Ensemble MusicalLabor - Nicolai Stephan

„Spieglein, Spieglein, was ist schön?“ – das MusicalLabor erzählt Schneewittchen neu

Am 16. Mai feierte das MusicalLabor die Premiere ihres neuen Stückes „Spieglein, Spieglein, was ist schön?“ – eine Umschreibung des Klassikers „Schneewittchen“ in Anlehnung an Liv Strömquists „Spiegelsaal“ Comic.

Unter musikalischer Leitung von Svenja Huckle kombiniert „Spieglein, Spieglein“ Lieder aus Musical und Pop Musik. Anders als in vorherigen Jahren wurde das Studi-Musical zum MusicalLabor, wo Studierende in ihrer Freizeit mit dem Theater Lüneburg ein Musical einproben und anschließend aufführen. Besonders dieses Jahr ist die eigene Erarbeitung des Drehbuchs von dem Studierendenensemble mit Unterstützung von Lena Reißner.

Ganz klassisch wird „Spieglein, Spieglein, was ist schön?“ von einer Erzählerstimme begleitet, jedoch entwickeln die Figuren aus „Schneewittchen“ ihre eigenen Gedanken und ändern unerwartet ihr Verhalten. Über das Stück hinweg reflektieren die Figuren ihre Rolle mit Hinblick zum Spiegel, zu sozialen Erwartungen und Bewertungen ihres Aussehens. Die böse Stiefmutter fängt an, zu ihrem Alter zu stehen, und Schneewittchen entdeckt, dass sie mehr als nur die hübsche Prinzessin ist.

Fragmentarisch stolpern die Figuren so durch Schneewittchen und verlieren immer weiter den roten Faden des Märchens, sodass irgendwann sogar eine der mit Kröchen bekleideten Theatermusikerinnen einspringen muss. Und wo bleibt eigentlich der Prinz? Das Stück stellt nicht nur Schönheitsideale, sondern auch das vorherrschende Bild von Männlichkeit in Frage. Der Prinz gibt noch sein Bestes beim Posieren zu „I’m just Ken“ aus dem Barbie Film.
Was am Anfang eher als gezwungene inhaltliche Tiefe erscheint, wirkt durch die gelungenen sängerischen Einsätze dann doch authentisch. Je öfter die „vierte Wand“ durchbrochen wird, desto lustiger wird das Stück. Zusammen mit beeindruckendem Gesang wie Maybergs „Spiegelbild“ kreiert das MusicalLabor Momente der Reflektion, die in einer abschließenden Frage münden: Wie wollen wir Geschichten wie „Schneewittchen“ in Zukunft erzählen? „Spieglein, Spieglein, was ist schön?“ liefert eine mögliche Antwort auf diese Frage.

Ein geringes Kontingent an Karten für die kommenden Vorstellungen im Mai und Juni 2025 im Theater Lüneburg ist noch verfügbar.


Foto: Nicolai Stephan