Im Gespräch mit Team Q – für Qualitätssicherung
Alle Studiengänge im Bologna System mit Bachelor und Master müssen akkreditiert sein, so lautet der Grundsatz der KMK (Kultusministerkonferenz). Daher werden seit Jahren die einzelnen Studienprogramme programmakkreditiert. Die Programmakkreditierung ist ein Werkzeug der Qualitätssicherung von Studiengängen. Die Beurteilung über die Qualität eines Studiengangs wird durch externe Expertinnen und Experten anhand eines Kriterienkataloges getroffen.
Abzugrenzen von der Programmakkreditierung ist die Systemakkreditierung, bei der nicht einzelne Studienprogramme betrachtet werden, sondern das Qualitätssicherungssystem. Eine positive Systemakkreditierung bescheinigt, dass die Hochschule durch das Qualitätsmanagementsystem im Bereich Studium und Lehre in der Lage ist, die Qualifikationsziele zu erreichen und die geforderten Qualitätsstandards einzuhalten. Nach der Systemakkreditierung entwickelte Studiengänge sind automatisch akkreditiert.
Die Leuphana hat sich bewusst für die Systemakkreditierung entschieden, weil es ihre Autonomie stärkt und ihr ein externes Feedback zu ihrem auf die Leuphana Strukturen abgestimmten Qualitätsmanagementsystem bietet, erklärt Gisa Heuser, Leiterin der Stabsstelle Qualitätsentwicklung und Akkreditierung (kurz: Team Q). In Niedersachsen ist die Leuphana die erste Hochschule, die diesen Schritt geht. Bisher wurden erst zehn Hochschulen in Deutschland systemakkreditiert.
„Wir möchten auch lernen, wie andere unser System sehen und bewerten“, erklärt Heuser. Sie spricht damit an, dass auch eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Qualitätssicherungssystems für Studium und Lehre wichtig ist. Hierzu hat sich die Leuphana bereits mit anderen Netzwerken, wie u. a. dem „Netzwerk Quality Audit“, ausgetauscht zur Vorbereitung auf die Systemakkreditierung. Ihr Kollege Norbert Sattler, verantwortlich für Qualitätsentwicklung und Kommunikation, ergänzt, dass der Dialog mit den Peers auf der fachlichen Ebene wichtig ist. Bisher, so Heuser, lernen wir, wie wichtig die Betrachtung des Gesamtsystems ist, insbesondere mit Blick auf die Verknüpfungen zwischen den Instrumenten des Qualitätsmanagements.
Für die Studierenden bedeutet die Systemakkreditierung ein Mehrgewinn an Beteiligungs- und Feedbackmöglichkeiten, sagt Heuser.
Neben den bisherigen Gremien, wie u.a. Studienkommissionen, Fakultätsräten und dem Senat, steht mit den Qualitätszirkeln für die einzelnen Studienprogramme ein weiteres Instrument zur Verfügung. Im Rahmen der Erweiterung des Qualitätssicherungssystems wurde der Qualitätszirkel entwickelt, der jährlich zu einem Studienprogramm stattfindet. An ihm nehmen die Programmverantwortlichen des Studiengangs, Lehrende, wissenschaftliche Mitarbeiter und schließlich die Studierenden, die eine wichtige Rolle spielen, teil. Hier können sie sich mit den Verantwortlichen über das Studienprogramm austauschen. Ziel des Qualitätszirkels ist die Sicherung und Verbesserung der Qualität des Studienprogramms. Die Ergebnisse der Qualitätszirkel werden in Lehrberichten dokumentiert und für die gesamte Hochschule ausgewertet. Als weitere Beteiligungsinstrumente für Studierende gibt es die Lehrveranstaltungsevaluation sowie Zwischen- und Abschlussbefragungen deren Ergebnisse vielfältig verarbeitet werden, ergänzt Sattler. In Zukunft werden darüber hinaus auch Alumnibefragungen wertvolle Erkenntnisse über das Studienangebot liefern, so Sattler.
Die Systemakkreditierung ist als Prozess zu sehen, an dem die ganze Uni mitwirkt, um die Qualität in Studium und Lehre in jeweils spezifischer Funktion zu fördern, erklärt Heuser auf die Frage, wie viele Personen bei der Systemakkreditierung eingebunden sind. Neben dem Team der Stabsstelle sind das Präsidium, die Schools und die Fakultäten eingebunden. Darüber hinaus existiert noch eine Arbeitsgruppe mit Experten aus allen Funktionsbereichen. Ziel der großen Projektgruppe ist es, Vorschläge zu entwickeln und diese frühzeitig in der Organisation abzustimmen. Im November 2011 fand eine Auftaktveranstaltung zur Systemakkreditierung statt, um alle zu informieren.
Der Dialog, der innerhalb einer Systemakkreditierung stattfindet, ist wichtig, so Heuser. „Alle können in diesem Prozess etwas lernen, der Austausch ist für die Weiterentwicklung der Studienprogramme genauso wichtig wie für das unbürokratische Wirken des Qualitätsmanagements“, erklärt Heuser.
In dem Verfahren der Systemakkreditierung werden auch die Studierenden beteiligt.
Während der Begehungen werden sich die Gutachter mit zehn Studierenden zusammensetzen. Zuvor konnte eine schriftliche Stellungnahme der Studierenden zur Systemakkreditierung den Antragsunterlagen beigefügt werden. Neben dieser Einbindung erfolgt aber auch die Beteiligung der Studierenden in den Qualitätszirkeln. Diese sind ein zentrales Mittel der direkten Beteiligung am Qualitätssicherungsprozess der Leuphana dar, sagt Heuser.
Ende Januar wird die erste Begehung mit den Systemgutachtern an der Uni erfolgen, zuvor wurden das Qualitätshandbuch und ergänzende Unterlagen eingereicht. Während der Begehung werden die drei Merkmale für die Merkmalsstichprobe gelost aus neun verfügbaren Merkmalen. Zwischenzeitlich wird eine andere Gutachtergruppen noch drei Programmstichproben mit ebenfalls zufällig gelosten Studiengängen ziehen. Voraussichtlich im Herbst/Winter 2013 erfolgt dann die zweite Begehung mit den Systemgutachtern, um die Merkmalsstichprobe zu betrachten. Ein Ende des Verfahrens wird für Anfang bis Mitte 2014 erwartet.
Die nächsten Schritte sind nun, die Begehungen vorzubereiten, nachgeforderte Unterlagen zu liefern und das Material zu den jeweils ausgelosten Merkmalen bzw. Studiengängen aufzubereiten und abzugeben.
Einen Wunsch zur Systemakkreditierung konnte Frau Heuser noch nennen: Die Halbzeitstrichprobe, die zur Hälfte des akkreditierten Zeitraums, i.d.R. nach drei Jahren, notwendig ist, sollte überdacht werden. Zuständig dafür ist der Deutsche Akkreditierungsrat.
Weitere Informationen zur Systemakkreditierung findet sich online im Intranet der Leuphana.
Autor: Christopher Bohlens