Inside the Wahl-Bot - (c) Christopher Bohlens

Univativ Wahl-Bot – Inside the Bot

Der Wahl-Bot der Univativ feiert seinen fünfjährigen Geburtstag. Ein Blick hinter die Kulissen des Informationsangebots zu den Hochschulwahlen. Mit Stimmen aus dem Team.

Mit dem ersten Wahl-Bot 2016 startete die Univativ eine Anwendung zur Wahlentscheidung als Informationsangebot zu den StuPa-Wahlen. Das ist so wie der Wahl-o-Mat von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)! Die bpb hat seinen Namen jedoch rechtlich geschützt, daher heißt er bei uns anders (Wahl-Bot).

Damit die Studierenden wissen, welche StuPa-Listen antreten und welche Positionen diese vertreten, ist ein Vergleich möglich. Dabei können Fragen mit „Stimme zu“, „Stimme nicht zu“ oder „Neutral“ beantwortet werden. Das Ergebnis verrät, mit welchen Listen die Teilnehmer*innen die größten Übereinstimmungen haben. Jana Rauterberg, Mitglied im Team findet die Möglichkeit sich zu informieren sehr wichtig: „Bei der StuPa-Wahl sollte bekannt sein, für was die einzelnen Listen stehen, statt sie einfach blind anzukreuzen.“

Der erste Wahl-Bot startete mit 26 Fragen, 2017 waren es nur noch 24 Fragen, während es 2018 sogar nur 21 Fragen waren. Im letzten Jahr formulierten wir 29 Fragen und dieses Jahr erreichen wir mit 33 Fragen sogar einen neuen Rekord.

Von der Idee bis zur Umsetzung

Mittlerweile hat sich der Wahl-Bot etabliert und die Studierenden haben die Möglichkeit, die Positionen der oftmals vier bis sieben Listen zu vergleichen. Vor den Wahlen etabliert sich ein Team in der Univativ, welches die welches die Fragen und die Umsetzung des Vorjahres analysiert und sich neue Fragen überlegt. Jana hierzu: „Ich habe das Wahl-Bot-Team unterstützt, weil meines Erachtens nach Studierende motivierter sind wählen zu gehen, wenn Sie wissen welche Liste ihre Interessen am besten vertritt. So können Studierende realisieren, dass sie wählen gehen sollten, weil manche Listen ganz andere Positionen vertreten, die man vielleicht nicht teilt.“

Dabei ist es die Hauptaufgabe des Teams die Fragen für den Bot auszuwählen. Dabei suchen wir aktuelle Themen, die Studierende interessieren und auf die das StuPa Einfluss hat.

Die Redaktion des Wahl-o-Mat für die Landtagswahl und Bundestagswahl können die Wahlprogramme vergleichen und hier die Unterschiede erkennen und dazu auch Fragen entwickeln. Wir haben bisher immer einen anderen Ansatz bei der Univativ gewählt, ergänzt Bohlens: „Welche aktuellen Themen interessieren Studierende, die nicht in der Hochschulpolitik aktiv sind? Welche Entwicklungen und Ideen gibt es gerade in der Hochschulpolitik?“

Warum Wahlen wichtig sind erläutert Carla L. Moritz, ebenfalls im Team: „Wahlen sind ein sehr hohes Gut in der Demokratie und sollten daher auch genutzt werden. Die Wahl kann aber meiner Meinung nach nur getroffen werden, wenn man sich gut über die Inhalte informieren kann. Durch das Online-Semester ist der Wahl-Bot eine gute Möglichkeit, sich von zuhause aus zu informieren.“

Suche nach neuen Fragen

Für den Input werden aber auch Listen selbst, studentische Initiativen, der AStA, der StuPa-Vorsitz die Fachgruppen und Fachschaften angeschrieben, um Ideen für neue Fragen einzureichen. Dieses Jahr wurden öffentlich alle Studierenden aufgerufen Ideen einzubringen.

Eine weitere Herausforderung ist, Fragen zu finden, wo die Meinung nicht die gleiche ist, sondern unterschiedlich. Das gelingt nicht immer. Auch im aktuellen Wahl-Bot 2020 gibt es fünf Fragen, die alle vier Listen gleich beantworten, aber bei 33 Fragen ist das überschaubar. In den Vorjahren war die Quote schon höher, ergänzt Bohlens.

