Ein Lonely Planet Autor spricht Klartext. Für’s Reisen bezahlt werden – der Traum eines jeden, der bereits als Landstreicher auf Zeit durch fremde Länder gezogen ist. Als Autor für die Backpacker-Bibel „Lonely Planet“ zu arbeiten wird dabei gern als Traumjob mystifiziert. Der Reiseführerautor Thomas Kohnstamm nimmt in seinem Buch „Die absolut ehrlichen und völlig schamlosen Bekenntnisse eines professionellen Reiseführer-Autors“ kein Blatt vor den Mund und holt jeden Fernweh- Träumer auf den Boden der Realität zurück. Mit subtiler Selbstironie erzählt er von der Unmöglichkeit, ein „unabhängiger und leidenschaftlicher Globetrotter“ zu bleiben, und wie schlechte finanzielle Ausstattung sowie Termindruck die Qualität eines Reiseführers in Frage stellen. Dass Kohnstamm während seines Rechercheaufenthalts mehr mit der Bewältigung seines Alltags kämpft, als zu arbeiten, ist wohl weniger den Arbeitsbedingungen als seiner verplanten Persönlichkeit geschuldet. Lange Passagen über Sexabenteuer und Drogengeschichten mögen zwar anschaulich beschrieben sein, wirken auf den Leser aber eher ermüdend. Grundsätzlich befriedigt Kohnstamm jedoch eine Wissenslücke bei Backpackern: Wie arbeitet und reist ein Lonely-Planet-Autor? Die Glaubwürdigkeit seiner Geschichte kann man auf rund 300 meistens unterhaltsamen Seiten selbst beurteilen.
Von Hannes Harnack