Social Banking?

sneep veranstaltet eine Tagung zu Social Banking und nachhaltigen Investments. Social Banking? Nachhaltige Investments? Die wenigsten können sich etwas darunter vorstellen. Um das zu ändern, veranstaltete die Lüneburger Lokalgruppe von sneep am 24. November eine Tagung. „Unsere Absicht war, auf den Sektor des Social Banking aufmerksam zu machen, Alternativen im täglichen Leben aufzuzeigen und ein Bewusstsein zu schaffen. Die Resonanz war sehr gut“, sagt Sören Sieck-Pahl, Mitglied bei sneep Lüneburg.

Eine theoretische Einführung lieferte der erste Referent Dr. Sven Remer vom Institute for Social Banking. „Banken sind das Herz der Wirtschaft. Aber viele Herzen kranken“, so Remer. Abhilfe sieht er in einem werte-orientierten Bankgeschäft, das nicht nur maximale Rendite, sondern auch andere, nicht-monetäre Ziele anstrebt.

Weniger Rendite? Das ist meist das Erste, was mit nachhaltigen Investments in Verbindung gebracht wird. Oft sind Kunden zwar grundsätzlich bereit, ihr Verhalten im Finanzbereich zu überdenken, weniger Rendite möchten aber nur Wenige akzeptieren. Doch bedeutet Social Banking keinen Verzicht: Grüne Anlageformen haben die Finanzkrise sehr viel besser überstanden als andere. Beispielsweise hat der NAI (Natur-Aktien-Index) seinen Wert im Verlauf der letzten zehn Jahre verdreifacht. Im NAI werden Unternehmen gelistet, die strenge ökologische Kriterien erfüllen.

Carmen Junker Geschäftsführerin der Grünes Geld GmbH, zeigte nachhaltige Möglichkeiten der Geldanlage auf. Worauf muss man achten, wenn man nachhaltig investieren möchte? Wichtig ist, dass das Produkt passt. Man kann bestimmte Branchen ausschließen oder ausdrücklich fördern, so kommt es zu individuell zugeschnittenen Anlageformen. Aber kann man eine komplette Bank nachhaltig gestalten? „Man kann“, meint Dirk Grah, Filialleiter der GLS Bank Hamburg. In seinem Vortrag ging er darauf ein, welche Kriterien eine nachhaltige Bank erfüllen muss: Transparenz und die Verwendung des Geldes für soziale und ökologische Zwecke sind die Schlüsselworte. Der Erfolg gibt seiner Bank Recht: Die Bilanzsumme der ethisch und ökologisch verantwortlich handelnden Bank wuchs von 200 Millionen Euro im Jahr 1998 auf voraussichtlich über 1,8 Milliarden im Jahr 2010.

Und wer bestimmt, welche Investments nachhaltig sind? Im vierten Vortrag gewährte Julius Hansen, Gründungsmitglied von sneep Lüneburg und Mitarbeiter der Research- Agentur imug, Einblicke in die Praxis der Ratings von nachhaltigen Investments. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, seine Wertvorstellungen umzusetzen. Zum Beispiel den sogenannten Best-in-Class-Ansatz – hier wird nur in die nachhaltigsten Unternehmen einer Branche investiert.

Hansen verdeutlichte auch die derzeitigen Schwierigkeiten des Sektors. Immer mehr Großbanken springen auf den Zug auf, entsprechen aber nicht den strengen Kriterien anderer Institute. Ohnehin sind die Kriterien der Knackpunkt: Während manche Kunden einen starken Fokus auf ökologische Werte legen, ist es anderen wichtiger, sozial verantwortlich zu investieren oder die regionale Entwicklung zu fördern.

Das Fazit der Tagung: „Wir haben festgestellt, dass es ein reges Interesse zu dem Thema gibt. Der Sektor der nachhaltigen Investments ist ein gutes Beispiel dafür, dass wirtschaftsethisches Engagement nicht immer mit Verzicht einhergehen muss. Es gewinnen alle: Die Banken, die Verbraucher und nicht zuletzt die Gesellschaft“, erklärt Katharina Hetze, sneep-Lokalgruppenleiterin in Lüneburg.

sneep – das Studentische Netzwerk für Wirtschafts- und Unternehmensethik – engagiert sich deutschlandweit in rund 30 Lokalgruppen, um mit verschiedenen Projekten Themen rund um Wirtschafts- und Unternehmensethik in Bildung und Praxis voranzubringen. Nähere Informationen zu sneep sind auf der Homepage www.sneep.info zu finden.

Von Laura Brämswig & Christian Friedrich
(die Autoren sind Mitglieder bei sneep)