Ein junges Start-Up Unternehmen hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: ein Smartphone, das von vorne bis hinten fair ist – das Fairphone. Doch bei einem so komplexen Gerät sind viele Schritte zum Fair-Sein zu gehen.
Es gibt Fairtrade Kaffee, Fairtrade Bananen und Blumen, sogar Fairtrade Badematten und Handbälle. Bei der Technik hörte es allerdings bisher mit dem Fair-Sein auf. „Doch warum?“ , dachte sich auch eine Gruppe innovativer Leute. Also machten sie es sich zur Aufgabe, das erste Smartphone zu produzieren, das unter fairen Arbeitsbedingungen produziert und aus umweltfreundlichen Materialien hergestellt ist. Die Idee des Fairphones war geboren. Keinesfalls eine leichte Aufgabe, denn von der „Geburt“ (Produktion) eines fairen Smartphones bis hin zu seinem „Tod“(Defekt) und seiner „Wiedergeburt“( Recycling) sind etliche Schritte zu beachten.
Keine Ausbeutung bei der Produktion
Das fängt bereits bei der Gewinnung von Rohmaterialien an. Die Arbeitsbedingungen, unter denen die Arbeiter das wertvolle Material für herkömmliche Smartphones gewinnen, sind teilweise katastrophal. Nur mit Flipflops an den Füßen – die vermutlich unter ähnlichen Bedingungen produziert worden sind – und meist ohne Schutzhelm schuften sie zu viele Stunden am Tag für einen Lohn, der für den Arbeitsaufwand und das Risiko nicht angemessen erscheint. Unter solchen Bedingungen wären Arbeiter aus Deutschland schon längst in den Streik getreten. In China oder Ruanda bleibt den Menschen aber nichts anderes übrig, als unter diesen menschenunwürdigen Bedingungen zu arbeiten, um überhaupt leben zu können.
Die Macher des Fairphones wollen bewusst diese Ausbeutung verhindern. Daher setzen sie sich unter anderem für faire Löhne, eine vernünftige Anzahl an Arbeitsstunden, zusätzliche Ausrüstung für die Arbeiter sowie eine Stabilisierung der Minen, aus denen die Rohstoffe gewonnen werden, ein.
Nach einem langen, erfüllten Telefonleben kommt die Wiedergeburt
Der nächste Schritt im Fair-Werden eines Smartphones ist sein Design. Das bedeutet, ein Smartphone aus umweltfreundlichen Materialien zu erschaffen, das eine möglichst lange Lebensdauer hat. Bei der Herstellung von herkömmlichen Smartphones ist es üblich, gewollte Schwachstellen einzubauen, da das neueste Gerät schon in den Startlöchern steht und auf neue Käuferschaft wartet. Diese Taktik wird als geplante Obsoleszenz bezeichnet. Zudem sind nur die wenigsten Teile eines Smartphones recycelbar. Diese Umstände sollen beim Fairphone anders sein: Das Ziel ist es, das Fairphone nach einem langen erfüllten Leben komplett zu recyceln. Um in der Leben-Metapher zu bleiben: Es kann wiedergeboren werden.
Fair muss nicht teuer sein
Aber auch ein fair und umweltfreundlich produziertes Smartphone ist noch nicht ultimativ fair, solange es nicht auch fair zum Konsumenten ist. Für den Nutzer des Gerätes sollte transparent sein, wie der Preis des Smartphones zustande kommt beziehungsweise wo das Geld hinfließt. Auch dies ist eines der Grundsätze in der Gestaltung des Fairphones. Auch wenn man mit Fairtrade-Artikeln oft teurere Produkte verbindet, kann das Fairphone mit einem Preis von 325 Euro aufwarten und ist somit billiger als manch anderes Smartphone.
Das Fairphone steckt noch in seinen Kinderschuhen und muss sich erst auf dem großen Markt der Smartphones bewähren. Doch es scheint sich allgemein etwas zu regen im Diskurs um die Fertigung von Smartphones. Der Dokumentarfilm „Apple Stories“ beispielsweise deckt die Missstände in der Herstellung des iPhones auf. Und auch große Zeitungen nehmen sich diesem Thema an.
Wer weiß, vielleicht ist ein faires Smartphone zu besitzen bald genauso selbstfairständlich wie fairen Kaffee zu kochen.
Autorin: Leona Specht