Er ist erst 23 Jahre alt und möchte dieses Jahr in den Bundestag einziehen: Jakob Blankenburg ist einer der jüngsten Kandidaten zur Bundestagswahl 2021. Und er will es schaffen.
Es ist ein grauer Februartag. Der Wind bläst eisig, als Jakob aus dem Zug steigt. Er ist auf dem Weg von Hannover nach Uelzen und macht Halt in Lüneburg. In Hannover wohnt und studiert er, in Uelzen findet am Abend noch eine Sitzung der Kreistagsfraktion statt. Er trägt Jeans, Turnschuhe und einen dunkelgrünen, wetterfesten Parka, dessen Kapuze er über den Kopf zieht, als es zu schneien beginnt. Auf dem Rücken ein großer schwarzer Rucksack: „Wegen der Pendelei ist da immer alles Mögliche drin“, sagt er.
Jakob ist jung und Jakob ist Juso
Jakob Blankenburg bewirbt sich als Kandidat der SPD für den Wahlkreis Lüchow-Dannenberg-Lüneburg bei der diesjährigen Bundestagswahl. Anfang März müssen die Delegierten der Ortsvereine seine Kandidatur noch bestätigen. Weil er aber der einzige Kandidat ist, gilt seine Aufstellung als ausgemacht. Einfach war es dennoch nicht, die Genoss*innen von sich zu überzeugen. Jakob ist jung und Jakob ist Juso. Das sind für manche in der Partei gleich zwei Nachteile zu viel. Viele alte weiße Männer in der SPD möchten lieber einen älteren Kandidaten. Dabei hat der 23-Jährige viel Erfahrung: Er wurde mit 19 zum ersten Mal in ein Kommunalparlament gewählt und ist seit vier Jahren Landesvorsitzender der Jusos in Niedersachsen. Jetzt ist er bereit für den Bundestag.
Jakob sieht nicht besonders erwachsen aus. Eher wie ein sehr groß geratener Teenager. Er ist 2,01 Meter groß, doch alles andere an ihm wirkt jungenhaft. Sein Gesicht ist glattrasiert, die blonden Haare trägt er kurz. Er hat sehr helle Haut, Wangen, die sich schnell röten und eine Stupsnase. Wenn er spricht, überrascht seine tiefe, feste Stimme. Häufig sagt er „genau“ oder „richtig“ – ohne dabei altklug zu wirken.
Wenn Jakob im September in den Bundestag einziehen sollte, wird er einer der jüngsten Abgeordneten sein. Gegen ihn sähe Philipp Amthor, der bisherige Jungstar der CDU, buchstäblich alt aus. Jakob selbst sagt, er sei nur einer von über 80 Jusos, die in diesem Jahr für die SPD in den Bundestag einziehen wollen. Widerwillen gegen seine Kandidatur spürt Jakob dennoch bei manchen Parteiälteren: „Die sagen dann, ich solle erstmal richtig buckeln gehen.“ Nichts anderes hat Jakob in den letzten Jahren getan: Neben seinem Studium in Hannover pendelt er regelmäßig nach Uelzen, um seiner Aufgabe im Kommunalparlament gerecht zu werden. Er arbeitet halbtags für die SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag und berät freiberuflich Politiker*innen und Organisationen.
Frischer Wind
Jakobs Freund Leon findet außerdem, dass frischer Wind in der Politik heutzutage sehr wichtig sei. Nur junge Leute könnten das Image von Parteien als Altherrenvereine verbessern und gleichzeitig andere junge Menschen für die Parteiarbeit begeistern. „Allein deswegen ist Jakobs Kandidatur einfach super“, meint Leon, der selbst SPD-Mitglied ist. Kennengelernt haben sich die beiden auf einer Parteiveranstaltung vor sieben Jahren. Kurz darauf begannen sie zusammen ihr Politik-Studium in Hannover. Heute sind sie beste Freunde.
Jakob habe trotz seiner jungen Jahre viele Qualitäten, die man als Bundespolitiker brauche. Es falle ihm zum Beispiel nicht schwer sich durchzusetzen. Leon glaubt, dass Jakobs Wille und Ehrgeiz im Wahlkampf entscheidend sein könnten: „Denn wenn Jakob sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er es auch durch.“ So wie 2016, als er in Uelzen mit wenigen Unterstützer*innen das Festival gegen Rassismus aus dem Boden stampfte. Jakob sagt, er kämpfe dafür, dass jede*r in unserer Gesellschaft ein gutes Leben führen kann. Er setzt sich ein für Umweltschutz und sympathisiert mit der Klimaschutzbewegung Fridays for Future.
Politisiert hat ihn der Kampf gegen Fracking in der Lüneburger Heide. Mit 16 schloss er sich zunächst einer Bürger*inneninitiative an und absolvierte dann ein Praktikum bei dem heutigen Generalsekretär der SPD, Lars Klingbeil, der sich damals als Abgeordneter in Soltau gegen die Erdgasbohrungen stark machte. Wenige Monate später trat Jakob selbst der SPD bei.
Selbstkritik und Unsicherheit
Neben all der Entschlossenheit ist Jakob auch selbstkritisch. Zum Teil unsicher. Manchmal lässt er sich zu leicht aus der Bahn werfen. Shitstorms oder negative Kommentare auf Social Media verunsichern ihn. „Er gerät schnell in so Negativ-Spiralen“, sagt Leon. Dann brauche Jakob Freund*innen und Familie, die ihn auffangen. Mit öffentlicher Kritik und anonymen Hatern umzugehen, das müsse Jakob noch lernen.
Wenn Jakob im September in den Bundestag käme, dann wolle er sich vor allem für junge Menschen einsetzen. Es könne nicht sein, dass deren Meinungen so oft hinten runterfallen. Er möchte aus seinem Alter einen Vorteil und die SPD für junge Leute endlich wieder wählbar machen.
Anfang März dann die Entscheidung: Jakob wird für seinen Wahlkreis bei der Bundestagswahl antreten. „Ich versuche das Größte und Beste daraus zu machen“, sagt er und klingt selbstsicher dabei. Jakob weiß: Jetzt geht es richtig los.
Titelbild: Pressebild Jusos Niedersachsen/Marcel John