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Studierende der Fakultät Wirtschaft: Bitte zur Prüfung vorbeikommen

Am 18. Juni entscheidet die Leuphana, wie die Prüfungsphase ablaufen soll: Entweder wieder digital oder in Präsenz. Bis jetzt sieht es nach digitalen Prüfungen aus, einzig die Fakultät Wirtschaftswissenschaften möchte Präsenzprüfungen durchführen – die Diskussion läuft.

Für die erste Prüfungsphase im Juli/August und die zweite Prüfungsphase im September entscheidet am 18. Juni der Senat, wie diese durchgeführt werden sollen. Der Wunsch von Beteiligten in dem Prozess nach einer einheitlichen Lösung für die gesamte Hochschule ist stark. Einige Dozent:innen der Fakultät Wirtschaftswissenschaften (W) fordern jedoch Präsenzprüfungen.

Fakultät W erwägt Sonderlösungen

Einige Professor:innen und Dozent:innen der Fakultät W argumentieren, dass es eine Vielzahl von Täuschungsversuchen gab und nicht sichergestellt werden kann, ob die Identität der Prüflinge übereinstimme oder gespickt und geschummelt würde. Daher spreche man sich für Präsenzprüfungen aus. Studierende sollen aber jedoch nicht unter Generalverdacht gestellt werden.

Studierende berichten trotz digitalen Formaten von erhöhter Prüfungsbelastung, wenig Innovativität von Prüfungsformaten und Dozent:innen, welche die Prüfungen absichtlich schwerer stellen würden. Die Prüfungsbedingungen wurden von einigen als unfair empfunden. Wo in einigen Fällen den Studierenden kommuniziert wurde, die Kamera einzuschalten sei Pflicht, wurde von der Leuphana zurückgerudert, da dies nicht Datenschutzkonform sei. Auch sei an den Formaten von Klausuren festgehalten worden und keine alternativen Prüfungsformen in Aussicht gestellt.

Einige Professor:innen und Dozent:innen berufen sich auf die Freiheit von Forschung und Lehre, wie sie das Grundgesetz im Art. 5 geschrieben steht. Darauf basierend fordern sie ihr Recht ein, selber darüber zu entscheiden, wie sie die Prüfung durchführen. Die Verwaltung wünscht sich einheitliche Lösungen und faire und vergleichbare Prüfungsbedingungen.

Diese Probleme sind an anderen Fakultäten nicht akut, die Fakultät Kulturwissenschaften ist von den Prüfungsformaten der Hausarbeit oder der kombinierten wissenschaftlichen Arbeiten geprägt. Die Fakultät W setzt in der Großzahl auf die Klausur. Als Probleme bei digitalen Klausuren wird genannt, dass die Identität der Studierenden nicht festgestellt werden kann, und somit andere Personen die Klausur absolvieren. Auch sei nicht erkennbar, ob nicht andere Studierende mit am Tisch sitzen und gemeinsam die Klausur lösen. Im Wintersemester 2020/2021 wurden viele Klausuren so absolviert, dass die Aufgaben in myStudy online gestellt worden sind, die Studierenden auf Zetteln die Aufgaben gelöst haben und anschließend eingescannt oder fotografiert haben und diese wieder hochgeladen haben.

Zeit für die totale Überwachung

In der Diskussion wird von einigen Lehrenden aus der Fakultät W genannt, dass die bisherigen Bedingungen sich nicht für eine digitale Prüfung eignen. So bestehe keine Pflicht, die Kamera einzuschalten. Entsprechende Abhilfe könne nur geschaffen werden durch entsprechendes Proctoring. Beim Proctoring erfolgt die Überwachung durch Webcam, lokal installierte Programme, die Daten und Arbeitsspeicher auslesen und Hintergrundaktivitäten überwachen sowie das Mikrofon durch externe Dienstleister. Diese Dienstleister setzen zum Teil auch automatisierte, auf KI basierende Technologien zur Überwachung ein. Dabei sitzen oft Mitarbeiter:innen in Niedriglohnländern, die mehrere Prüfungen gleichzeitig überwachen. Gerade private Fern-Hochschulen setzen diese Lösungen schon seit Jahren ein.

Freiversuchsregelung soll weitergeführt werden

Im Rahmen der Corona-Pandemie führt die Leuphana die Freiversuchsregelung fort. Sollten Studierende durch zwei Prüfungen durchfallen, werden diese Versuche nicht gezählt, ausgenommen sind Täuschungsversuche. Dies wurde in der Zentralen Studienkommission (ZSK) einstimmig beschlossen, die Entscheidung im Senat steht noch aus.

Verfahren der Prüfungsphase offen

Derzeit ist es noch offen, wie die Prüfungsphase ablaufen wird. Möglich wären Präsenzklausuren oder Präsenzklausuren mit gleichzeitig stattfindenden digitalen Klausuren oder komplette digitale Klausuren. Die Entscheidungen dazu werden in den nächsten Wochen fallen.


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Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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