Dieses Problem sieht auch Hanno Hinrichs, ebenfalls im Team vom Wahl-Bot. „Die Unterscheidbarkeit der Listen abzubilden und hervorzuheben, kann bei ähnlichen politischen Stoßrichtungen schwierig sein.“

Politische Unabhängigkeit

Ein wichtiges Element für den Wahl-Bot ist, dass dieser von der Univativ betrieben wird, die sich selbst als überparteilich, unabhängig und kritisch betrachtet. Daher arbeiten nur Mitglieder im Team des Wahl-Bots mit, die nicht selber auf Listen kandidieren. Die Fragen und Fristen werden gleichzeitig an alle Listen kommuniziert, so dass alle gleichbehandelt werden und keiner einen Vorteil hat. Vor der Veröffentlichung erfolgen mehrere Test-Runden.

Hanno sieht die Vor- und Nachteile eines solchen Angebots: „Die Wahlmöglichkeiten können auf den ersten Blick unübersichtlich und die Positionen der Parteien/Listen vage erscheinen. Der Wahl-Bot ermöglicht es, eigene konkrete Positionen abgleichen zu können. Natürlich kann der Wahl-Bot die tiefergehende Auseinandersetzung mit (hochschul-)politischen Inhalten und verschiedenen Programmatiken nicht ersetzen – es ist jedoch ein guter Anfang!“

Konfliktpotenzial

Nicht immer verlief die Zusammenarbeit mit den politischen Listen zur Wahl konfliktfrei Zahlreiche E-Mails ließen die Drähte heiß werden lassen. Beispielsweise wurde dieses Jahr mehrmals die Fristen verlängert und erst ein gemeinsames Zoom-Meeting konnte die Konflikte aus dem Weg räumen. Dabei wurden gemeinsam einige Fragen überarbeitet. Carla aus dem Team hat durch die Mitarbeit neue Einblicke in die Berichterstattung über Politik bekommen: „Ich habe gelernt, wie genau die Formulierungen bei politischen Statements sein müssen, damit sie nicht fehlinterpretiert werden. Außerdem wurde mir wieder einmal bewusst, wie schwierig es in der Politik ist, eine Frage mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten.“
Am Ende haben alle für die Umsetzung gemeinsam an einen Strang gezogen.

Technische Umsetzung

Glücklicherweise gibt es eine Open-Source-Software für die Umsetzung des Wahl-Bot. Diese beruht von Anfang an auf Mat-O-Wahl. Beispielsweise läuft auch der Mitwirk-o-Mat auf der gleichen Software. Über die Jahre hinweg haben wir die Ursprungsversion an unsere Bedürfnisse angepasst. Dieses Jahr haben wir die neuste Version komplett überarbeitet und für mobile Endgeräte optimiert. In einigen Jahren wurden Statistiken erfasst, wie die Studierenden abgestimmt haben. Daraus ließen sich bereits am letzten Wahl-Tag Hochrechnungen erstellen. Seit der DSGVO haben wir auf diese Funktionen vollständig verzichtet.

Wahlbeteiligung

Am Ende bleibt die Frage, ob die Briefwahlen zu einer höheren Wahlbeteiligung führen oder nicht. In der Vergangenheit haben die akademische und studentische Wahlen immer zeitlich getrennt voneinander stattgefunden, dabei hat sich die Wahlbeteiligung unterschiedlich entwickelt. Die Univativ stellte fest, dass die Wahlbeteiligung über die Jahre gesunken ist. Die Gründe für die geringe Wahlbeteiligung sind vielseitig.  Die Kooperation der Univativ mit CORRECTIV beleuchtete einige Punkte, warum die Wahlbeteiligung bei den Studierenden nur bei rund 15 % in Deutschland liegt.

Optimistisch blick Hanno in die Zukunft: „Die Wahlbeteiligung wird definitiv durch den Wahl-Bot erhöht. Vor allem, wenn er gut beworben wird und unter den Studierenden eine gewisse Popularität erlangt. Gerade in Zeiten von Briefwahlen und ohnehin niedriger Wahlbeteiligung ist das sehr wichtig!“


Foto: Inside the Wahl-Bot – (c) Christopher Bohlens

Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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