Provinzkunst in der Kunstprovinz Lüneburg?

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Kunst und Kultur Distrikte © Leonie Schlenker

Für alle Kunst- und Kulturschaffenden, kreativen Köpfen und künstlerisch Interessierten soll die neue Plattform „Kunst und Kultur Distrikte“ (KKD) eine Möglichkeit zum Austausch bieten. Am Internationalen Kulturtag, dem 22. Mai startete das Projekt mit einer Podiumsdiskussion im Freiraum in Lüneburg.

Die Auftaktveranstaltung des neuen Kooperationsprojektes „Kunst und Kultur Distrikte“ stand unter dem Titel „Provinzkunst oder Kunstprovinz“. Das Team um Massimiliano Nuccio, den Gastprofessor für Kultur & Region wollen gemeinsam mit Thore Debor, dem Geschäftsführer des Freiraums ein Netzwerk aufzubauen, mit dem Ziel Kulturschaffende und –interessierte zusammen zu bringen und innovative Projekte anzuregen.

Das Gemeinschaftsprojekt der Leuphana Universität und dem Freiraum Lüneburg möchte die regionale Kunst- und Kulturlandschaft stärken. Lüneburg und die angrenzende Umgebung, wird oft als Provinz bezeichnet, vor allem da Hamburg mit seiner Anziehungskraft für junge Künstler und kreative Köpfe Lüneburg überstrahlt. Professor Kirchberg, der als Zuschauer anwesend war, sprach in diesem Zusammenhang von Hamburg als einem „schwarzen Loch“, das kreative Projekte anzieht und schluckt.

Massimiliano Nuccio hielt zu Beginn der Veranstaltung eine Rede über die Region Lüneburg und seine Kunst- und Kulturlandschaft und welche Potentiale und Voraussetzungen die Gegend bietet. Dabei erfuhren die Zuschauer, dass der Anteil freischaffender Künstler in Lüneburg über dem Durchschnitt in Niedersachsen liege und in Harburg und Lüchow-Dannenberg sogar höher sei als der Bundesdurchschnitt. Damit sei die Region prädestiniert für Kunst und Kultur, die national und international Aufsehen erregen könne.

Provinz und Kunst sollten auch Gegenstand der nachfolgenden geplanten Podiumsdiskussion werden. Amelie Deuflhard von „Kampnagel“, Deutschlands größter freien Spiel- und Produktionsstätte aus Hamburg leitete das Gespräch mit Katja Aßmann von „Urbane Künste Ruhr“ und Gottfried Hattinger vom „Festival der Regionen“ aus Österreich. Beide stellten zuerst die Projekte in ihren Arbeitsfeldern vor. Katja Aßmann organisiert als Nachklang der Kulturstadt RUHR 2010 verschiedene Kulturprojekte in den Peripherien des Ruhrgebiets. Dabei schließen sich immer wieder kulturelle Vereine zu neuen offenen Netzwerken zusammen und erschaffen gemeinsam etwas Neues. So entstand aus einer Mülheimer U-Bahn-Station die Eichbaumoper mit dem angrenzenden Eichbaumpark.

Hattinger hingegen organisiert mit seinen Partnern jedes Jahr in einer anderen Stadt in Österreich das „Festival der Regionen“. Ihm geht es darum die lokale Kultur auf neue Weise darzustellen und vor allem die Bevölkerung und die Jugend einzubeziehen. Das Motto entstehe dabei von selbst, meist aus der Stadtgeschichte heraus und durch die Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren. Es handele sich um ein kleines Festival. Von drei Personen organisiert, errege es in der ausrichtenden Region trotzdem große Aufmerksamkeit und dauere zwei Wochen. Besonders wichtig erschienen bei beiden vorgestellten Projekten der Dialog mit den Einwohnern der Städte und Regionen und das Gefühl mit gemeinsamer Kunst und Kultur Ziele verwirklicht zu haben.

Leider konnte sich nach der Vorstellung der Projekte keine Diskussion entwickeln, in der es möglich war konkret auf die Herausforderungen Lüneburgs oder anderer ländlicher Regionen in der Kreativwirtschaft und in der Kultur einzugehen. Zwar war man sich über den negativen Beiklang des Wortes Provinz einig, doch welchen Problemen sich der ehemalige Regierungsbezirk Lüneburg, mit einem Gebiet von Hamburg bis Celle und Cuxhaven bis ins Wendland, zu stellen hat, wurde nicht deutlich. Dennoch gaben die Projektvorstellungen von Frau Aßmann und Herrn Hattinger viele Anregungen und Ideen, die für Lüneburg und die umliegende Region im Zusammenhang mit neuen Kunstprojekten interessant sein können.

Die Entwicklung des „KKD“ ist völlig offen, wie es Thore Debor in seinem Schlusswort erklärte. Mit Workshops und Treffen zu den Themen bildende Kunst und Kulturfestivals soll in Lüneburg begonnen werden. Wie es weiter geht, wird sich zeigen. Vielleicht finden in Lüneburg und Umgebung bald auch Kulturfestivals und neue einzigartige Kunstprojekte statt, wie sie von den Gästen aus Österreich und dem Ruhrgebiet beschrieben wurden. Natürlich dann mit eigenen Ideen der Lüneburger Kunst- und Kulturszene.

Autorin: Leonie Schlenker