AStA und StadtJugendRing Jugendbus - Foto Christopher Bohlens

Nachhaltige Mobilität an der Leuphana – Ziemlich viele Verbrenner auf dem Campus

Die Leuphana besitzt sechs Fahrzeuge und dem AStA steht ein Fahrzeug zur Verfügung. Alles insgesamt Verbrennungsmotoren, teilweise älterer Bauart. Was tun die Leuphana und der AStA für die nachhaltige Mobilität auf dem Campus?

Vor einigen Wochen erschien der Beitrag von Greenpeace Lüneburg, dass auf der neuen Mensa-Terrasse auch Tropenhölzer verwendet wurden. Nicht gerade nachhaltig für die sonst nachhaltig orientierte Leuphana Universität Lüneburg. Die Univativ hat sich nun etwas genauer den Fuhrpark der Leuphana und der verfassten Studierendenschaft angeschaut.

Auf die Leuphana sind derzeit sechs Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zugelassen, davon sind die meisten für Kurierdienste oder für die Haustechnik vorgesehen. Nähere Angaben zu Kraftstoffart oder Schadstoffklasse dieser sechs Fahrzeuge konnte die Leuphana trotz mehrmaliger Rückfrage nicht geben. Lediglich die Aussage, dass diese Fahrzeuge zusammen rund 9,7 Tonnen CO2 pro Jahr ausstoßen, kam zurück. Nach eigenen Beobachtungen der Univativ sind einige Fahrzeuge mit Dieselmotoren ausgestattet und teilweise schon alt und erfüllen somit nicht die aktuellsten Euro-Schadstoffklassen.

Jugendbus beim AStA

Seit 2015 besteht eine Kooperation zwischen dem Stadtjugendring (SJR) und dem AStA. Der Jugendbus mit Erstzulassung 2005 wurde 2015 angeschafft, hierfür wird ein Mercedes-Sprinter mit Diesel-Motor verwendet mit der älteren Euro-Schadstoffklasse Euro 3 und der gelben Umweltplakette. Der CO2-Ausstoß liegt bei circa 250 Gramm/Kilometer. Ein Großteil der Fahrzeuge in Deutschland besitzt mittlerweile die Euro-Schadstoffklasse 5 oder 6. Hierfür wurde aus dem studentischen Haushalt 8.500 Euro bezahlt, darüber hinaus wurde bisher eine Reparatur in Höhe von rund 800 Euro bezahlt. Der Bus fuhr seit seiner Anschaffung für den SJR bisher knapp 31.000 km.

Eigentümer des Jugendbusses ist der SJR, das Fahrzeug ist auf dem Campus geparkt und die Vermietung übernimmt der AStA. Seit 2015 liegen die Einnahmen beim AStA für den Jugendbus bei knapp 7.000 Euro. Die aktuelle Preisgestaltung ist 15 Euro pro Tag mit 25 Freikilometern, danach pro fünf Kilometer 2,50 Euro.

Das momentan genutzte Fahrzeug kann sowohl vom AStA als auch vom SJR genutzt und vermietet werden. Aus Sicht des SJR ist der Jugendbus dazu gedacht, ehrenamtliches Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit zu unterstützen. Damit sind insbesondere Mitgliedsvereine des SJR, freie Jugendgruppen und Jugendgruppen der Hansestadt Lüneburg gemeint. Als Ausgleich für die Übernahme von Anschaffungskosten für das Fahrzeug durch den AStA kann dieser eine bestimmte Anzahl von Kilometern jährlich kostenfrei nutzen.

Bei Buchung des Jugendbusses über den SJR muss der Nutzer eine Tagespauschale und einen Preis für die gefahrenen Kilometer zahlen. Der SJR trägt Kosten für Versicherung, Steuern, Kraftstoff. Aufgrund der hohen Reparaturkosten in den letzten zwei Jahren ist die Bereitstellung des Busses für den SJR nicht mehr kostendeckend, so die Aussage des SJR. Das Kosten/Nutzen Verhältnis für den AStA ist davon unabhängig.

Nachhaltige Mobilität für Beschäftigte

Die Leuphana nimmt bereits seit 2010 an dem HVV Proficard (Jobticket) Programm vom Hamburger Verkehrsverbund teil, hierbei bezahlt der Arbeitgeber einen Anteil für das ÖPNV-Abo. Weiter erfolgt von der Leuphana mit der Stadt und dem Landkreis die Abstimmung zu den ÖPNV-Fahrplänen oder dem Standort von Bushaltestellen. Auch die Buslinie 5001, die den Campus bedient, fällt unter die Förderung von Mobilität.

