Beispiel QIS Notenspiegel (c) Christopher Bohlens

Notenspiegel in myCampus: Zwei Jahre später noch immer nicht verfügbar

Seit der Einführung von myCampus im April 2023 fehlt eine wichtige Funktion, die Studierende im alten QIS-System schätzen konnten: der Notenspiegel. Über zwei Jahre nach der Umstellung warten Studierende noch immer auf die versprochene Nachlieferung dieser Transparenz-Funktion.

Was ist das Problem?

Im alten QIS-System konnten Studierende bei Prüfungen mit mehr als fünf Teilnehmenden den Notenspiegel (Übersicht der Verteilung der Noten und die Durchschnittsnote) einsehen und so ihre eigene Leistung besser einordnen. Diese Möglichkeit gibt es in myCampus bislang nicht – trotz ursprünglicher Zusagen, die Funktion nachzurüsten.

Die Perspektive der Studierendenvertretung

Der AStA sieht die fehlende Transparenz kritisch. „Für viele ist der Notenspiegel eine Möglichkeit, ihr Ergebnis besser einschätzen zu können“, erklärt die Studierendenvertretung. Darüber hinaus ermögliche ein öffentlicher Notenspiegel auch das Erkennen von Missständen – etwa wenn auffällig viele Studierende durchfallen oder die Bewertungen stark auseinandergehen.

Der AStA schlägt vor, den Notenspiegel optional anzuzeigen – nur dann, wenn Studierende dies aktiv auswählen. Als Alternative könnte auch nur der Notendurchschnitt angezeigt werden, was bereits zur Transparenz beitragen würde. Für das alte QIS-System hatte die Studierendenvertretung lediglich vorgeschlagen, die Mindestanzahl von fünf auf zehn Teilnehmende zu erhöhen, um die Anonymität besser zu wahren.

Die offizielle Antwort der Universität

Die Leuphana begründet die Verzögerung mit technischen und datenschutzrechtlichen Herausforderungen. Martin Gierczak von der Pressestelle erklärt: „Momentan ist nicht ausgeschlossen, dass man bei Aktivierung aus dem Notendurchschnitt Rückschlüsse auf konkrete Prüfungsteilnehmer:innen ziehen kann.“

Ein weiteres Problem: Studierende, die ihre Note vorab benötigen, werden automatisch aus dem Notendurchschnitt entfernt, wodurch dieser möglicherweise verfälscht wird. Wann mit einer Lösung zu rechnen ist, bleibt unklar – die Universität bittet um Geduld.

Wo liegt die Verantwortung?

Für die Weiterentwicklung von myCampus ist der Lenkungsausschuss zuständig, in dem auch ein studentisches Mitglied sitzt. Der AStA verweist darauf, dass konkrete Anliegen wie der Notenspiegel an diese Stelle herangetragen werden können. Die aktuellen Kontaktdaten finden sich auf der AStA-Website.

Aktuelle Alternativen

Derzeit haben Studierende praktisch keine Möglichkeit, einen Notenspiegel einzusehen. Die einzige Option bestünde darin, Lehrende direkt um die manuelle Weitergabe der Notenverteilung zu bitten – ein umständlicher Weg, der nicht standardisiert ist und zu dem die Lehrenden nicht verpflichtet sind.

Fehlende Transparenz

Die fehlende Notenspiegel-Funktion in myCampus verdeutlicht ein grundsätzliches Problem: Bei der Systemumstellung wurden nicht alle bewährten Funktionen des Vorgängersystems übernommen. Während die Universität auf technische Hürden verweist, sehen Studierende ihre Transparenz-Rechte eingeschränkt. Transparenz in der Bewertung ist nicht nur ein Wunsch der Studierenden, sondern ein wichtiger Baustein für Fairness und Qualitätssicherung in der Lehre.


Bild: Beispiel QIS Notenspiegel (c) Christopher Bohlens

Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

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