Seit August 2024 ist Denise Sprecherin des AStA und bringt mit ihrem Engagement frischen Wind in die Hochschulpolitik. Sie studiert im siebten Semester Environmental and Sustainability Studies und hat ein Jahr in Schweden verbracht, um dort ihr Studium zu vertiefen. Bereits seit ihrem zweiten Semester engagiert sich Denise aktiv bei CampusGrün und setzt sich für nachhaltige Projekte an der Uni ein. Im Interview erzählt sie uns, warum die Ersti-Party ein voller Erfolg war, wie die Gremienarbeit bei ihrem neuen Ehrenamt hilft – und welches Projekt sie am liebsten umsetzen würde.
Aller Anfang ist schwer, daher zunächst eine Einstiegsfrage: Was hat dich in letzter Zeit inspiriert?
Ich habe in letzter Zeit die kritische Festschrift vom AStA gelesen, die 2018 herausgekommen ist, wo es unter anderem um die Entwicklung der Leuphana während ihrer Fusionierung mit der früheren Hochschule geht und vieles davon finde ich sehr lesenswert. Darin wird beispielsweise beschrieben, wie die Umstrukturierung ablief, welche Wahlen wann stattgefunden haben und auch der Protest des AStA zum Bau des Zentralgebäudes wurde dokumentiert. Mich hat es inspiriert zu lesen, was alles schon in den vorherigen Jahren passiert ist.
Was hat dich dazu bewegt, AStA-Sprecherin zu werden und gab es einen Schlüsselmoment dazu?
Einen bestimmten Moment gab es nicht. Aber ich war, bevor ich ins Ausland gegangen bin, schon hochschulpolitisch aktiv und hatte Lust, nochmal mehr einzusteigen, ein größeres Amt zu belegen und mehr Verantwortung zu übernehmen. Da wusste ich schon seit längerer Zeit, dass ich im Ausland sein werde und damit hatte sich das erstmal erledigt für mich, da es nicht wirklich in meine Pläne gepasst hätte. Zum Ende meiner Zeit in Schweden habe ich jedoch mitbekommen, dass noch Menschen gesucht werden für das Amt des*der AStA-Sprecher*in und dann dachte ich mir: „Da steige ich doch mal ein und bewerbe mich.
Für manche wäre das ein Sprung ins kalte Wasser gewesen – für dich nicht, da du bereits für CampusGrün hochschulpolitisch aktiv bist. Sind diese Vorerfahrungen hilfreich für dein neues Engagement?
Ich konnte vor allem ein Verständnis für die Strukturen in mein neues Amt mitnehmen, die ich besonders beim StuPa, aber auch in der Fachschaft und der RPO-Zeit entwickeln konnte. Ich glaube, es ist schon viel, wenn man ganz neu einsteigt, die ganzen Zusammenhänge zu verstehen und deshalb würde ich sagen, das war sehr hilfreich und hat mir eine Vorstellung von den Aufgaben gegeben. Wir hatten einen Monat Zeit zur Einarbeitung, bei der uns das vorherige Kollektiv zur Seite stand und uns gut an die Hand genommen hat. Und trotzdem war es überwältigend, als man das erste Mal allein im Büro stand. Die Aufgaben, die man plötzlich übernehmen muss und die Fragen, die einem gestellt werden, von denen erwartet wird, dass man immer eine Lösung parat hat.
Und was sind deine Hauptaufgabengebiete als Sprecherin?
Zum Teil bin ich bei PR und Social Media dabei, aber meine Hauptaufgabe ist vor allem die Vernetzung von Menschen in verschiedenen Gremien. Gerade bin ich dabei, wieder die ganzen Informationen zu sammeln, weil man nicht mehr so up to date ist in Bezug auf die Sitze bei den Fachschaften und Fakultäten. Da ist jetzt meine Mission, wieder für mehr Vernetzung zu sorgen, weil ich glaube, dass dort noch viel Potenzial zu holen ist.
Während eurer Opening Ceremony-Rede haben Emil und du betont, dass ihr euch als AStA noch mehr den Problemen der Studierenden widmen wollt. Wie setzt ihr das um?
Für uns ist ein großes Thema das Studierendenwerk im Allgemeinen. Bei uns sind die Semesterbeiträge recht hoch und da das Studierendenwerk nicht sonderlich viel Förderung vom Land bekommt, ist es notwendig, dass immer mehr Geld vom Semesterbeitrag an das Studierendenwerk gehen muss. Das bedeutet, der Semesterbeitrag würde sich noch mehr erhöhen, was eine zusätzliche Belastung für Studierende darstellt. Deswegen läuft gerade auf Landesebene, also in Niedersachsen, die Planung einer Kampagne. Ein weiteres Thema ist die Wohnungssituation für Studierende, denn in Lüneburg wird es immer schwieriger, zum Semesterstart eine WG oder eine Wohnung zu finden. Hier stehen wir mit der Universität sowie mit anderen ASten in Kontakt und sind dabei, Aktionen zu planen.
Und denkst du, dass diese Kampagne für geringere Beiträge sorgen wird?