Die Mobilität wird ebenso durch die zehn Diensträder gefördert, die den Bediensteten zur Verfügung stehen. Darüber hinaus gibt es für Fahrradfahrer zahlreiche Angebote wie einen Rad-Aktionstag, die kontinuierliche Erweiterung der Fahrradständer, Unterstützung von KonRad (die Fahrrad Selbsthilfe-Werkstatt des AStA), das StadtRad mit deren Anschubs-Finanzierung und schließlich die StadtRad-Stationen auf dem Campus. Auch ein Lastenrad wurde mittlerweile angeschafft, das auch Studierende ausleihen dürfen. Eine „Schöne-Radrouten“-Karte zur Universität steht zur Verfügung.

Der AStA wiederum kümmert sich um die Vertragsverhandlungen rund um das Semesterticket. Hierfür haben sich niedersächsische Studierendenschaften zusammengetan und ein Landesweites Semesterticket eingeführt.

Ausgleichszahlungen

Für den Ausgleich von Treibhausgasemissionen ist es freiwillig möglich, entsprechende CO2-Zertifikate zur Kompensation zu kaufen. Hierbei haben sich mittlerweile mehrere privatwirtschaftliche Anbieter wie atmosfair, Primaklima oder Klima-Kollekte etabliert. Diese Anbieter kompensieren den Verbrauch von CO2, indem Sie dem Verbraucher entsprechende Zertifikate verkaufen und mit dem Geld in Klimaschutztechnologien investieren. Oftmals sind diese Anbieter bekannt für die Kompensation von CO2 bei Flügen. Beispielsweise wird für das emittierte CO2 beim Flug eine Ausgleichszahlung vom Verbraucher bezahlt.

Die Leuphana kauft keine CO2-Zertifikate, sondern kompensiert intern: Im Rahmen des Projekts klimaneutrale Universität kompensiert die Leuphana intern neben den sechs Fahrzeugen auch Dienstreisen, Abfall und Mensa. Die Uni­ver­sität ist seit 2014 aus ei­ge­nen Pro­jek­ten kli­ma­neu­tral und benötigt da­her kei­ne ex­ter­nen CO2-Neu­tra­li­sa­tio­nen mehr. Mehr dazu findet sich in dem Papier „Climate-neutral and sustainable campus Leuphana University of Lueneburg“, oder im Zwischenbericht aus 2013. Das Forschungsprojekt ist hier beschrieben.  Somit verfolgt die Leuphana den Ansatz intern zu kompensieren statt CO2-Zertifikate zu kaufen.

Der AStA beziehungsweise der Stadtjugendring leisten ebenfalls keine Ausgleichszahlungen.

Was die Zukunft bringt

Fahrzeuge mit alternativen Antrieben bei der Leuphana sind derzeit nicht vorhanden, eine Anschaffung ist derzeit nicht geplant. Die vorhandenen Fahrzeuge sollen noch abgenutzt werden und sollte eine Neuanschaffung erforderlich werden, wird geprüft, welche Antriebsart am effizientesten und wirtschaftlichsten ist, insbesondere unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten, so die Aussage der Universität.

Aufgrund der Kostensituation und des Zustands des Fahrzuges verhandelt der SJR mit der Stadt Lüneburg über ein neues Konzept für die Bereitstellung eines Jugendbusses. Geplant ist, dass ein neueres Fahrzeug genutzt werden kann und die Kosten neu verteilt werden. Der neue Jugendbus steht gegebenenfalls schon 2019 zur Verfügung.

Derzeit stehen zwei Ladesäulen (Typ 2 mit 22 kW) mit je einem Anschluss für Elektro-Fahrzeuge auf dem Campus bereit. Eine Ladesäule befindet sich in der Parkpalette, die derzeit noch öffentlich zugänglich ist. Planungen der Leuphana sehen vor, den Campus autoärmer zu gestalten und neue Zugangsschranken zu installieren, dann könnte die Universität auch den Zugang zur Parkpalette für die Öffentlichkeit einschränken.

Insgesamt finden sich bisher alle Fahrzeuge – sei es von der Leuphana oder dem SJR – nicht in der Auto-Umweltliste vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) wieder. Dieser veröffentlicht jährlich eine Liste von Fahrzeugen, die vergleichsweise geringe Emissionen ausstoßen.


Foto: Jugendbus vom SJR. (c) Christopher Bohlens

Update: 12.09.2019 – 13:00 Uhr – Wir haben das Semesterticket vom AStA ergänzt und die Thematik der Leuphana rund um das Thema Kompensation.

22.12.2019 – Wir haben die Anzahl der Anschlüsse der Ladesäulen korrigiert. Es sind nicht zwei Anschlüsse je Säule sondern nur ein Anschluss je Säule.

Christopher Bohlens

Schreibt immer irgendwas über Hochschule, Politik oder Veranstaltungen, wo es so richtig kracht. Liebt investigativen Journalismus und beschäftigt sich viel mit Daten.

Alle Beiträge ansehen von Christopher Bohlens →