Gastón und Emma - (c) Koch Films

Univativ Filmkritik: Ema

Ein abgedrehtes Familiendrama über eine Tänzerin mit explosivem Charakter, Schuld, Freiheit und die Rolle der Mutter.

Ema, eine Tänzerin in Chile, provoziert durch Normbruch und Sexualität nicht nur Frauen und Männer im Film. Auch manche Zuschauende befinden sich bei diesem Film möglicherweise außerhalb ihrer Komfortzone. Die junge Frau hat sich mit ihrem Partner Gastón dazu entschieden ihren gemeinsamen Adoptivsohn „zurückzugeben“. Das geschieht bevor die Handlung des Films einsetzt, nachdem der Sohn ihre Schwester bei einem Brand stark verletzt hat. In dieser außergewöhnlichen Situation reizt Ema ihre neue Freizeit aus und verfolgt dabei unerwarteterweise auch noch einen Plan.

In explosive Streits, intimen Szenen der Trauer, einer queeren Mädchen-Gang, Tanz und viel Sex lebt Ema ihre Gefühle aus. Der Zuschauer erlebt diese Intimität in starken Nahaufnahmen und in der wunderschön dreckigen Kulisse der chilenischen Küstenstadt Valparaíso. Der Film ist sehr faszinierend, weckte aber auch nicht selten das Bedürfnis zu lachen, weil die Handlung so bizarr ist.

 

Besonders gut gelungen sind dabei die starken Bilder, intimen Nahaufnahmen und die ausdrucksstarken Tanzszenen, die die Stimmung perfekt wiedergeben. Manchmal ist es schwierig das Verhalten von Ema, der Hauptperson,  nachvollziehen. Kurz vor Ende des Filmes, fragt man sich zwischen den zahlreichen Sexszenen, wo der Film hingehen soll. Kurz darauf löst es sich dann aber doch zu einem zufriedenstellenden Ende auf.

Der Regisseur Pablo Larraín (No, Neruda) hat es einmal mehr geschafft einen außergewöhnlichen Film zu kreieren. Sicherlich ist er nichts für jedermann – aber wer Lust auf verrücktes künstlerisches Kino hat, wird mit Ema bewegende 102 Minuten verbringen.


Titelbild: (c) Koch Films

Der Film erschien 2019 in Chile, in Deutschland am 22. Oktober 2020. In Lüneburg läuft das Drama im Scala Programmkino auf Deutsch oder Originalsprache mit Untertiteln. Die Spielzeiten findet ihr hier.

Carla L. Moritz

isst gerne Brezel mit Honig und Marmelade übereinander und liebt es auch sonst Neues auszuprobieren.

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