StadtRad Lüneburg – Ein Auslaufmodell?

Die Vertragsverlängerung des StadtRad Lüneburg steht an. Während die Stadt Hamburg mit der Deutschen Bahn einen zehnjährigen Vertrag mit der Deutschen Bahn abschloss, ist die Zukunft in Lüneburg ab April 2019 ungewiss.

Seit dem 09.01.2013 existiert ein Vertrag zwischen einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, der Studierendenschaft der Leuphana Universität vertreten durch den AStA, der Stiftung der Universität Lüneburg und der Hansestadt Lüneburg. Der Vertrag sah eine Laufzeit bis 31.03.2016 vor, wurde jedoch von keiner Partei gekündigt und verlängerte sich bis zum 31.03.2018. Kurzfristig wurde die Verlängerung bis 31.03.2019 vereinbart.

Im August 2013 startete das StadtRad Lüneburg mit 50 Rädern und fünf Stationen. Heute sind es 6.600 Nutzer, sieben Stationen und 65 Räder. Seit Beginn sind die ersten 30 Minuten jeder Fahrt kostenlos. Durchschnittlich sind es ca. 3 Fahrten pro Rad am Tag, dabei sind nur 5 % der Fahrten über 30 Minuten. Der finanzielle Aufwand wird mit rund 60.000 Euro pro Jahr angegeben. Bisher lassen sich mit dem System kaum Einnahmen generieren.

In Hamburg wird expandiert

Die Hansestadt Hamburg hat kürzlich erst den Vertrag von 2019 bis 2028 abgeschlossen, unter Berücksichtigung von neuen Fahrrädern, Lastenrädern mit E-Antrieb und mehr Stationen. Dabei haben die Hamburger den Betrieb öffentlich ausgeschrieben, Zuschlag bekam das Tocherunternehmen der Bahn. Die ersten 30 Minuten werden weiterhin kostenlos bleiben, es wird jedoch eine Jahresgebühr von 5 Euro eingeführt. Auch die Minutengebühren ab der 31. Minute steigen. Andere Großstädte sind gekennzeichnet von mehreren Anbietern, wobei auch schon die ersten sich aus dem Markt zurückgezogen haben oder Insolvenz anmeldeten. Diese sorgten in vielen Städten für Ärger, da die Räder oftmals achtlos abgestellt worden sind.

Weiterentwicklung in Lüneburg

Während die Entwicklung in Hamburg positiv ist, sieht es für Lüneburg unklar aus. Bisher wird das System in Lüneburg als ein Ableger von Hamburg betrieben und es entstehen Synergieeffekte bei der räumlichen Nähe der beiden Städte: Das IT-System ist dasselbe und die Wartung der Fahrräder wird von den gleichen Personen durchgenommen. In Hamburg gibt es nur einen Vertragspartner, die Hansestadt selbst und in Lüneburg hingegen vier.

Die Leuphana Universität als Stiftungshochschule ist nicht bereit, als Vertragspartner mit eigenem Finanzierungsanteil beizustehen, da es außerhalb des Stiftungszwecke läge. Der AStA hat unmissverständlich signalisiert, dass die bisherigen 1,50 Euro pro Student/Semester nicht erhöht werden. Der AStA werde sich weiter an den Kosten mit mindestens 24.000 Euro beteiligen, aber die darüber hinaus gehende Beteiligung sei nicht leistbar. Immerhin haben die Studierenden bei der letzten Urabstimmung über das Semesterticket diese 1,50 Euro legitimiert.

Weiterfahren

Im Mai 2018 wurde im Verkehrsausschuss der Stadt Lüneburg über die aktuelle Situation debattiert und entsprechende Vertragsverhandlungen der Stadt legitimiert. Als Ergebnis wurde die einmalige Verlängerung bis 31.03.2019 erreicht, mit Kosten von 71.400 Euro unter Beibehaltung der bisherigen Tarifstruktur und Infrastruktur. Bislang haben die Hansestadt Lüneburg und die Studierendenschaft das StadtRad mit gleichen Anteilen finanziert.

Für die Vertragsverlängerung bis März 2019 hat sich die Studierendenschaft bereit erklärt, einen höheren Anteil zu leisten. Dieses Ziel wurde erreicht. Wie es ab April 2019 weitergeht, befindet sich gerade in den Verhandlungen. Nach Angaben des AStA ist das Finanzierungsmodell anders als in Hamburg gelagert, daher geht man davon aus, dass die Entwicklungen deutlich anders ausfallen werden.

Der AStA vertritt den Standpunkt, das StadtRad sollte vor allem durch die Hansestadt Lüneburg getragen werden, da es für die Studierenden keine nennenswerten Vorteile bringt. Anfangs war geplant, dass die Anmeldegebühr für Studierende entfällt, wurde jedoch nicht umgesetzt, so dass alle Nutzer keine Anmeldegebühr bezahlen müssen. Die Studierenden finanzieren es jedoch mit 1,50 Euro pro Semester/Student, während nicht-studentische Nutzer keinen direkten Beitrag bezahlen. Schließlich hält der AStA fest, dass der Beitrag dazu dienen sollte, das StadtRad nach Lüneburg zu holen und zu etablieren, dies wird auch in den Vertragsverhandlungen eine Rolle spielen.

Im Mai 2018 wurde auch beschlossen, dass die Hansestadt Lüneburg eine öffentliche Ausschreibung vorbereiten werde, für die Ausschreibung zum Betrieb und Weiterentwicklung eines öffentlichen Fahrradvermietsystems in Lüneburg. Vor Beschlussfassung soll zuvor der Verkehrsausschuss angehört werden, dies ist auf den nächsten Sitzungen vorgesehen.


Foto: flickr (CC): Kevin Hackert – Stadtrad Hamburg – https://www.flickr.com/photos/kevinhackert/33458203206/sizes/l

Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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