Wieso nicht mal nach Debrecen, Helgoland oder Wales reisen?
Auf Steppenpfaden in Debrecen
Genau nach der Hälfte des Studiums teilte ich meinen Leuten mit: Ich fahre nach Debrecen. „Debrecen?“ Ja, Debrecen. „Wo ist das?“ In Ungarn. Ich reise gern in verrückte Länder. Italien und Frankreich finde ich süß, aber die befriedigen meine wölfisch-affischen Anteile nicht. Obwohl Archäologie und Ethno- Genetik stichhaltige Gründe dagegen vorbringen können, glauben die Ungarn immer noch fest an ihre direkte Abstammung von den Hunnen und von Attila, dem blutrünstigen Hunnenkönig. Tatsächlich: Die Debreciner haben etwas an sich, dass man sie sich gut auf kurzbeinigen Steppenpferden vorstellen kann. Je mehr Zeit man mit ihnen verbringt, desto größer wird auch das eigene Verlangen, sich ein Krummschwert zu schmieden und Zügel zu halten. Kneipen in Debrecen haben 24 Stunden offen. Jeder raucht, überall, auch im Unigebäude. Sie sind im Alltag ruppig und feiern auf Partys nicht, sondern rasten aus, man selbst mit ihnen. Auf und an den Straßen viel Ostblock- Charme, bisschen Habsburg, hier und da Balkan-Luft.
Von Martin Gierczak
So nah und doch so fern: Helgoland
Wer meint, wahre Erholung nur in fernen Ländern zu finden, der täuscht sich. Dreieinhalb Stunden schwebt der Katamaran über das Wasser, bis nichts als das große weite Meer vor einem liegt. Fernab von Großstadtsmog und medialem Informationsüberdruss liegt die Nordseeinsel Helgoland. Tagsüber erklimmen zahlreiche Tages-Touristen die autofreie Insel, um in den Genuss des zollfreien Kaufvergnügens zu kommen. Allesamt zurück auf das Schiff verfrachtet, beginnt für die, die länger bleiben, das eigentliche Urlaubserlebnis. Abgekapselt vom Festland ist der Alltagsstress schnell vergessen und ein Entspannungsgefühl breitet sich aus. Sei es bei einem Spaziergang zum Wahrzeichen Helgolands – der langen Anna – wo der frische Nordwind restliche Anspannung weg pustet. Oder auf der nebenan liegenden Düne, wo Seehund und Badegast gemeinsam plantschend die gesunde Meeresbrise schnuppern. Wer bei Nacht der Brandung lauscht, während über ihm die Sterne um die Wette funkeln, ist angekommen in der einmaligen Oase des Nordens.
Von Lillian Siewert
Raues, charmantes Wales
Was weiß man über Wales? Zu den unnötigen Informationen gehört, dass dort das Dorf mit dem längsten amtlichen Ortsnamen Europas liegt: Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch. Übersetzt heißt er „Marienkirche in einer Mulde weißer Haseln in der Nähe eines schnellen Wirbels und der Thysiliokirche bei der roten Höhle“. Was man sich viel eher merken sollte, ist die unerwartete Tatsache, dass Wales die atemberaubendsten Strände der Welt hat. Allein das coole Städtchen Tenby, das rurale Saundersfoot und das verhältnismäßig schnieke St. Davids haben tolle Strände mit wilden Wellen, weichem Sand und rauen Klippen. Das einzigartige Blau der „Blue Lagoons“ bei Abereiddy, inspiriert jeden Kunstlehrer. Man springt vom Rand einer der vielen typischen 1000-Jahre alten Burgruinen in das Wasser des alten Steinbruchs und genießt später die außergewöhnliche Küstenlandschaft rund um St David’s Head. Alles ist voller entzückender Cottages mit sehr echten Menschen, die so sind wie die Landschaft: rau, aber charmant.
Von Fabienne Erbacher