Albumrezension: Lana del Rey – Born To Die (The Paradise Edition)
Aus braunen Rehaugen schaut die junge Elizabeth Grant stur auf uns herab, die Winkel ihres korallenroten Schmollmundes hat sie nach unten gesenkt. Ihr Gesicht ist umrandet von langen, dunklen Haaren, die schwungvoll über den beigefarbenen Badeanzug fallen. Im Hintergrund spiegeln sich riesige Palmen in einem kristallklaren Pool. Eine Szene wie aus dem Hollywood der 50er Jahre.
Stets präsentiert sich Lana del Rey, als trüge sie in jeder abgelichteten Sekunde ihres Lebens die ruchlose Tragik der Welt auf ihrem Haupt. Getreu dem Motto ihres ersten Erfolgsalbums „Born to die“, hat sie sich darin perfektioniert, eine immerwährende Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation auszustrahlen. Doch im „Dark Paradise“ und während der „Summertime Sadness“ wirkt sie verletzlich und ist bei all dem auch nur ein Mädchen, dass einst ein Video auf Youtube hochlud und darum bat, von uns geliebt zu werden.
Ob sie sich in flauschige rosa Pullis einer schwedischen Modekette hüllt oder bedächtig über die Bühnen der Welt schleicht, stimmlich revidiert sie den Look der Retro-Barbie. Aus ihrem Mund, sei er nun von Mutter Natur geformt oder nicht, vernehmen wir Töne, die uns an das Gefühl zwischen dem Erwachen und der ersten Tasse Kaffee erinnern. Ungeahnte Tiefen schweben durch den Raum, denen es nicht immer gelingt, mit den poppigen Inhalten der Songs zu kongruieren. Dennoch: Weltschmerz wurde selten so schön verpackt.
Am 16.11.erscheint eine Neuauflage ihres ersten Albums, mit dem himmlischen Namen „Born to die – the paradise edition“. Acht neue Songs werden darauf zu hören sein, die patriotisch anmutende Titel wie „American“, „Bel Air“ oder auch „Cola“ tragen. Bereits in der Singleauskopplung „National Anthem“ bekannte del Rey mit den Zeilen „Red, white, blue`s in the skys“ Flagge und mimte im Video, gewohnt divenhaft, die trauernde Kennedy-Witwe. Diese Liebesbekundung erschien als Single jedoch nur in den USA und Großbritannien. Wir dürfen uns derweil vorsorglich mit einer großen Packung Taschentüchern in unseren Zimmern einschließen. Die erste Singleauskopplung „Rise“ verspricht schon jetzt, dass der Leidensweg der Lana del Rey noch lange nicht beendet ist.
Autorin: Ann-Christin Busch