Prüfung Prüfbericht Überprüfung Wirtschaftsprüfer - (c) Pixabay

Prüfungen im WS 2021-22 – Uneinheitlichkeit bei Präsenz und Digital

Mitte Februar beginnt die Prüfungsphase an der Leuphana. Bis zum 21. Januar sollten Dozent:innen entscheiden welches Prüfungsformat gewünscht wird, ob Digital oder in Präsenz. Ein Großteil setzt auf digitale Prüfungen, anders jedoch die Fakultät Wirtschaftswissenschaft, dort heißt es oft Antreten zur Prüfung, egal wie die Corona-Lage ist.

Vieles erinnert an die vorletzte Klausurenphase im WS 2020/21, in der es Diskussionen rund um die Durchführung von Präsenzprüfungen gab. Im SoSe 2021 fanden sehr viele Prüfungen in Präsenz statt, da auch die Inzidenz niedrig war. Mit der aktuellen Omikron-Welle gibt es jedoch Bedenken der Studierenden für die Durchführung von Präsenzprüfungen – Letztlich endete es in einen Streit zwischen Studierendenvertreter:innen und Leuphana Präsidium.

Festzuhalten bleibt, wenn ein/e Prüfer:in die Präsenzprüfung möchte, dann gibt es auch Präsenzprüfung. Die Univativ erstellte ein Pad und schickte den Link via myStudy an die Studierenden, mit der Bitte die Prüfer:innen, Module und die Begründung für die Präsenzprüfung zu nennen. Personen beteiligten sich hier die Informationen einzutragen, nachgeprüft werden können jedoch nicht alle Informationen, daher sind die Angaben ohne Gewähr.

Rückmeldung der Studierenden

Ingesamt 167 Prüfungen im Zeitraum 14. Februar bis 2. März finden mit Stand 17. Dezember 2021 statt. Dabei wurde im Dezember 163 Präsenzprüfungen angekündigt und 4 digitale Prüfungen. Wohlgemerkt vor Verschärfung der Omikron-Lage.

Bei Vergleich der Fakultäten aus den Daten mit dem gibt es gravierende Unterschiede:

  • Fakultät Kulturwissenschaften: 1 Prüfer:innen – 1 Prüfung
  • Fakultät Bildung: 5 Prüfer:innen – 6 Prüfungen
  • Fakultät Nachhaltigkeit: <keine Präsenzklausur bekannt>
  • Fakultät Wirtschaftswissenschaften: 18 Prüfer:innen – 29 Prüfungen

Begründungen für Präsenzprüfungen

Aus dem Pad waren einige Begründungen für Präsenzprüfungen zu entnehmen, die Angaben konnten nicht geprüft werden. Bei vielen wurde auch keine Begründung angegeben:

  • „Da bei Online-Klausuren weder eine Überprüfung der Identität der Geprüften noch eine angemessene Beaufsichtigung zu gewährleisten wären“
  • „Aufgaben sind eher nicht möglich online und es gab zu viele Betrugsversuche“
  • „Fairness von Prüfungen den vergangenen Jahrgängen gegenüber und dem Schutz der Prüfungsehrlichen“
  • „Online deutlich komplexer, da von Täuschungsversuchen ausgegangen wird -> Aufgaben müssten so gestaltet werden, dass sie nicht mit Taschenrechner, Google,… lösbar sind“
  • „Präsenzklausur aus Gründen der Fairness – wenn Studierende gut lernen, soll sich dies auch auszahlen“

Problemfall: Einige Prüfer:innen

Die Univativ berichtete mehrmals über das Thema Prüfungen und die Probleme rund um Online-Prüfungen oder das geplante Proctoring. Die LfD (Landesdatenschutzbeauftragte für das Land Niedersachsen) veröffentlichte dazu kürzlich eine Handreichung, wie rechtssicher Online-Prüfungen unter Wahrung der Privatsphäre durchgeführt werden können. Zusammenfassend zum Thema Prüfungen fiel auf, dass in der Fakultät Wirtschaftswissenschaften vermehrt auf Präsenzprüfungen gesetzt wurde.

