Die Leuphana setzt bei der digitalen Lehre auf den Anbieter Zoom. Während der Startwoche wurde elementar YouTube genutzt. Welche Datenströme der Leuphana fließen möglicherweise in die USA?
Das das digitale Ökosystem von amerikanischen Anbietern wie Amazon, Dropbox, Facebook, Google, Microsoft oder Zoom dominiert wird dürfte mittlerweile bekannt sein. Alle diese Konzerne arbeiten eng mit den Behörden in den USA zusammen, wo die Daten zum Großteil gespeichert und verarbeitet werden. US-amerikanische Behörden können dabei auf Daten zugreifen oder sich in die Kommunikation einklinken. Genügend Beispiele sind unter anderem durch Whistleblower wie Edward Snowden ins öffentliche Bewusstsein gedrungen.
Zoom
Auch die Leuphana setzt bei der Digitalen Lehre beinahe vollständig auf den Anbieter Zoom. Das Unternehmen für Videokonferenzen hat seinen Ursprung und Sitz in den Vereinigten Staaten. Wir berichteten bereits, dass es keine Alternative geben wird. Mit dem Urteil des EuGH (Schrems II) wurde das Datenschutzabkommen zwischen der EU und den USA gekippt, notwendig wurden nun Standardvertragsklauseln. Die Niedersächsische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, veröffentlichte eine Handreichung zum Thema Videokonferenz. Weiterhin sehen Datenschutzexpert*innen Zoom kritisch, unter anderem weil Verschlüsselungstechniken noch immer in der Zoom Anwendung fehlen. Aber die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung soll bald kommen. Zoom bietet zahlenden Kunden an auszuwählen, in welchen Rechenzentrumsregionen die Daten verarbeitet werden, ohne Auswirkung auf die Datenspeicherung. Die Leuphana hat Datenschutzhinweise zu Zoom veröffentlicht sowie eine Datenschutzrechtliche Betrachtung von Zoom.
YouTube
Die Startwoche „future::cities“ der Leuphana setze mit ihrem Hybrid-Format elementar auf den Anbieter YouTube. So wurde im Daniel Libeskind Auditorium im Zentralgebäude ein Video-Studio aufgebaut und während der Startwoche zahlreiche Veranstaltungen online gestreamt. Das Videoportal YouTube gehört zum Technologieunternehmen Google, welches weltweit Rechenzentren besitzt, in denen riesige Datenströme gespeichert und verarbeitet werden. Das YouTube selbst es mit dem Datenschutz nicht allzu ernst nimmt, zeigen Beispiele wie die kommerzielle Nutzung der Daten. Die Einbettung von YouTube Videos in die Leuphana Webseite wurde datenschutzkonform vorgenommen, sodass keine Cookie-Daten automatisch durch das bloße Aufrufen der Webseite, die ein YouTube-Video enthält zu YouTube/Google fließen.
Instagram / Facebook
Um Studierende und Interessierte zu erreichen, müssen die Hochschulen heute auch auf Kanälen wie Instagram, Facebook oder TikTok sichtbar sein. Die Leuphana nutzt entsprechend auch diese Form der Kommunikation – mit Ausnahme von TikTok. Alle oben genannten Plattformen stehen insbesondere wegen ihres mangelnden Datenschutzes und eventuellem staatlichen Zugriff in der Kritik. Dem chinesischen Unternehmen TikTok, wird in diesem Zusammenhang vorgeworfen, dass es regierungskritische Stimmen gezielt beeinträchtigt und unterdrückt. In den USA entstand auch deshalb eine Kontroverse um die Abschaltung per Durchführungsverordnung. Anschließend entstand ein Wettbewerb zwischen Microsoft, WalMart und Oracle für eine Kooperation, um den Dienst auch weiterhin in den USA betreiben zu dürfen.
Microsoft Office 365
Über die Leuphana ist es möglich eine Microsoft Office 365 Pro Plus Lizenz für 4,99 Euro/Jahr zu erhalten. Die Datenschützer sind sich uneinig darüber, ob Office 365 datenschutzkonform eingesetzt werden kann. Eine Untersuchung der Datenschutzkonferenz (DSK) kam zu dem Ergebnis das der Datenschutz nicht sichergestellt ist. Neben den Hochschulen bewegen sich auch Firmen auf dünnem Eis die Office 365 zu nutzen.
myStudy und Moodle
Bei myStudy handelt es sich um eine Eigenentwicklung (seit 2001) der Leuphana, die im Rechenzentrum auf dem Campus betrieben wird. Gleiches gilt für den Moodle (eine Open-Source-Lösung) Server der Leuphana. Auch QIS ist eine Lösung die durch den Anbieter HIS aus Hannover verkauft wird und auf Servern in der Leuphana läuft. myStudy soll gegen ein neues eingekauftes System aus Österreich ersetzt werden, diese Entscheidung stand bereits vor Corona fest.
Fehlendes europäisches Ökosystem
Alle millionenschweren, bekannten und vielfach genutzten Anbieter sitzen in den USA. Europäische Alternativen sind überschaubar. Ein Projekt mit einer Gaia-X als europäische Cloud-Lösung ist ins Stocken geraten.
Schließlich bleibt festzustellen, dass gleichgültig welcher Dienst, welche Plattform oder welches System genutzt wird, alles auf die Speicherung der Daten und Verfolgen der Aktivitäten der Nutzer*innen abzielt. Dabei unterscheiden sich die einzelne Firmen lediglich darin, wer auf die Daten zugreifen kann und wie umfangreich Informationen gespeichert werden. Die Anbieter, die die Daten mit weiteren Diensten verknüpfen können, haben dabei einen Vorteil. Im Zweifelsfall bleibt es jedoch am sichersten, einen Dienst auf eigenen Servern zu betreiben, um den Zugriff durch Externe zu erschweren. Mittlerweile veröffentlichen einige Unternehmen Transparency Reports zu Behördenanfragen.
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