektronisches Schließsystem und ein Schlüssel für das Finanzbüro lag im AStA-Büro. Nach dem Diebstahl sei erstmals nach längerer Zeit wieder geprüft worden, wer alles einen Schlüssel zum AStA-Büro besitze – sogar ehemalige Studierende seien angeschrieben worden, ob sie noch einen Schlüssel hätten. Mangelnde Sorgfalt bei der Schlüsselverwaltung sei der Grund hierfür gewesen, so Ehemalige.
Perfekter Zeitpunkt
Der Zeitpunkt für den Diebstahl war klug gewählt worden: die Hälfte der Universität feierte im Zentralgebäude den dies academicus und viele Studierende bereiteten sich auf die Klausuren vor. Hinzu kommt, dass bereits ein neues AStA-Sprecher*innenkollektiv gewählt war und sich der AStA im personellen Übergang befand.
Seltsam erscheint die fehlende Aufklärungsbereitschaft seitens AStA und StuPa. So wurde erst auf Nachfrage in der StuPa-Sitzung von dem Diebstahl berichtet. Erst nachdem die Univativ berichtete, gab es einen Zeugenaufruf durch den AStA. In dem 38-seitigen Rechenschaftsbericht vom AStA, der am 17.10.2018 im StuPa vorgestellt worden ist, tauchte der Diebstahl mit keinem Wort auf.
Schließlich erklärt der AStA auf Nachfrage der Univativ, dass er den Diebstahl sehr bedauere. Durch das Austauschen der Schlösser erhoffe man sich, dass eine Wiederholung nicht möglich sein werde. Die rund 5.000 Euro bleiben verschwunden – den Schaden trägt der studentische Haushalt und somit alle Studierenden durch den Semesterbeitrag.
Wer übrigens der Univativ etwas berichten will, kann dies auch anonym hier tun. Wir beachten die Persönlichkeitsrechte jedes Einzelnen und haben bewusst auf Namensnennung verzichtet. Hinweise an die Polizei können auch bequem per Online-Formular eingereicht werden unter: https://www.onlinewache.polizei.niedersachsen.de
Bild: flickr (CC) STC4blues – https://www.flickr.com/photos/stc4blues/9542436763/sizes/l
Hinweis
Der AStA schickte der Univativ einige Korrekturbitten bezüglich des Artikels. Wir veröffentlichen diese, ohne Verpflichtung, dies tun zu müssen. Die Richtigkeit dieser Angaben können wir nicht prüfen und kommentieren diese nicht.
„[…] Geldbeträge eingelagert worden, die laut der Finanzordnung nicht zu hoch sein sollten […]“
Natürlich sollten die Geldbeträge nicht zu hoch sein, allerdings wurde weder der Versicherungsbetrag überschritten, noch wird ein genauer Betrag in der Finanzordnung festgelegt.
„[…] ein Schlüssel für das Finanzbüro lag im AStA-Büro […]“
Diese Aussage suggeriert, dass der Schlüssel für alle Personen frei zur Verfügung stand und jederzeit ohne Probleme einfach so aus dem AStA-Büro entnommen werden konnte. Dies ist nicht der Fall. Ein Ersatzschlüssel für das Finanzbüro lag in einem Tresor, dieser Tresor befindet sich an einem Ort, der nicht für alle zugänglich ist.
„Nach dem Diebstahl sei erstmals nach längerer Zeit wieder geprüft worden, wer alles einen Schlüssel zum AStA-Büro besitze […]“
Die Überprüfung der Schlüssel passierte im Zusammenhang der Umstellung des Schließsystems und nicht im Zuge der Ermittlungen nach möglichen Personen, die Zugang zum Finanzbüro hatten.
„[…] bereits ein neues AStA-Sprecher*innenkollektiv gewählt war […]“
Die Wahl des aktuellen Sprecher*innenkollektivs erfolgte am 05. Juli 2018 und damit nach dem Diebstahl des Tresors.