Venedig, Paris oder Hollywood …
Venedig, die Allerdurchlauchteste
Rechnet man den steigenden Meeresspiegel mit ein, versinkt Venedig um bis zu 6mm pro Jahr. Viele Menschen werden die Stadt nochmal sehen wollen, bevor sie untergeht. Gleichzeitig sind die durchschnittlichen Überflutungstage im Jahr auf über 50 angestiegen. Damit fallen nicht nur der Winter, sondern auch zunehmend der Herbst und Frühling als Besuchszeit weg. Im Sommer hin? Lieber nicht. Denn dann quetschen sich gewaltige Menschenmassen durch die engen Gassen, die Kanäle fangen an zu stinken und an allen Ecken lauern Taschendiebe. An kleine Geschäfte und Cafés kommt man nicht ran, weil man von der Menschenmenge im Strom einfach weiter geschoben wird. So wird McDonald`s zum einzig erreichbaren „Restaurant“ – leider mit über anderthalb Stunden Wartezeit in der Schlange. Wenn man etwas zu Essen gefunden hat, wird man von anderen Touristen auf dem Markusplatz eifersüchtig angepöbelt und auch die walnussgroßen Hornissen sind leider keine Schmusetiere. Letztlich kann man solche Erfahrungen auch einfach beim Winterschlussverkauf machen.
Von Pascal Schäfer
Paris, c’est l’amour!?
Ah, Paris. Die Stadt der Liebe, ein Muss für jeden Städtereisenden. Eiffelturm und Notre Dame besuchen, auf der Avenue des Champs-Elysées flanieren und Tauben an der Seine füttern, während bärtige Künstler mit Baskenmützen Portraits von Touristen kritzeln. Ja, die Klischees treffen zu. Jeder kennt Paris, ohne zwangsläufig dort gewesen zu sein. Einen Kurztriptouristen kann die Stadt nicht mehr überraschen. Im Gegenteil: Nach einer schlaflosen Nacht im stickigen Reisebus wirkt der Citytrip eher ernüchternd. Mit teilweise übelriechenden Mitreisenden jeder Altersklasse. Dazwischen junges Partyvolk, das bereits auf den ersten Autobahnmetern den Wodka auspackt. L‘amour? Fehlanzeige! Klar, Paris ist schön. Aber das war‘s auch schon, wenn man eilig von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit hetzt, um in eineinhalb Tagen Aufenthalt ja nichts zu verpassen. Wer die wahre, authentische Schönheit hinter der Touri-Falle Paris entdecken will, sollte Zeit mitbringen und lieber mit Bahn oder Flugzeug anreisen.
Von Anna Aridzanjan
Traumfabrik Hollywood?
Auf dem Highway Number One an der Küste des Pazifischen Ozeans entlang nach Los Angeles fahren. Wind in den Haaren, Sonne im Gesicht, und dann die großen, weißen Buchstaben in den Hügeln: Hollywood. Ein Traum – allerdings nur der Highway. L.A. kann man getrost sein lassen. Sonne gibt es da tatsächlich, aber die strahlt so stark, dass man sich kaum aus dem klimatisierten Gebäudeinneren traut. Tut man es doch, ist die Stadt wie ausgestorben. Kein Wunder bei der Hitze. Wenn man es dann nach Hollywood geschafft hat, erwartet einen vor allem eins: dutzende Souvenir-Läden. Den Plastik-Oscar kann man sich da im wahrsten Sinne des Wortes schenken. Bleibt ein Hoffnungsschimmer: Disneyland. Da wartet man bis zu einer Stunde, um mit den Piraten durch die verfluchte Karibik zu fahren und zwar in der prallen Sonne. Statt Bäumen und Grün, Beton, wohin man blickt. Mein Fazit: Dank Betonwüste und Sonnenstich eher eine Alptraumfabrik.
Von Michelle Mallwitz