Valiant Hearts: The Great War – Geschichte live erleben

Für Frau und Vaterland / Andre Zwetkow_Valiant Hearts
Für Frau und Vaterland / Andre Zwetkow_Valiant Hearts

It´s all about (Hi)Story.
Valiant Hearts: The Great War lässt sich am besten als spielbares Geschichtsbuch beschreiben. Die französische Entwicklerfirma Ubisoft, in der Vergangenheit eher bekannt durch Parkoursimulatoren wie Prince of Persia oder Assassins Creed, wagte sich 2014

auf unbekanntes Terrain und erschuf ein, nach eigener Aussage, „animiertes Graphik-Novel-Abenteuer“. Die Prämisse des Spiels ist einfach: dem Spieler soviel wie möglich über die Ursachen, die Geschehnisse und nicht zuletzt über die Schrecken des Großen Krieges beizubringen, der als der Erste Weltkrieg in die Geschichtsbücher eingehen sollte.
Valiant Hearts erzählt die Geschichte des französischen Bauern Emile, der sich zu Beginn des Krieges an der Front wiederfindet und mit den großen Gräueltaten des Krieges, aber auch mit den vielen Unannehmlichkeiten des Lebens im Schützen-graben konfrontiert wird. 

Screenshot aus der Storyline / Andre Zwetkow_Valiant Hearts
Screenshot aus der Storyline / Andre Zwetkow_Valiant Hearts

Auf seiner Reise als Soldat, Gefangener, Deserteur und Kriegsheld lernt Emile Menschen kennen, die sich aus unterschiedlichsten Motiven an die Front begeben und ihre ganz eigenen Kriegserfahrungen gesammelt haben.

 

 

Die gesamte Optik des Spiels ist in einem simplen, fast kindlichen Comicstil gehalten. Es ist kein First -Person Kriegsspiel nach der althergebrachten Call of Duty oder Battlefield Manier. Dennoch – oder gerade deshalb – schafften es die Künstler von Ubisoft eine so erdrückende Atmosphäre der Zerstörung und des Todes zu kreieren, dass man den Eindruck bekommt man wäre selbst dort gewesen; in den zerstörten Städten, in den klaustrophobisch engen Tunneln oder auf den Schlachtfeldern, auf denen bis heute kein Halm mehr wächst.

Düstere Illustrationen und atmosphärische Musik, die von bedrückenden Violinenmelodien bis hin zu fröhlichen Klassikern alles abdeckt, kreieren ein ganz eigenes Kunstwerk, dass die Schrecken – aber auch die wenigen Freuden des Krieges – widerspiegelt.


Die Spielmechanik von Valiant Hearts ist ebenfalls recht einfach. Fordernde, aber nicht allzu schwer lösbare Rätsel in einem Mix aus Jump´n Run und Point´n Click, hier und da abgelöst von einem kleinen Geschicklichkeitsspiel, beschäftigen den Spieler bis zur nächsten Cutscene.


Der eigentliche Antrieb ist jedoch der historische Input, den der Spieler erhält. In jedem Level erwarten einen eine Reihe von Fakten und Fotografien zum Krieg, immer passend zur Situation in der sich der Protagonist befindet.

Geschichte wird erlebbar / Andre Zwetkow_Valiant Hearts
Geschichte wird erlebbar / Andre Zwetkow_Valiant Hearts

Als sich Emile in der Schlacht von Neuve-Chapelle wiederfindet, erfährt der Spieler beispielsweise von der Kriegstaktik der „Feuerwalze“, die in dieser Schlacht zum ersten mal zum Einsatz kam. Nicht ohne Grund also wurde das Spiel von einer französischen Historikerkommission für seine Exaktheit ausgezeichnet.

 

Zudem gibt es im gesamten Spiel über 100 Sammelgegenstände zu entdecken. Diese können aus allem Möglichen bestehen: Münzen, Helme, Koffer oder auch aus einem einfachen Rasierer. Alle Objekte basieren auf realen Fundstücken aus dem Krieg und beinhalten einen informativen Text, auf welche Weise der jeweilige Gegenstand zu seiner Zeit Verwendung gefunden hat.


Basierend auf echten Briefen aus Kriegstagen erzählt Valiant Hearts eine fesselnde und zu Tränen rührende Geschichte. Die Fotos und Fakten erinnern den Spieler immer wieder daran, dass der Hintergrund mehr als real war und noch viel grausamer, als es eine bloße Geschichte erzählen könnte. Trotz gezeichneter Grafik wird nichts beschönigt: Es wird erschossen, amputiert, verbrannt, zerbombt und vergast. Die ersten militärischen Einsätze von Flammenwerfern, Zeppelinen und Panzern, sowie Giftgas sind nur einige Beispiele der Schrecken, die dir dieses Spiel näher bringt.

Valiant Hearts: The Great War bietet eine außergewöhnliche Spielerfahrung nicht nur für Geschichtsfans und Freunde des Dramas. Erwartet kein ausgeklügeltes Rätselspiel oder bloße Kriegsbrutalität, erwartet zu lernen und zu leiden. Und macht euch klar, warum der Spruch „Nie wieder Krieg!“ auf keinen Fall in Vergessenheit geraten sollte.

Autor: Andre Zwetkow