Der größte Veto-Spieler hinsichtlich digitaler Prüfungen sind einige Professor:innen. Als Prüfer:innen obliegt Ihnen alleine die Entscheidung, zu welchem Datum, welchem Format und welchen Inhalten die Prüfung durchgeführt wird. Einige Professor:innen und Dozent:innen berufen sich auf die Freiheit von Forschung und Lehre, wie sie im Grundgesetz im Art. 5 geschrieben steht. Darauf basierend fordern sie ihr Recht ein, selbst darüber zu entscheiden, wie sie die Prüfung durchführen. In der Beschreibung einer Lehrveranstaltung auf myStudy steht beispielsweise seit Oktober 2021, dass es keine digitale Klausur geben wird.

Aus Kreisen der Studierendenvertreter:innen war zu hören, dass es an der Leuphana mehrere Professor:innen gibt, die selbst der Präsident Sascha Spoun (Hochschulmanager des Jahres 2021) im persönlichen Gespräch nicht dazu umstimmen konnte, auf digitale Prüfungen umzustellen.

Die Verwaltung wünscht sich einheitliche Lösungen zu Lehrveranstaltungs- und Prüfungsformaten. Ein Standardvorgehen bei diesen Themen ist jedoch nicht in Sicht.

Sonderfall Fakultät Wirtschaftswissenschaften

Dass es nicht immer einvernehmlich zwischen den Studierenden und den Lehrenden in der Fakultät Wirtschaftswissenschaften läuft, hatten Studierendenvertreter:innen schon mehrmals thematisiert, so wurde kürzlich noch eine E-Mail der Fachschaft BEM an die Lehrenden mit Präsenzprüfungen versendet, um diese Umzustimmen. In einem Fall war dies auch erfolgreich.

Auch ein Umfrage innerhalb der Fakultät durch die Studierenden erzeugte im April 2021 Unmut in der Landeszeitung Lüneburg (Schlechte Stimmung an der Uni) und wurde wenige Tage vom Präsident Spoun kommentiert im Interview mit dem Leuphana Präsidenten Spoun: Pandemie unterstreicht die Stärken der Leuphana.

Sitzung der ZSK am 19. Januar

Die Zentrale Studienkommission (ZSK) tagte am Mittwoch, 19. Januar. Zuvor hatten Studierendenvertreter:innen ihren Unmut Luft gemacht. In der Sitzung waren jedoch die Wogen wieder geglättet und es fand ein konstruktiver Austausch stand. Aber dennoch blieben einige Probleme weiterhin offen. Die Leuphana kann die Prüfer:innen nur bitten auf digitale Formate zu setzen, sie aber nicht zwingen. Daher trifft weiterhin die Entscheidung über das Prüfungsformat der/die Prüfer:in. Die Corona-Anlage der Rahmenprüfungsordnung (RPO) wurde aktiviert, was entsprechend die digitalen Prüfungen oder digitale Abgaben ermöglicht. Es soll wieder die Möglichkeit von Freiversuchen geben.

Kritik kam zu der E-Mail-Vorlage des AStA, um Lehrende und das Studiendekanat für digitale Prüfungen zu bitten. Diese E-Mails führen zu einem vermehrten E-Mail-Aufkommen bei den Lehrenden und da dies teilweise nur die Vorlage und nicht individuelle Anschreiben waren, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Gleichwohl bemängelten die Studierendenvertreter:innen, dass es teilweise von Lehrenden kein Dialog zu der Prüfungsleistung gewünscht war, so wurden E-Mails zitiert mit dem Inhalt, dass man sich für eine Präsenzprüfung entschieden hat und „wir bitten daher, von weiteren Rückfragen abzusehen.“

In der Sitzung den Senats am 26. Januar werden die Beschlüsse der ZSK behandelt. Anschließend sollen die Studierenden informiert werden hinsichtlich der Durchführung der Prüfungsphase, Freiversuche und etc.


Bild: Prüfung Prüfbericht Überprüfung Wirtschaftsprüfer – (c) Pixabay

Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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