Tüten von Too Good To Go - (c) Jana Rauterberg

Too Good To Go – App gegen Lebensmittelverschwendung

In Deutschland werden jährlich rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet (Studie des Thünen-Instituts zu Lebensmittelabfällen in Deutschland, 2019). Dies ist einerseits erschreckend, andererseits aber leicht zu ändern. Mit der App Too Good To Go kannst du übrig gebliebene Lebensmittel vor der Abfalltonne retten. Ein Erfahrungsbericht.

Lebensmittelverschwendung ist aus ökonomischen, ökologischen und ethischen Aspekten zu kritisieren. Dazu bekennt sich das BMEL und formuliert in seiner Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung, dass bis 2030 die Lebensmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene halbiert werden soll. Tatsächlich sind hier zunächst Konsument*innen gefragt, einen Beitrag gegen das Wegwerfen von Essen zu leisten. Schließlich verursachen private Haushalte 52% der Lebensmittelabfälle in Deutschland (Studie des Thünen-Instituts, 2019).

Im Artikel Der Müllflut entfliehen schrieb die Univativ bereits über die erfolgreichen Wege einer Frau, Lebensmittelmüll zu vermeiden. Dieser Artikel beschäftigt sich genauer mit der App Too Good To Go, die bei der Abfallvermeidung im Groß- und Einzelhandel sowie der Außer-Haus-Verpflegung ansetzt. Unsere Autorin hat die App für euch ausprobiert.

Too Good To Go

In der App Too Good To Go kann man zu viel produziertes Essen zu einem günstigeren Preis erwerben. Die übrig gebliebenen Lebensmittel erhalten Kund*innen in Form von Magic Bags. Dies sind Überraschungstüten, man weiß also nicht genau, was einen erwartet. Wenn man aber z.B. nur nach vegetarischen Produkten sucht, kann man hiernach filtern. Die Entfernung zum Wohnort oder die Essenskategorie wie Backwaren oder Mahlzeiten kann man ebenfalls einstellen. Hat man sich für eine Tüte entschieden, kann man zwischen verschiedenen Zahloptionen (Kreditkarte, Google Pay, PayPal und Klarna SOFORT) wählen. Das Bag muss innerhalb des Zeitraums, die der Laden in der App angibt, abgeholt werden. Im Laden angelangt, wird einem/-r Mitarbeiter*in die Reservierung auf dem Handy gezeigt und anschließend per „swipe“ bestätigt.

Screenshot Filter - Too Good To Go - (c) Jana Rauterberg
Screenshot Filter – Too Good To Go – (c) Jana Rauterberg

Teilnehmende Läden in Lüneburg

In Lüneburg kann man größtenteils Magic Bags von Bäckereien erwerben – was verständlich ist, denn frische Backwaren können nicht lange gelagert werden. Mit Too Good To Go schaffen Bäckereien und weitere Läden eine Möglichkeit, Leckereien nicht unnötig wegzuwerfen. Zu den teilnehmenden Bäckereien und Cafés in Lüneburg zählen Bäckerei Harms, Bäckerei & Konditorei Hesse, das Café Gut Wienebüttel, Corners Bäckerei & Café, De Heidbäcker, Espresso House, Heide Bäckerei Meyer und My SweetnessTörtchen mit Herz. Alnatura, Denns BioMarkt und VIOLA’S bieten ebenfalls über Too Good To Go Lebensmittel an, die aufgrund des Mindesthaltbarkeitsdatums oder anderen Gründen aussortiert wurden. Bei Barbeqube, Lünekauf oder Nordsee kann man sogar übrig gebliebene Mahlzeiten erwerben.

Meine Erfahrung mit Too Good To Go

Zunächst einmal habe ich immer ein sehr gutes Gefühl, nachdem ich meine Bestellung von Too Good To Go abgeholt habe. Wenn ich die große Überraschungstüte mit appetitlichen Lebensmitteln sehe, bin ich froh, dass diese Reste noch von jemandem gegessen werden. Beim Empfang der Tüte werde ich mir zudem immer bewusst, wie wenig Wertschätzung Lebensmitteln entgegengebracht wird, wenn wir sie einfach wegschmeißen.

Das Preis-Leistungsverhältnis der Too-Good-To-Go-Bags empfinde ich als fair. Bei meiner letzten Too-Good-To-Go-Bestellung hatte ich besonders Glück. Für 3 € bekam ich bei Corners Bäckerei & Café sechs Tüten mit Baguette, circa zehn Weißmehl- und Vollkornbrötchen, Brot, ein Laugengebäck mit Käse überbacken, einen Sesamkringel und drei Schokocroissants (nur Erfahrung, keine Werbung!). Meiner Erfahrung nach – besonders bei meinem letzten Kauf – ist die Lebensmittelmenge der Überraschungstüten für Ein-Personen-Haushalte auf jeden Fall zu viel, wenn man sich nicht gerade den ganzen Tag von Brot, Brötchen und Kuchen ernähren will. Den Überfluss meiner Tüte teile ich daher mit Mitbewohner*innen oder Nachbar*innen. Um also sicherzugehen, dass die geretteten Lebensmittel wirklich auf Bedarf stoßen und am Ende nicht doch etwas weggeschmissen wird, plant den Kauf einer Too-Good-To-Go-Tüte am besten mit anderen Personen.

Welche Produkte in der Überraschungstüte enthalten sind, ist zwar nicht vorhersehbar, aber das macht das Bag meiner Meinung nach gerade reizvoll. Oft tendiert man dazu, aus Gewohnheit das Gleiche zu kaufen. So kaufe ich sonst nie Baguette, mag es aber eigentlich und habe mich dann sehr darüber gefreut. Natürlich kann es vorkommen, dass man einen Teil der erbeuteten Ware nicht mag. Für mich sind die Tüten meist so üppig, dass sich deren Kauf auch dann noch lohnt.

Nachhaltigkeit im Bereich Lebensmittel an der Leuphana

Wer hätte es gedacht? Auch an der Leuphana gibt es Aktivitäten zur Abfallvermeidung. So organisiert das Nachhaltigkeitsreferat Öko?logisch! jedes Jahr eine Abfallvermeidungswoche, die dieses Jahr vom 20.-28.11.2021 stattfand. Die Besucher*innen lernten u.a., wie ein Unverpacktladen funktioniert und nahmen an einem veganen, möglichst abfallfreien Brunch teil. Vielleicht habt ihr auch schon einmal die Einkaufsgemeinschaft KoKo am Campus Rotes Feld gesehen. Es handelt sich hierbei um eine studentische Initiative, die Lebensmittel aus ökologischem Anbau in Lüneburg bezieht. Wenn man Mitglied ist, kann man hier bspw. unverpacktes Getreide oder Hülsenfrüchte kaufen.

Fazit

Mich hat die Too Good To Go App auf jeden Fall überzeugt. Probiert die App daher gerne aus! Damit handelt ihr nicht nur für die Nachhaltigkeit, sondern könnt euch auch an neuen Geschmackserlebnissen im Hier und Jetzt erfreuen. Neben Apps wie Too Good To Go gibt es auch an der Leuphana Informations- und Handlungsmöglichkeiten zum nachhaltigen Konsum von Lebensmitteln, wie z.B. im Nachhaltigkeitsreferat Öko?Logisch!.


Titelbild: Tüten von Too Good To Go – (c) Jana Rauterberg