Es ist kompliziert, denn das Studierendenwerk benötigt ja auch das Geld, weshalb wir als AStA mehr Unterstützung vom Land fordern. Und wir beschäftigen uns ebenfalls mit der Frage, wie wir Studierende auf andere Weise unterstützen können, ohne dass der Beitrag angepasst wird. Theo hatte das auch schon in seinem Interview erwähnt, dass es eine Überlegung gibt, ob wir studentische Darlehen vergeben können oder ob man eine Ratenzahlung oder Ähnliches ermöglicht. Diese Dinge sind bei uns in Arbeit, Details zur Umsetzung kann ich aber noch nicht geben. Generell ist es ein großes Projekt und zugleich ein wichtiges Anliegen für mich in diesem Jahr, einen konkreten Plan zu entwickeln, mit dem wir in den kommenden Jahren etwas bewegen können.
Gibt es bereits Rückmeldungen zu deiner Arbeit und wie arbeitet ihr Feedback ein?
An uns als Einzelperson kommt nicht wirklich etwas zurück, sondern eher zu einzelnen Projekten wie dem Deutschlandticket. Trotzdem fände ich es cool, etwas mehr Rückmeldung von den Studierenden zu bekommen. Aber ich glaube, dass es für viele Leute dann doch zu abstrakt und weit weg scheint, die jetzt gar nicht in dem Kontext unterwegs sind. Aber ich glaube, für uns als Kollektiv wäre es sehr hilfreich, wenn man so mehr direkten Input auch bekommen könnte.
Wenn wir schon Rückmeldungen sind: Wie lautet euer Feedback zur Ersti-Party?
Unser Fazit fällt insgesamt positiv aus. Es war ein forderndes Erlebnis, so etwas von Anfang bis Ende zu organisieren und an dem Abend selbst sehr viel Verantwortung tragen zu müssen. Klar gibt es immer irgendwelche kleinen Zwischenfälle, aber insgesamt hat alles gut funktioniert. Die Kooperation mit der Universität haben wir ebenfalls gut hinbekommen. Und ich glaube, dass viele Leute Spaß hatten. Wir hatten ursprünglich ein geringeres Kontingent an Tickets und wurden dann von der Leuphana und vom Startwochen-Team noch mal gebeten, das Kontingent zu erhöhen, damit mehr Studierende die Möglichkeit haben hinzugehen. Deshalb gab es selbst am Tag der Party noch Karten, die wir dann erst kurz vor der Party verkaufen konnten. Aber im Endeffekt sind wir alle losgeworden.
Die Schwerpunkte deines Studiums sind Umwelt und Nachhaltigkeit: Wie lässt sich diese Perspektive auf die Themen übertragen, die du hier als Sprecherin umsetzen willst?
Nachhaltigkeit ist ein großes Thema im AStA und ich war auch vorher mal im Öko!logisch aktiv, dem Nachhaltigkeitsreferat vom AStA, und habe da schon Einblicke gewinnen können. Ich merke aber, dass in meiner alltäglichen Arbeit hier doch mehr die sozialen Perspektiven von Nachhaltigkeit einfließen, also beispielsweise zu Themen wie studentisches Wohnen oder auch, dass wir versuchen, Engagement zugänglicher zu machen. Aber in gewisser Weise ist das ebenfalls ein Teil von Nachhaltigkeit.
Gibt es Punkte, in denen ihr anders vorangeht als die vorherigen Sprecher*innen?
Bisher noch nicht. Natürlich arbeitet jede Person ein Stück weit anders, aber halt nur ausschnittsweise oder es werden mal andere Prioritäten gesetzt. Aber ich würde nicht sagen, dass sich das gerade so grundlegend unterscheidet. Das kann sich natürlich immer ändern, aber ich finde, unsere Vorgänger*innen haben ihre Amtszeit sehr gut gemeistert und konnten uns viel Wichtiges mit auf den Weg geben.
Das hört der alte AStA bestimmt gerne. Wenn du dir eines eurer Projekte aussuchen könntest, das auf jeden Fall klappt, welches wäre das?
Das wären die studentischen Darlehen für den Semesterbeitrag. Bei meiner Gremienarbeit, die mein Hauptschwerpunkt gerade ist, merke ich, dass das kein konkretes Projekt ist, wo man erkennt: „Das ist zustande gekommen oder nicht zustande gekommen“, sondern da möchte ich dauerhaft etwas verbessern. Und die Darlehen wären richtig cool als ein feststehendes Projekt, woran man sieht, dass man etwas geschafft hat in diesem Jahr.
Was würdest du den Studierenden noch gerne mitteilen, die vielleicht zögern, sich selbst hochschulpolitisch zu engagieren?
Ich würde ihnen mit auf den Weg geben, dass das alles gar nicht so kompliziert ist, wie man am Anfang denkt. Und dass es voll okay ist, wenn man noch lange verwirrt ist, dass es ganz viele tolle Menschen hier gibt und es vor allem auch Spaß macht. Es ist nicht nur die Arbeit an sich, man kann auch so viel von allen lernen. Genau deshalb würde ich sagen: „Macht es einfach!“
Foto: AStA Lüneburg, Hannah Spittler